Vor drei Jahren erwarben die Architekten Birgit Rieger und Willi Schmid das Anwesen Nr. 4, das Torhaus des ehemaligen Jagdschlosses des Pfalzgrafen Friedrich II., einen spätgotischen Bau, mit dem angrenzenden Steinstadel, in Hirschwald. „Das Anwesen als historisches Ensembles, wollen wir einer denkmalgerechten Nutzung zuführen und dabei sein kulturelles Potential wecken,“ betonte Ing. Willi Schmid gegenüber Landtagsabgeordneten Reinhold Strobl und Bezirksrat Richard Gaßner.

Zu einem Informationsgespräch und Besichtigung waren beide gemeinsam mit Kreisrat Michael Rischke und Georg Söldner, dem Vorsitzenden des Riedener SPD-Ortsvereins, nach Hirschwald gekommen. Seit November 2014 liefen die Arbeiten am mit privaten Mitteln finanzierten Projekt Torhaus Hirschwald, erläuterte Schmid. Es werde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalspflege, dem Bezirk Oberpfalz, der Bayerischen Landesstiftung une der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. Bei einer Führung durch das Anwesen erläuterten die Besitzer, dass der Steinstadel künftig für kulturelle Zwecke genutzt werden solle, „für Kultur, die mit dem speziellen Ort Hirschwald zu tun hat“. Als geschichtsträchtiges Biotop sei es, so Schmid, für unterschiedliche Kunst- und Kulturinteressierte von Bedeutung. So etwa für Historiker, Denkmalpfleger und Architekten „und natürlich auch für Jagdliebhaber“ verwies en die beiden Architekten auf den Hirschwald als eines der traditionsreichsten Jagdgebiete Deutschlands. Aus dem Verbund von Alt und Neu zeigten sie den SPD-Politikern an den renovierten Dachbalken im Stadel auf.

Im Torhaus, führte beim Rundgang Willi Schmid aus, sei im Erdgeschoss eine kleine gastronomische Einrichtung, eine Hutzastubn mit etwa 20 Plätzen geplant. Sie könne Besuchern des Naturparks und den Gästen des Torhauses – im Obergeschoss seien drei Gästezimmer vorgesehen – eine gemütliche Einkehr und die Gelegenheit bieten, Spezialitäten aus der Region zu genießen. Inmitten des gleichnamigen Naturparks gelegen, fassten die Architekten Birgit Rieger und Willi Schmid zusammen, „kann Hirschwald ein Fixpunkt werden für alle, die Naturerlebnisse mit Kunst. Kultur und der Geschichte der Oberpfalz verbinden wollen“.

MdL Reinhold Strobl, Mitglied im Landesdenkmalrat Bayern und stellvertretendes Mitglied Stiftungsrat Landesstiftung Bayern, hob hervor: „Das Problem der Denkmalpflege sind nicht Schlösser wie Neuschwanstein, sondern die vielen Kleindenkmäler, die den Dörfern und Städten ihr unverwechselbares Gesicht und ihre Anmutung verleihen“. Er verwies auf den Artikel 141 der Bayerischen Verfassung „Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts haben die Aufgabe, die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und die Natur sowie die Landschaft zu schützen und zu pflegen“. Bezirksrat Richard Gaßner fügte an: „Der Bezirk ist bei solchen Juwelen gerne dabei. Dies bezieht sich nicht nur auf den Erhalt, sondern auch für die zukünftige Nutzung“. 

Hintergrund:

An der Stelle, die jetzt Hirschwald einnimmt, befand sich bis vor 400 Jahren das Dorf Gumpenhof, dessen Name als Edelsitz bei Beurkundungen bereits in den Jahren 1143 und 1149 gebraucht wird. 1454 überließ das Kloster Ensdorf dem Kurfürsten Friedrich I. den Nutzgenuss von einem ,Gut die Satzung zum Gumpenhofe. Pfalzgraf Friedrich, der später als Kurfürst Friedrich II. hieß, war ein großer Jagdliebhaber und machte aus dem landesherrschaftlichen Hirschwald ein großes Wildgehege. Da ihm das mitten darin gelegene Dorf Gumpenhof wegen des Wildschadens und der zu befürchtenden Wilddiebereien lästig wurde, erwarb er „allmählich auf gütlichem Wege“ sämtliche Gumpenhofener Anwesen zu freiem Eigentum des Kurfürsten. Alle Gebäude mit Ausnahme der Ortskirche wurden niedergelegt und neben dieser ein Jagdschloss mit etlichen Nebengebäuden erbaut. Die neu erstandene Ortschaft, nach damaligem Brauch zur Sicherung gegen räuberische Überfälle mit einer Ringmauer und einem vorgelegten Graben umgeben, erhielt von ihm den Namen Hirschwald.