Ein Oberpfälzer Rapper startet durch – „BBou“ zum Interview in Ensdorf getroffen

Ein waschechter Oberpfälzer erobert zurzeit die bayerische Hip-Hop und Rapper Szene. Der 30-jährige „Michl“ Honig, auch bekannt als „BBou“(Boarischa Bou) ist in Wolfsbach (Gemeinde Ensdorf) aufgewachsen und hat dort eigenen Aussagen nach eine „saugeile“ Kindheit und Jugendzeit erlebt.

Schon in seiner Jugend wurde er durch Rapper-Idole, wie „Kool Savas“ oder der Gruppe „Blumentopf“, inspiriert, eigene Texte zu schreiben. Am Anfang stellte er, wie bereits viele andere vor ihm auch, seine Songs nur auf die Onlineplattform „Youtube“, doch die Zeiten haben sich mittlerweile extrem geändert. Inzwischen hat er schon weit über 100 Songs produziert und mehrere Alben auf dem Markt veröffentlicht. Auf Facebook hat er ein großes Publikum (über 35.000 Fans), wohingegen er auf Youtube schon lange ein richtiger Hingucker ist. Über eine Million Personen klickten seinen Song „Bazis wissen wer da BBou is“ an. Mit den eingängigen melodischen Liedern vom neuen Album „Idylle“, wie z. B. „A Hos a Katz“ oder „Wey a Minsi“ findet er jetzt auch Zugang zu den Leuten, die sich nicht als Fans des Rap und Hip-Hops bezeichnen. Auch diese Ohrwürmer haben schon lange die 100.000 Zuschauer erreicht. BBou ist ein lebenslustiger Mensch, der nach Beginn seiner Arbeitslosigkeit seine Musik kurzerhand zur Hauptbeschäftigung machte und so mit guten Freunden, die auch bekannte Rapper der lokalen Szene sind, wie „Kiste“, „Maniac“ oder „Liquid“, durchstartete. Er war bei Ringlstetter-TV (BR3) und weiteren TV-Produktionen eingeladen, spielte u.a. in München, Regensburg, Berlin, aber auch in Salzburg, Wien oder Linz. Für unsere Zeitung war der sympathische Vilstaler für ein spontanes Interview in seiner vertrauten Umgebung, dem Asam Cafe in Ensdorf bereit.

 

 

Gattaut: Lieber BBou, 2015 war bestimmt nicht Dein bestes Jahr. Deine Firma ging Insolvenz und dein Hobby Musik zu machen wurde plötzlich dein einziges Standbein. Wie kam es dazu das der Oberpfälzer „Mundart-Rap“ so erfolgreich wurde und wer hat Dir dabei so unter die Arme gegriffen?

 

 

BBou: Ich mache ja schon längere Zeit Musik. Wenn man künstlerisch aktiv ist und dabei bleibt, wachsen die Kontakte natürlich und man lernt viele Menschen kennen. Als ich meine Arbeit verlor, war ich sozusagen schon lange mitten drin im Geschehen. In Musiker- oder allgemein in Künstlerkreisen unterstützt man sich „eh“ gegenseitig. Der Austausch untereinander hatte und hat auf die Qualität meiner Musik immer einen sehr positiven Einfluss. Unter die Arme gegriffen hat mir in gewisser Maßen jeder, mit dem ich über die Jahre Musik- und Lebenserfahrungen austauschen durfte und natürlich alle Leute denen meine Musik gefällt und die meine Konzerte besuchen.

 

 

Gattaut: Seit ca. 8 Jahren bist du als Musiker „BBou“ aktiv. Zuerst aus Spaß an der Freude ohne Bezahlung, doch vor fast 3 Jahren kam dann auch das Kommerzielle auf dich zu. Wie hat das dein Leben verändert? Gibt es jetzt mehr Druck beim Veröffentlichen neuer Lieder?

 

BBou: Nein, überhaupt nicht. Den meisten Druck mach ich mir schon selber. Seit ich mit meiner Musik Geld verdiene hat sich meine Einstellung dazu nicht verändert. Dadurch, dass ich mein eigener Chef bin und keinen vorgegebenen Tagesablauf habe, werde ich gnadenlos mit mir selber konfrontiert. Da hat man ja erst wirklich die Zeit um sich mit sich selbst zu beschäftigen. Sonst war ich ja immer zu sehr abgelenkt um meine Aufgaben zu erfüllen. Ich mach Musik aus Spaß an der Freude und freue mich wenn ich Leute damit unterhalten kann. Wenn jemand über ein Lied lachen kann oder ich ihn zum Nachdenken anrege, hab ich alles erreicht, was ich wollte. Unter Druck setzen lass ich mich da nicht, nur von mir selber eben. Dass ich arbeitslos wurde, war übrigens das Beste was mir passieren konnte. (lacht)

 

Gattaut: Du hattest damals schon das Motto „Have Fun und hau Di zam“. Dinge wie das exzessive „Saufen“ oder „Kiffen“ werden in deinen Liedern sehr häufig beschönigt. Gab es dahingehend schon mal Probleme mit den Behörden oder der Polizei?

 

BBou: Nein, noch nie. Viele stellen Cannabis als eine schlimme Droge hin, doch genaugenommen ist es ja eher eine Heilpflanze. Ich habe meinen Alkoholkonsum über die letzten Jahre sehr reduziert. Alkohol lähmt dich, lässt dich Dinge verdrängen, bei denen es besser wäre sich mit ihnen zu beschäftigen. Alkohol ist in der Gesellschaft anerkannt. Die Leute hinterfragen den Alkohol nicht, verdrängen Dinge, machen einfach so weiter und vergessen zum Schluss ihre Gesundheit komplett. Am Ende unseres Lebens kommen wir sowieso nicht drum herum sich unseren inneren Ängsten und Emotionen zu stellen. Diese trägt man schließlich solange mit sich rum bis man seine körperliche Hülle verlässt. Man kann vor sich selber nicht weglaufen. Cannabis beispielsweise bringt dich dazu Dinge zu hinterfragen und nachzudenken. Es kann alles ein Genuss- oder ein Suchtmittel sein. Es kommt immer auf den vernünftigen Gebrauch und die Dosis an.

 

Gattaut: Dein neues Album „Idylle“ steht, wie du selber behauptest, für die Integration in deiner Heimat. Warum bist du, laut eigenen Aussagen, der ultimative Botschafter für Oberpfälzer Kulturgut?

 

BBou: Auch wenn ich schon 30 Jahre bin, zähle ich mich schon noch zur neuen Oberpfälzer Generation. Meine Lieder sing ich so wie ich auch mit meiner Mama daheim rede. Ich verwende kein massentaugliches Bayerisch, weil mein Oberpfälzisch das eben nicht ist. Die Oberpfälzer sind ohnehin etwas wie die Gallier von Bayern, schon ein bisschen abgegrenzt vom Rest was bestimmt auch dem rauen Dialekt zuzuschreiben ist. Ich glaube, dass meine Musik, besonders durch den exotischen Sprachcodex der Oberpfalz, für viele interessant ist. In den großen Medienanstalten in Bayern wird eher ein massentaugliches bayrisch gewünscht und gefördert. Mit meinen Liedern bin ich da wirklich so eine Art Botschafter aus und für die Oberpfalz. (lacht) „I bin hald in da Oberpfalz aafgwaxn und aas dem Bewusstsein asse entsteyt a mei Mucke. Alloa des macht mi, moan i doch, scho mal zu an oberpfälzer Botschafter“

 

Gattaut: Du bist sehr naturverbunden, gehst öfters mal in den Wald und verzichtest oft auf Handy und andere High-Tech Artikel. In deinem neuen Beruf wird es ja wohl nicht immer ohne diese Dinge funktionieren. Wer kümmert sich um Booking und PR-Arbeit?

 

BBou: Meine Bookings organisiert mein guter Freund Markus, der in einer Münchner Konzertagentur tätig ist. Ohne ihn wäre mein Terminplan in dem Umfang nicht möglich. Um den Vertrieb meiner Musik kümmert sich ein Independent-Label aus München. Für die hereinbrechende E-Mail Flut werde ich mir für die Zukunft eine nette Freundin ins Boot holen, so eine Art E-Mail-Managerin. (lacht)

 

Gattaut: Drei Stichwörter – Als Antwort bitte nur ein Satz

Liebe? BBou: Alles ist Liebe.

Religion? BBou: Religion ist der Tot der Spiritualität.

Politik? BBou: Politiker, alles Marionetten, von Banken gesteuert.

 

Gattaut: Du wirst, das war zumindest meine Erfahrung, oft in Verbindung mit Hans Söllner gebracht. Doch ich glaube da wirst du nicht begeistert sein, da du ja keine politischen Botschaften weitergibst.

 

BBou: In einem Atemzug mit Hans Söllner genannt zu werden schmeichelt mir natürlich sehr. Doch wie du schon richtig gesagt hast, ist meine Musik nicht wirklich politisch motiviert. Hans Söllner hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Den nutzt er klug aus und plädiert an die Menschlichkeit und um ein „Liebevolles Miteinander“. Das ist das Höchste was man als Künstler tun kann. Das versuche ich auch, nur auf eine sanftere und subtilere Art und Weise, glaub ich zumindest. (lacht) Parallelen zwischen seiner und meiner Musik gibt es dann schon. Zum Beispiel bringe ich meinen Groll gegen das Schulsystem zum Ausdruck, durch das wir alle durchgezwungen wurden und immer noch werden um zu funktionieren, blind zu gehorchen und nichts in Frage zu stellen. Der Hans geht da auch in diese Richtung.

 

Gattaut: Welche Botschaft oder welchen Ratschlag willst du unseren Lesern und deinen Fans mit auf den Weg geben?

 

BBou: Schenkt euren Mitmenschen Liebe und seid für Andere da.

 

Die nächsten Konzerte von Bbou sind am 02.11.2017 in Cham und am 4.11 in Bad Tölz. Doch schon bald ist er auch wieder in unserer Region zu sehen. Ein echter Geheimtipp für gute Laune, den sie keinesfalls versäumen sollten. Die genauen Auftrittstermine werden wir rechtzeitig bekannt geben.

 

 

 

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