Rund 180 Millionen Tonnen Kohle wurden bis 1982 der Oberpfälzer Erde rund um Wackersdorf-Steinberg entrissen. Eine neue Landschaft entstand. Unter dem Titel  „1000 Hektar neuer  Böden“  referierte der Geologe Peter Krach bei der Akademie Ostbayern-Böhmen. Deren letzte Exkursion führte nach Wackersdorf, wo auf dem ehemaligen Areal der Bayerischen Braunkohlen Industrie (BBI) derzeit die Aschedeponie „Westfeld“ mit einem Millionen-Aufwand saniert wird.

Eine Besuchergruppe der Akademie Ostbayern-Böhmen, geleitet von Hans Fischer und Josef Schönhammer, hatte auf ihrer letzten Exkursion zum Jahresthema „Erde“ die frühere Bergbaugemeinde Wackersdorf angesteuert. Im Rathaus wurde sie Bürgermeister Thomas Falter empfangen, der den Teilnehmern einen kurzen Überblick gab, wie sich die Gemeinde seit dem Kohlenfund im Jahre 1800 entwickelte. Im Anschluss referierte Peter Krach, Geschäftsführer der BASE TECHNOLOGIES, über die Folgen des Bergbaus  mit einem kritischen Blick auf die heute damit verbundenen Herausforderungen.

Auf dem ehemaligen BBI-Areal wird derzeit im Auftrag der Uniper Kraftwerke GmbH die größte süddeutsche Aschemonodeponie mit einem Kostenaufwand von rund 35 Millionen Euro saniert. Seit 15 Jahren beschäftigen sich zehn Personen mit der Bergbau-Nachfolgelandschaft, betonte der Sprecher, bevor er einen kurzen geschichtlichen Abriss zum Kohleabbau machte. Nach der Auskohlung der Reviere Nord und Süd wurden die Kohlegruben geflutet und Abraumhalden wieder aufgeforstet. Auf der rund 2000 Hektar großen Abbaufläche, die anfangs einer Mondlandschaft glich, entstand eine neue Landschaft mit großem Erholungswert. Diese ist heute mit rund 40 Meter hohen durcheinander gemixten Abraumschicht  überdeckt, was an verschiedenen Stellen die eine oder andere Brisanz birgt. Grundsätzlich zieht die Bergbautätigkeit langfristig die Entstehung von Säure nach sich, unterstrich Diplom-Geologe Peter Krach.

{phocagallery view=category|categoryid=418|limitcount=18|displayname=15|displaydetail=0|displaydownload=0|displaybuttons=1}

Die im Zuge der Auskohlung angefallenen verschiedenen Bodenmaterialen wurden teilweise vermischt und verkippt. Daher finden sich oft auf kleinem Raum stark wechselnde Bodenbedingungen. Durch Umlagerung von Pyrit haltigem Material und den Sauerstoff- und Wasserzutritt angestoßene Säurebildung führte zur Versauerung der Böden. Bei normaler Nutzung besteht jedoch keine Gesundheitsgefahr, sagte der Fachmann. Rekultivierungsböden sind meist aus schwach kohlehaltigem Abraum hergestellt. Ein sinkender pH-Wert mobilisiert Schwermetalle und Aluminium die ausgewaschen werden und  in Gewässer und Grundwasser gelangen oder von Pflanzen aufgenommen werden. Abraum ist ein faktisch unendlicher Säurelieferant, insbesondere wenn in ihn eingegriffen wird und der Zutritt von Sauerstoff begünstigt wird. An verschiedenen Stellen rund um die meist sauren Seen sind daher Wasseraustritte, Pfützen auf Böden in Wäldern und Fluren zu beobachten, wie beispielsweise  am „Ockerstrand“ bei Steinberg, am Knappensee oder im „Nordfeld“. Schwarze basische Wasseraustritte sind auch im Areal Loiblweiher zu finden. Hier finden Oxidationsprozesse mit Säurebildung statt und Mobilisierung von Schwermetallen und Aluminium, wobei sich auch die Wasserqualität verändert. „Sie sind nicht zu verhindern und schlicht hinzunehmen“, konstatiert der Geologe.

Ein weiteres Problem ist der Rotschlamm, ein Abfallprodukt aus der Aluminiumproduktion das toxische Schwermetalle beinhaltet, mit einem pH-Wert von 14, der an vier Stellen unter der Erde schlummert. Rund  fünf Millionen Kubikmeter davon wurden am heutigen Knappensee, in der Oswaldmulde, im Gebiet Loiblweiher  und am Krähenweiher verkippt. Auch wenn der ätzende Rotschlamm im Untergrund eingebettet ist, erregt er auch noch Jahrzehnten die Gemüter.

Beunruhigend wirken auch die Eisenausfällungen auf die Bevölkerung, die vielerorts beobachtet werden können. Der Referent führte die Exkursionsteilnehmer abschließend an den Knappensee, wo rostbraune Wasserlachen zu sehen waren. Rund 15 Jahre werden noch vergehen, bis hier  alle Aufgaben bewältigt sind. Geologe Krach bedauert, dass sich viele Menschen keine Gedanken darüber machen wie wichtig unsere Böden eigentlich sind. Die Böden rund um Wackersdorf und Steinberg sind nachhaltig verändert, bilden sich aber über Jahrhunderte wieder neu. In einem Fazit meinte Krach, dass es für eine nachhaltig positive Entwicklung unabdingbar ist, dass Entscheidungsträger, Verwaltung und Kommunen die Prozesse und Gesetzmäßigkeiten der Bergbaufolge verstehen und hinsichtlich neuer Nutzung beachten.

Bei einem Besuch des Industriemuseums erläuterte Museumsführer Josef Hartinger den Exkursionsteilnehmern die beiden  ausgestellten Tagebaumodelle und erzählte Interessantes rund um den Transport der Kohle von der Grube bis ins Kraftwerk Dachelhofen.