Der vorläufig letzte Gift-Tod

103 Gästen kamen zum letzten Krimidinner des Nittenauer Theater- und Festspielvereines ins Antik.

Die Klänge des „Kriminal-Tango“ verkündeten den Beginn des Stücks. Drei befreundete Ehepaare gehen miteinander essen. Aber schon bald wird klar, dass die Freundschaft doch nicht so problemlos ist. Da werden spitze Bemerkungen über den Geiz des Ehemannes („Nessie“ Krahl zu Sebastian) gemacht oder angedeutet, dass der Mann nur über eine Kochleidenschaft verfügt: „Du bemerkst mich nur, wenn ich nackt auf den Küchentisch liege“, findet Hanne Berlicher.

Als Vorspeise gab es gebackenen Taleggio in der Nusshülle und Salat.

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Im zweiten Akt zeigen sich die Gräben, die zwischen den Einzelnen doch schon immer da waren, aber ignoriert wurden. So kommen Seitensprünge und Vorwürfe auf. „Du redest nur noch von Geld“, kritisierte Beate an Sebastian. Der kontert: „Wenn man keines hat, kann man nicht darüber reden“. Der Erfolg von Lukas Schäfer als Weinhändler ist überschaubar, ist er doch selbst sein bester Kunde. „Wandelnde Minibar“ wird er gern schon mal von seiner Frau genannt. Es zeigt sich auch, dass „Nessie“ Krahl ihren Spitznamen zu Recht hat, denn „sie hat Haare auf den Zähnen und jeder Zahn hat eine andere Frisur“, findet der Ehemann. Und auch zwischen Hobbykoch Günther und Sebastian knirscht es. Nicht der Lektor, sondern Sebastian selbst wollte das Kochbuch seines Freundes verhindern: „“Die Seele der Rindsroulade“ – so ein Schmarrn und ich muss ihn verkaufen“. Wie sehr ihn das trifft, zeigt Günther nicht – oder nur später? Bei Zwiebelsuppe mit Käsecroutons konnte sich jeder so seine Gedanken machen, für wen die Geschichte nicht gut ausgehen wird.

Den dritten Akt überlebt Sebastian Krahl nicht, den ganzen Abend über war ihm schon nicht gut. Ganz klar Gift – meint Krankenschwester Beate und hat auch schon die Idee, dass es blauer Eisenhut sein könnte – den alle im Garten haben. Und schon gehen die Schuldzuweisungen los: schließlich habe jeder der Anwesenden einen Grund gehabt, Sebastian umzubringen. „Ich hätte viele gute Gründe gehabt, ihn umzubringen“, gibt die Witwe sogar selbst zu. Schließlich habe ihr Mann sie jahrelang mit allen möglichen Frauen betrogen. Auch Hanne und Beate waren seine Affären, sogar die Tochter von Lukas und Beate. Für Lukas war klar: es muss eine der Damen sein: „Es gibt nichts Nachtragenderes als Frauen und Elefanten“, fand er. Und Gelegenheit im Laufe des Abends hatte auch jeder: beim Sekt- und Weineinschenken, Günthers selbstgemachte Pralinen, das Essen im Wirtshaus überhaupt…

In der Pause zum letzten Akt wurde der Hauptgang (geschmortes Ochsenbackerl mit Wirsing, Röstschalotten und Brezenknödel vegetarisch: Grünkernpflanzerl mit glasiertem Gemüse und Parmesan) serviert und die Zuschauer konnten sich Gedanken machen über den Täter oder die Täterin.

Fünf glaubten an einen Selbstmord, zwölf Gäste an die Ehefrau als Mörderin. Sechs dachten, Hanne wäre die Mörderin, zwölf meinten, Weinhändler Lukas wäre es, zehn tippten auf seine Frau Beate. 25 Gäste verdächtigten die Wirtin. „die lag regelmäßig vorne, egal wo wir spielten“, meinte Meierhofer. So viele wie nie, 33 Gäste tippten auf Günther, den wahren Mörder. Die größte seiner selbstgemachten Pralinen hatte er mit blauem Eisenhut versetzt. Dass der gierige Sebastian auf die größte hinlangen würde, war ihm klar. Zur Not hätte er noch eine Praline mit Brechwurz gehabt.

Die echte Nachspeise war nicht blauer Eisenhut, sondern Rohrnudeln mit Ingwerzwetschgen.

Christina Fink-Rester war die Glücksfee und zog unter den richtigen Einsendern Michael Völkl. Er gewann Karten zur Premiere zum „Stoapfälzer Jedermann“ am 11. August, bei dem Fink-Rester die Regie führt. Die Dialoge nach dem Tod von Sebastian führten ihn zur Lösung: „Zuerst war von Gift die Rede, als nur die drei Damen beieinander waren. Dann kam Günther und redete auch davon, dass das Opfer vergiftet wurde. Er war aber beim Gespräch über die Möglichkeit einer Vergiftung nicht dabei“.

Die Personen und ihre Darsteller:

Sebastian Krahl, Verleger und Frauenheld: Albert Meierhofer; Vanessa „Nessie“ Krahl, seine Frau: Gerdi Wolf; Hobbykoch Günther Berlicher: Arnold Pöppl; Hanne, seine Frau: Christina Schwarz; Lukas Schäfer, Weinhändler: Fritz Lanzl; Beate, seine Frau: Margret Breuer; Wirtin Adelheid: Fanny Meißel

Seit Herbst 2014 spielte der Theater- und Festspielverein das Stück zwölfmal, unter anderem in Falkenstein, Wenzenbach, Roding, Schwandorf und Regensburg.

2018 wird es mit „Bar jeder Vernunft“ ein neues Krimidinner geben.

Minis im Schnee
Geld weg, Handy nicht da