25 Jahre Schulpartnerschaft zwischen dem Regental-Gymnasium und dem tschechischen Gymnasium Rokycany: Mit einem Festabend wurde dieses Jubiläum feierlich begangen. Vor Beginn des offiziellen Teils war eine Herzlichkeit zwischen den Gästen aus Tschechien und den deutschen Gastgebern zu spüren. Viel hatten sie sich zu erzählen.

Schulleiterin Petra Weindl fiel es nicht leicht, die Gespräche zu unterbrechen. „Sie haben später noch Gelegenheit Erinnerungen auszutauschen.“ Manche hatten die Strapazen einer langen Reise auf sich genommen, Einige von ihnen werden noch heute die Rückreise antreten, ließ die Rektorin die vielen Anwesenden wissen. Keine Selbstverständlichkeit seien die 25 Jahre Schulpartnerschaft, so Weindl. Bei Ehepaaren spreche man von Silberner Hochzeit, wenn man ein Vierteljahrhundert verheiratet sei. Nachdem der Eiserne Vorhang 1990 gefallen war, hatte man die Initiative ergriffen. Kollegen beider Schulen seien zu neuen Ufern aufgebrochen. Es sei ein regelmäßiger Austausch daraus geworden. Weindl dankte den Vorgängern beider Schulen sowie den früheren und gegenwärtigen Lehrern für ihr Engagement. Ob ein Schüleraustausch in Zeiten von Smartphones noch zeitgemäß sei? Es sei klar, dass per „Like“-Klick ein persönlicher Freund nicht zu ersetzen sei, bzw. das positive Erleben. Warum man die Sprache des anderen lernen soll? Weindl sagte, dass es neben wirtschaftlichen und touristischen Erwägungen auch eine persönliche Bereicherung darstelle. Interkulturelle Erziehung steigere die beruflichen Chancen. Einen Eindruck vom Klang der tschechischen Sprache vermittelte die Schülerin Agatha, die die Worte von Petra Weindl übersetzte.

Der Schulchor aus Rokycany

Ein wunderbares Unterhaltungsprogramm begeisterte mit seinem hohen Grad der Abwechslung. So trugen Florian Siegmar und Franziska Heß beeindruckende Texte und Gedichte namhafter Künstler mit Bezug auf das Nachbarland Tschechien vor. Die beiden Schulchöre aus Nittenau und Rokycany sowie das Orchester unter Leitung von Dr. Wolfgang Wagner ernteten verdienten Applaus für ihre Beiträge.

 

Bürgermeister Karl Bley hieß die Gäste im Namen der Stadt willkommen. Es seien zwei Welten gewesen damals, die nun freundschaftlich verbunden seien. Sein Dank galt allen, die damals den Mut dazu hatten, aufeinander zuzugehen. Beide Schulen seien Vorreiter gewesen für die Städtepartnerschaft mit Prestice, die zwei Jahre später ihren Anfang genommen habe. Zahlreiche Begegnungen habe es seither gegeben, in der Stadt und im Rathaus, auch zufällige. Bley wünschte der Schulpartnerschaft eine gute Zukunft.

Studiendirektor a. D. Herbert Jindra, einer der Gründer dieser Schulpartnerschaft, erzählte von den vielen gemeinsamen Aktivitäten auf sportlicher und kultureller Ebene, verbunden mit einigen Anekdoten. „Vor 70 Jahren sah es noch anders aus.“ Er selber sei im Böhmerwald geboren, erlebt, wie die Grenze plötzlich mit Brettern vernagelt worden sei, die so selbstverständlichen Beziehungen hüben und drüben zunichte gemacht worden seien. Dann, als der Eiserne Vorhang gefallen war, dachte er sich, dass es doch nicht sein könne, Vorurteile und Misstrauen bestehen, noch dazu wo damals das halbe Kollegium von drüben stammte, unter ihnen auch der frühere Rektor Dr. Josef Klose. Und so hatte man bald Mitstreiter gefunden, unter anderem auch Herwig Schleifer und Hilde Kohler. Die Kommunikation sei damals sehr schwierig gewesen, so Jindra. Briefe haben ein bis zwei Wochen gedauert, per Telefon sei man den ganzen Tag nicht durchgekommen. Mit Spielen habe man den Wortschatz gelernt. Die Partnerschaft funktioniert sehr gut. Jedes Jahr bereichern tschechische Schüler den Pater-Hansen-Tag mit ihren kunstvoll bemalten Ostereiern. „Mein Vater hat einmal gesagt, nie mehr werde ich einem Tschechen die Hand reichen. Gott sei Dank ist es anders gekommen. Danke allen, die dafür eingestanden sind“, so Jindra.

Sona Simankova, die seit 17 Jahren den Austausch begleitet hat, zeigte sich tief bewegt und meinte, sie habe nie geglaubt, dass sie so etwas erleben kann. „Wir haben so viel erlebt und gesehen“, meinte sie rückblickend. „Wir haben uns auch bemüht, dass alles so schön geworden ist.“ Sie dankte allen für ihr Engagement die Jahre über und für die Organisation dieses Abends.

Rektorin Petra Weindl ehrte mit einem zweisprachigen Bildband „Ludmilla“ die „Baumeister dieser Partnerschaft“. Dieses Buch sei durch ein Projekt der Oberstudienrätin Maria Schmid im Deutsch-Kurs entstanden. Ludmilla sei eine Frau, die Europa damals mitgeprägt habe, so Weindl, die dieses Werk an die Gründer der Partnerschaft und an die gegenwärtigen Helfer und Unterstützer sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite überreichte. Gemeinsam erklang die Europahymne „Ode an die Freude“, die ihre Wirkung nicht verfehlte.

Den Festvortrag hielt Dr. Wolfgang Schwarz vom Adalbert-Stifter-Verein München zum Thema „Zwischen Neustart und Weiterentwicklung: 25 Jahre deutsch-tschechische Kulturbeziehungen“. Danach eröffnete er die Ausstellung „In Böhmen und Mähren geboren – bei uns (un)bekannt?“, die zusammen mit dem Festabend Teil des Begleitprogramms zur Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung Karl IV 2016/17 in Nürnberg und Prag ist. Diese Ausstellung ist bis zu den Pfingstferien am RTG auch der Öffentlichkeit zugänglich.