Der Landkreis Regensburg und seine Kulturpreise 2020

Regensburg. „Die Kulturpreise und ihre Träger zeigen eindrucksvoll die kulturelle Vielfalt im Landkreis", betonte Landrätin Tanja Schweiger bei der Verleihung der Preise für das Jahr 2020. Wegen Corona war die Würdigung der Kulturschaffenden im vergangenen Jahr nicht möglich gewesen. Am Montag, 26. Juli, konnte die Preisverleihung im Aurelium Lappersdorf nachgeholt werden.

Den festlichen Rahmen nutzte die Landkreischefin auch dazu, zwei Kreisheimatpfleger zu verabschieden und einen neuen ins Amt einzuführen. Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler wurden nun auch feierlich vor knapp 100 Gästen als Kulturpreisträger geehrt. Auch die Musikschule „Leticia la Musica" mit Leiterin Simone Schmid als Gewinnerin des Jugendkulturpreises und Herbert Ehrl, der für sein Lebenswerk geehrt wurde, standen an dem Abend im Fokus der Aufmerksamkeit.

Der mit 5 000 Euro dotierte Hauptpreis wurde zum 12. Mal verliehen, den Jugendkulturpreis (1 000 Euro) gibt es erst seit 2016 und den undotierten Kulturpreis für das Lebenswerk seit 2017. „Wir wollen Kultur und die Vernetzung von Kultur sichtbar machen", nannte Tanja Schweiger einen zentralen Grund für die Preisverleihung. 40 Vorschläge waren für den Kulturpreis 2020 eingereicht worden, die mit Vertretern aus verschiedenen Kulturbereichen besetzte Jury wählte schließlich die drei Preisträger aus. Die Landrätin gab bekannt, dass es 2021 keine neue Ausschreibung für diesen Preis geben wird. Sie wies auf die Veranstaltungen des Landkreis-Kulturprogramms 2021 „Kultur schafft Begegnung" hin, das ebenfalls eine hohe Vielfalt und Qualität aufweise. Auch die von den Kulturpreisträgern Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler organisierten Landkreiskulturfahrten erwähnte die Landrätin.

Karl Hoibl und Peter Lutz: Langjährige Dienste in der Heimatpflege

Ein wesentlicher Aspekt der Kulturarbeit im Landkreis ist die Heimatpflege. Daher werden im Landkreis Regensburg seit 1. Mai 1974 regelmäßig ehrenamtliche Kreisheimatpfleger „als sachkundige Berater und Förderer" bestellt, sagte die Landrätin. Mit Karl Hoibl aus Sinzing und Peter Lutz aus Wiesent verabschiedete sie zwei langjährige Kreisheimatpfleger. Beide Kreisheimatpfleger würdigte Tanja Schweiger wie folgt: „Karl Hoibl und Peter Lutz haben sich als Kreisheimatpfleger herausragende Verdienste um unsere Heimat erworben. Sie haben sich in besonderer Weise für den Landkreis Regensburg engagiert und einen beispielgebenden Beitrag dazu geleistet, dass das Regensburger Land auch in Zukunft eine attraktive und lebenswerte Heimat bleibt. Dafür möchte ich mich bei Ihnen beiden herzlich bedanken."

Seit 2004 übte Hoibl dieses Ehrenamt aus. Zudem ist er seit 2002 Ortsheimatpfleger in Sinzing. Mit der Neustrukturierung der Kreisheimatpflege war er dann ab 2009 für die Bereiche Bild, Literatur und Schrifttum zuständig. Der Erhalt der regionalen Geschichte, die Digitalisierung heimatkundlicher Schriften, Webseiten, Bibliographien, Archivpflege und Ausstellungen gehörten zu Hoibls Haupttätigkeiten. „Karl Hoibl geht immer auf die Menschen zu und wird nicht müde, für die Heimatpflege zu werben und ihre Bedeutung herauszustellen", fasste Landrätin Tanja Schweiger zusammen.

Seit 2009 war Peter Lutz aus Wiesent Kreisheimatpfleger mit dem Themenschwerpunkt Denkmalpflege, in seinem Heimatort ist er schon seit 1987 Ortsheimatpfleger. Als große Projekte kümmerte er sich etwa um das Hudetz-Museum sowie die Instandsetzung der Burgruine Heilsberg. Als Kreisheimatpfleger mit Schwerpunkt Denkmalpflege unterstützte er die Denkmalbehörden in Bezug auf die 940 Baudenkmäler und 1 790 Bodendenkmäler im Landkreis Regensburg. „Peter Lutz sah die Denkmalpflege immer als Gemeinschaftsaufgabe. Dabei verfolgte er nie einen dogmatischen Ansatz oder biss sich starr an den Paragraphen fest. Er warb stets für den Dialog, um gemeinsam unser gebautes Erbe für die Nachwelt zu erhalten", erläuterte die Landrätin zusammenfassend.

Robert Böck ist neuer Kreisheimatpfleger

Zugleich stellte Tanja Schweiger den neuen für Denkmalpflege zuständigen Kreisheimatpfleger vor: Robert Böck, bereits Ortsheimatpfleger in Brennberg, übernimmt nun dieses Ehrenamt. Allen drei Kreisheimatpflegern überreichte die Landrätin Urkunden und einen Geschenkkorb, Hoibl und Lutz erhielten zudem eine Gedenkmünze, die zum 110. Geburtstag des früheren Regensburger Landrats Leonhard Deininger erschienen war.

Herbert Ehrl: Ein Leben für die Blasmusik

Die Blaskapelle Beratzhausen stimmte musikalisch auf die Verleihung des Kulturpreises für das Lebenswerk ein. Ihr langjähriger Dirigent Herbert Ehrl erhielt diese Auszeichnung. Die Laudatio auf ihn hielt Kreisvolksmusikpfleger Tobias Lehner. Dieser zeichnete insbesondere das musikalische Wirken Ehrls nach: von den ersten Anfängen bei der 1962 gegründeten Knabenkapelle, der Übernahme der musikalischen Leitung des nun „Blaskapelle Beratzhausen" genannten Ensembles im Frühjahr 1973 über die vielen Preise bei Wettbewerben bis hin zur Berufung als Gautrachtenkapelle seit 1994. „Gut 60 Jahre unermüdliche Aktivität in der Blasmusik, fast 50 Jahre Kapellmeister", hob der Laudator hervor und wies auf Ehrls akribische Arbeit und auf von ihm geschaffene Kompositionen hin. Niemand habe den Kulturpreis für das Lebenswerk mehr verdient als Herbert Ehrl, schloss Lehner die Laudatio. Der Geehrte gab die Würdigung an seine Musikanten weiter, mit einigen musiziert er seit den frühen 1960er Jahren. „Die hätten den Preis genauso verdient", meinte Ehrl.

Leticia La Musica: Simone Schmid bringt bis zu 140 Kinder auf die Musical-Bühne

In die Welt des Zauberers von Oz wurden die Gäste im nächsten Programmpunkt entführt – eindrucksvoll dargeboten von der Musikschule „Leticia la Musica" aus Viehhausen, die den Jugendkulturpreis erhielt. Stellvertretend nahm diesen die Leiterin Simone Schmid entgegen. In der Laudatio, vorgetragen von Dr. Miriam Banas, hörten die Zuschauer etwa von Simone Schmids musikalischen und schauspielerischen Genen, die sie später in Leitungsfunktionen führten. In ihre erste berufliche heilpädagogische Tätigkeit baute sie musikalische und schauspielerische Elemente ein. Später absolvierte sie eine musikpädagogische Ausbildung an der Berufsfachschule in Plattling beziehungsweise eine pädagogische Zusatzprüfung. Eine ausbildungsbegleitende Tätigkeit führte Schmid in die Gemeinde Sinzing, wo sie 2001 ihre eigene Musikschule „Leticia la Musica" (übersetzt: „Musik ist/macht/schafft Freude") gründete. Zu den Höhepunkten wurden die regelmäßig einstudierten und aufgeführten Musicals mit bis zu 140 Kindern sowie Eltern, die als Instrumentalisten tätig sind oder andere Aufgaben übernehmen.

Auch eigene Werke Schmids kamen und kommen zur Aufführung. Für Schmid sei, so Dr. Banas, besonders das „Wir", das Miteinander, wichtig. „Simone Schmid schafft es, mit den von ihr geschriebenen Stücken den Kindern trotzdem einen eigenen Blick und viel Spielraum für die Sache zu lassen. Das ist ein Geschenk, das ihnen im Leben weiterhelfen kann", fasste die Laudatorin zusammen. Die Preisträgerin dankte der Laudatorin, die Schmid für diese Würdigung vorgeschlagen hatte. „Ich bin gesegnet mit Freunden und Kreativen, die meine verrückten Ideen in die Tat umsetzen", sagte die Musikschulleiterin. Für sie sei es ein wesentliches Ziel, Erlebnisse zu kreieren, die zu positiven Erinnerungen werden. „Wir haben viele tolle Kinder in der Gemeinde, die etwas leisten und über sich hinauswachsen."

Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler: „Selbermacher" und Kunstförderer in Adlmannstein

Eine musikalische Anmoderation für die Träger des Kulturpreises lieferte das „Duo 3" (Anka Draugelates und Kilta Rainprechter) mit Verweisen auf die „Hall of Fame" in Adlmannstein. Sie spielten damit auf das Kunstpartner Schaulager und die Galerie an, die Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler betreiben. Die Laudatio auf die beiden Kulturpreisträger 2020 hielt die Journalistin Marianne Sperb. Sie zeichnete die vielen Aktivitäten und Initiativen von „wui" (Wilma und Ingo) nach: 25 Ausgaben des Kunstpartner-Kalenders – auch zur Förderung regionaler Künstler, die Kunstpartner-Galerie als Ort der Begegnung und Kunstvermittlung, die Verwaltung des Nachlasses der aus Reifenthal stammenden Künstlerin Susanne Böhm und der Werke weiterer Künstler. Daraus wurde das Schaulager (2020), das 250 000 Euro kostete und zum größten Teil privat finanziert wird. „Die Auszeichnung würdigt herausragende Verdienste um das kulturelle Leben im Regensburger Land. Wer, wenn nicht wui, sollte den Kulturpreis erhalten?", fragte Marianne Sperb am Ende ihrer Laudatio. Als „klassische Selbermacher" bezeichnete Ingo Kübler sich und seine Partnerin. „Kunst braucht Freunde", ergänzte er und wies damit auch auf Zustiftungen aus privater Hand hin. Sein Dank galt zudem der Gemeinde Bernhardswald, zu der Adlmannstein gehört. Mit einem weiteren Musikstück von „Duo 3" klang die Kulturpreisverleihung aus.


(von links) Landrätin Tanja Schweiger mit den Preisträgern Simone Schmid, Wilma Rapf-Karikari, Ingo Kübler und Herbert Ehrl. Vorne Sängerinnen des Musicals „Der Zauberer von Oz“.           Bild: © Markus Bauer
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