Bayerns größter Kreisverband für Gartenkultur und Landespflege feiert „125-Jähriges“

Regensburg. „Wir sind immer am Puls der Zeit", betonte Landrätin Tanja Schweiger bei der Vorstellung des Programms zum 125-jährigen Jubiläum des Kreisverbands Regensburg für Gartenkultur und Landespflege im Albert-Plagemann-Kreislehrgarten in Regenstauf.

Als Vorsitzende steht sie dem 22.500 Mitglieder starken Verein vor, und damit dem größten Kreisverband in Bayern. Von hochwertiger Gartenberatung bis hin zu qualifizierter Ausbildung zum/zur Gartenpfleger/-in bietet der von Geschäftsführerin Stephanie Fleiner geleitete Verband nicht nur im Jubiläumsjahr zahlreiche Möglichkeiten zum aktiven Engagement und zur Nutzung des gebündelten Fachwissens sowie attraktive Veranstaltungen. „Tradition spielt eine große Rolle", wies der Ehrenvorsitzende Karl Pröpstl auf das jährliche Vereinstreffen am 15. August hin. Heuer wird es mit einem kleinen Festakt auf Schloss Wörth, zu dem der Bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber sein Kommen angekündigt hat, begangen. In diesem Jahr feiert auch der Kreislehrgarten in Regenstauf Jubiläum: Vor 35 Jahren legte ihn der damalige Kreisverbandsvorsitzende Albert Plagemann an.

Im Februar 1896 wurde der jetzige Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege (OGV Kreisverband) gegründet. Dieses Jubiläum feiert der OGV Kreisverband in diesem Jahr mit kleineren Veranstaltungen, die es erlauben, auch mal die Gartenhandschuhe wegzulassen. Die Konzertreihe „Kultur im Garten" gehört hier ebenso dazu wie ein literarischer Gartenspaziergang und Yoga im Kreislehrgarten. Beim Festakt am kommenden Sonntag auf Schloss Wörth wird anlässlich des Jubiläums den Vorsitzenden der Obst- und Gartenbauvereine für ihr Engagement gedankt.

Gründungsvorstand: Hans Lotter aus Thumhausen

Im Regensburger Anzeiger, Ausgabe Nr. 113 vom Dienstag, 3. März 1896, ist wie folgt zu lesen: „Regensburg, am Samstagnachmittag, 29. Februar 1896, fand bei M. Aichinger, Baumschulbesitzer, auf Einladung des Lehrers Hans Lotter von Thumhausen eine Versammlung von Obstbauinteressenten aus der Umgebung von Regensburg statt, der 15 Herren anwohnten, von denen die größte Zahl Lehrer waren." So kam es, dass Vertreter aus den Orten Pielenhofen, Nittendorf, Matting, Kareth, Dechbetten, Winzer, Donaustauf, Prüfening, Ziegetsdorf, Mötzing, Kneiting und Thumhausen einstimmig beschlossen, einen Verband, der sich die Pflege und die Förderung des Obstbaus zum Ziel machte, zu gründen. Die hohe Mitgliederzahl von 345 im Jahr 1902, die im Bayerischen Obst- und Gartenbaukalender genannt wird, belegt, dass der Verband „Regensburg und Umgebung" schon damals eine überörtliche Bedeutung hatte.

Ziele: Pflege und die Förderung des Obstbaus

Im Mittelpunkt der damaligen Arbeit stand die Pflege und die Förderung des Obstbaus. Ein weiteres Anliegen war die Verwertung und der Absatz des geernteten Obstes. So wundert es nicht, dass schon im Jahr 1899 vom Verband eine Obstverwertungs- und Verkaufsgenossenschaft für die Oberpfalz ins Leben gerufen wurde. Damals wie heute wurden thematisch passende Fachvorträge, Schnitt- und Veredelungskurse angeboten. Früher allerdings diente das grundlegende Verständnis des Obstanbaus zur Verbesserung der Versorgungsgrundlage und war sozusagen lebensnotwendig. „Heute müssen wir uns zurückbesinnen auf alte Fertigkeiten, damit in unserem ganzheitlichen Tun der Erhalt der Artenvielfalt gefördert wird und wir dadurch wieder den regionaltypischen Geschmack unseres heimischen Obstes erleben können", so Geschäftsführerin Stephanie Fleiner.

Bezirksobstbauverband wird zum Kreisverband

Im Jahr 1909 kam es zur Gründung des Bezirksobstbauverbands in Stadtamhof. Aus dieser Zeit und den folgenden Jahren sind nur wenige Schriften vorhanden. Man kann dennoch ableiten, dass der Obstanbau nach wie vor eine wichtige Rolle spielte. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren ruhte der Verband. 1928 existierte erstmalig der Bezirksobstbauverband Stadtamhof. Aus diesem heraus gründete sich dann mit 34 Obst- und Gartenbauvereinen der Bezirksobstbauverband Regensburg-Land-Stadtamhof.

Durch weitere Jahre der Unruhen und des Zweiten Weltkrieges kam das Verbands- und Vereinswesen zum Erliegen.

1948 wurde der Kreisverband für Obst-und Gartenbau Regensburg-Land vom Landratsamt zugelassen und es kam zur Wiedergründungsversammlung. Am 26. Mai 1950 geht ein Schreiben an alle Obst- und Gartenbauvereine, in dem mitgeteilt wird, dass die Stelle des Kreisfachberaters mit Hans Feichtner wiederbesetzt ist. Er war es, der sich in den folgenden Jahren sehr dafür einsetzte, dass sich in den Ortschaften Obst- und Gartenbauvereine neu gründeten oder ihr Vereinsleben wiederaufnahmen.

Bei der Kreisversammlung am 19. November 1955 stellte Kreisfachberater Hans Feichtner fest, dass der Obstbau im Landkreis in einer sehr starken Aufwärtsentwicklung sei. Es bestünden im Landkreis bereits 50 Vereine mit ungefähr 1.500 Mitgliedern.

Name des Verbands ändert sich mit Anforderungen der Zeit

Ab 1961 hieß der Verband dann „Kreisverband für Obst- und Gartenbau und Blumenschmuck" – ein Zeichen, dass der Blumenschmuck in der OGV-Arbeit immer mehr in den Vordergrund rückte. Ab 1973 führte der Verband offiziell den Namen „Kreisverband Regensburg für Gartenbau und Landespflege" und ab 2009 dann „Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege".

Seit 1955 leiteten fünf Vorsitzende die Geschicke des Verbands

Zwischen 1955 und 1993 gab es fünf Vorsitzende, die die Geschicke des Verbands leiteten. Ab 1993 gibt es zusätzlich eine hauptamtliche Geschäftsführung. Ab 1993 übernahm kommissarisch Karl Pröpstl (Kürn) den Vorsitz, nachdem Siegfried Knott aus Barbing sein Amt niedergelegt hatte. Seit 2018 steht Landrätin Tanja Schweiger als erste Vorsitzende an der Spitze des größten Kreisverbandes für Gartenkultur und Landespflege in Bayern, zu dem mittlerweile circa 22.500 Mitglieder zählen.

51 Kinder- und Jugendgruppen

In den letzten 25 Jahren war ein wichtiger Aufgabenschwerpunkt das Heranführen von Kindern und Jugendlichen an die Zusammenhänge in der Natur. Mittlerweile leisten ehrenamtliche Betreuerinnen in 51 Kinder- und Jugendgruppen der Obst- und Gartenbauvereine wertvolle umweltpädagogische Arbeit. Seit 2003 wird alle zwei Jahre der BMW-Umweltförderpreis für die Kindergruppen ausgelobt.

Dienstleistungsangebot, das sich sehen lassen kann

Im Laufe der letzten Jahre wurde das Dienstleistungsangebot des Kreisverbands für die Ortsvereine immer umfangreicher. Standen in früheren Zeiten die gartenbautechnischen Fragestellungen im Vordergrund, so geht es heute auch um Themen wie Vereinsrecht, Datenschutz, Bildrechte, Aufsichtspflicht und Versicherungen.

125 Jahre Förderung der Gartenkultur und der Landespflege

In all den Jahren setzten und setzen sich Persönlichkeiten mit Willenskraft für die Förderung der Gartenkultur und der Landespflege ein. „Nur durch sie können wir auf mehr als ein Jahrhundert Erfolgsgeschichte zurückblicken. Wenn wir heute vom Erhalt der Artenvielfalt sprechen, dann ist es für die Mitglieder in den Obst- und Gartenbauvereinen schon immer eine Selbstverständlichkeit, sich hierfür ehrenamtlich einzusetzen", lobt Landrätin Tanja Schweiger.

Für die Mitglieder gilt es, die Schönheit der Siedlungen durch entsprechende Bepflanzung und Blumenschmuck zu erhalten. Die das Dorf umgebende Natur mit ihrer regionaltypischen Artenvielfalt ist Erholungsraum und Heimat zugleich. Den Mitgliedern der Obst- und Gartenbauvereine ist dies bewusst und ein Anliegen, sich hier weiterhin einzusetzen.


Blumenbeet im Albert-Plagemann-Kreislehrgarten.        Bild: © H. C. Wagner
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