Mit einem „Glück Auf“ wurde auf dem Museumsvorplatz in Steinberg eine Bergmannsbüste vom HAK-Vorsitzenden Jakob Scharf und Jürgen Müller, dem Vorsitzenden des Knappenverein, feierlich enthüllt. Anlässlich der 110-jährigen Gründung der Bayerischen Braunkohlen Industrie AG wurde durch dem Heimatkundlichen Arbeitskreis der verstorbenen BBI-Angehörigen, tödlich verunglückten Bergleute und gefallenen sowie vermissten Betriebsangehörigen beider Weltkriege ein Denkmal gesetzt.

Für Jakob Scharf, den Gründungsvorsitzenden des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK), ging ein Herzenswunsch in Erfüllung, auch wenn es um die Finanzierung der Büste so manche Diskussion gab. Zum 110-jährigen BBI-Gründungstages wurde im Rahmen einer Festveranstaltung die Bergmannsbüste feierlich enthüllt. Voraus ging ein Festgottesdienst, den Pfarrvikar Andreas Hörbe zelebrierte. Musikalisch wurde die Messe vom Singkreis des Knappenvereins gestaltet. Im Anschluss marschierte die Festgemeinde und zahlreiche Vereine mit ihren Fahnenabordnung zum Braunkohlemuseum. Mit einem Glück Auf im Gedenken an den Museumsinitiator Heinz Korn und Pfarrer Andreas Ulrich enthüllten der HAK-Vorsitzende Scharf und der Knappenvereinvorsitzende Müller die Bergmannsbüste. Der Singkreis unter der Leitung von Rosemarie Rappel sang die Bergmannshymne „Glück Auf, der Steiger kommt“. Pfarrvikar Hörbe erteilte den kirchlichen Segen.

Danach versammelte sich die Festgemeinde im Pfarrheim. Der HAK-Vorsitzende Jakob Scharf dankte in seiner Rede allen Teilnehmern, Vereinen und Sponsoren für ihr Kommen, die damit die Verbundenheit zum HAK, zur Geschichte des Ortes und auch zur bergmännischen Tradition zeigen. „Die BBI wäre heuer 110 Jahre alt geworden, in Wirklichkeit starb sie mit 76 Jahre“, meinte der Sprecher eingangs. Seit 1982 wird die bergmännische Tradition in Steinberg und Wackersdorf hoch gehalten und gepflegt. Neben dem Knappenverein weist der HAK seit Bestehen immer darauf hin, dass der Braunkohleabbau beide Gemeinde geprägt hat. „Ohne Kohleabbau hätte es keine WAA-Diskussion, keinen Industriepark und auch keine Seenlandschaft gegeben. Es ist also nicht nur heimatkundliche Nostalgie und Erinnerung an die geschichtlichen Wurzeln, sondern auch tiefe Dankbarkeit mit der einige leider nichts damit anfangen können oder gar nicht wollen“, sagte Scharf. Dieser merkte wiederholt an, dass er und auch der gesamte HAK sehr enttäuscht sind, dass die Gemeinde bei drei positiven Anträgen im Gemeinderat am Ende keinen Cent Zuschuss gegeben hat. „Dennoch wird diese schöne Büste heute der Gemeinde übergeben, denn sie gehört nicht dem Verein, sondern der Allgemeinheit, der Bürgerschaft von Steinberg am See“, unterstrich Jakob Scharf. Ein Dank galt Bürgermeister Harald Bemmerl für seinen persönlichen Beitrag aus seinen Verfügungsmitteln und dem Bauhof für die Unterstützung sowie einigen Gemeinderäten für private Spenden.

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Bürgermeister Bemmerl, der auch für seinen Amtskollegen Thomas Neidl ein Grußwort sprach, dankte dem HAK, dass dieser für das BBI-Jubiläum aktiv geworden ist und die Feierstunde initiierte. „Ich halte es für sehr wichtig an unsere stolze Geschichte, insbesondere die des Bergbaus, immer wieder zu erinnern, so dass sich unsere Jungen und auch künftige Generationen darüber Bescheid wissen und sich damit identifizieren können." „Wir haben heute die Pflicht und die Verpflichtung unserer ehemaligen Bergleute und Kameraden gegenüber, die ihre letzte Grubenfahrt schon hinter sich gebracht haben, das Wissen um unsere bergmännischen Wurzeln an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben“, sagte Jürgen Müller vom Knappenverein.

Die anschließende Festrede hielt Alfred Jäger sen., der das Rad Zeit bis ins 15. Jahrhundert zurückdrehte, als in der Nähe von Amberg Kohlenflöze entdeckt wurden. Im Jahre 1800 begann die Geschichte des Wackersdorfer Bergbaus. 1807 beschloss das Königliche Oberste Bergamt München die Braunkohlelager als einen für das Vaterland wichtigen Schatz durch Aufdeckungsarbeiten zu bebauen. Am 5. Februar 1906 wurde die BBI gegründet. „110 Jahre nach der Gründung blicken wir auf die wohl wichtigste wirtschaftliche Entscheidung für unsere Region zurück“ konstatierte der Sprecher und lies die wichtigsten Stationen der Braunkohlen-Ära noch einmal Revue passieren.

Die BBI war bis 1982 Dreh- und Angelpunkt, sowohl im politischen, wie auch im gesellschaftlichen und kulturellen Leben. „Die BBI war der Lebensnerv dieser Region auch in der Nachbetrachtung über die Hinterlassenschaft, wie der einen wunderschönen Landschaft, einer Infrastruktur für die Kommunen aber auch die Erhaltung des Industriestandortes mit seinen Arbeitsplätzen“, betonte der frühere BBI’ler und Zeitzeuge. Mit dem Ausspruch „Der heute enthüllte Bergmann soll auf all das hinweisen, was in der Vergangenheit nach Gründung der BBI vor 110 Jahren bei uns durch die Bergleute geschaffen wurde“, beschloss Alfred Jäger seinen Festvortrag.

Sichtlich ergriffen zeigte sich Jakob Scharf, als am Schluss gemeinsam das Lied „Glück Auf, der Steiger kommt“ angestimmt wurde. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Bergmannskapelle des Knappenvereins umrahmt.