Infoveranstaltung „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“

Im Rahmen der bayernweiten Aktionswoche „Zu Hause daheim“ hatte die Servicestelle für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landratsamt kürzlich interessierte Bürger sowie Menschen, die mit der Senioren- und Behindertenarbeit befasst sind, zur kostenlosen Infoveranstaltung „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“ eingeladen.

Damit man auf die Lebensumstände, die das zunehmende Alter mit sich bringe, vorbereitet sei, sollte man sich rechtzeitig darüber Gedanken machen, wie man seinen Lebensabend verbringen möchte. Fest stehe,   dass ältere Menschen - auch wenn sie auf fremde Hilfe angewiesen seien - selbstbestimmt in vertrauter Umgebung wohnen möchten, so stellvertretender Landrat Willi Hogger bei der Begrüßung.

Uta Hildt, Vorsitzende des Bewohnervereins „Allmeind“ in Burgweinting, stellte das Mehrgenerationenwohnen vor. Sie und ihr Mann leben seit neun Jahren im „Allmeind“ (Alle miteinander), dem ersten Oberpfälzer Mehrgenerationenwohnen. „Mehrgenerationenwohnen bringt Lebensqualität und Vielfalt“, stellte sie fest. Grundsatz sei, miteinander leben, um füreinander da zu sein. Das Allmeind biete 31 Mietwohnungen auf drei Etagen mit Terrasse oder Balkon, neun davon seien sozial gefördert. Für Familie, Freunde und Besucher stehe ein Gästeappartement bereit. Zudem gebe es einen Veranstaltungsraum mit Küche, einen Gemeinschaftsgarten sowie Wasch- und Trockenräume. „Interessant ist die Geschlechterverteilung: 24 Prozent sind Männer, 76 Prozent Frauen, 39 Prozent sind über 60 Jahre alt. Im Haus wohnen 16 Kinder und Jugendliche sowie sechs Hunde und Katzen“, erklärte die Referentin. Einerseits könne man hier selbstbestimmt in seiner Wohnung leben, andererseits stehe auch das Miteinander im Vordergrund. „Wir bieten regelmäßige Aktivitäten wie Qui Gong, den Kaffeeklatsch, die Singgruppe und den Lesetreff an und machen gemeinsame Ausflüge“, so Hildt. Daran könne jeder Bewohner nach Belieben teilnehmen. Auch die generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe spiele eine wichtige Rolle. Das Konzept sei jedoch nicht für eine dauerhafte Pflege ausgelegt, erklärte Hildt: „Das können wir nicht bewältigen.“

Brigitte Herkert von der Koordinationsstelle „Ambulant betreute Wohngemeinschaften in Bayern“ erläuterte das Konzept von WGs mit ambulanter Betreuung. Hier wohne man innerhalb eines räumlichen Gefüges und führe einen gemeinsamen Haushalt. Kernpunkt dieser Idee sei, dass hier Menschen zusammenkommen, die denselben Betreuungs- und Pflegebedarf hätten. Mittlerweile gebe es in Bayern 350 solcher WGs. „Die Demenz-WGs sind der Ursprung dieser Wohnform“, erklärte Herkert. Rund 40 Prozent seien Wohngemeinschaften, in denen Menschen mit Intensivpflegebedarf untergebracht seien. In diesen Wohnungen könne man „wohnen bis zum Schluss“. Das Konzept werde an die Mieter angepasst und nicht die Mieter an das Konzept, so die Referentin. Da der Gesetzgeber für diese Wohnform gewisse Regeln vorgebe und die Selbstbestimmung der Bewohner fordere, bestimmen die Mieter beziehungsweise deren Angehörige die Art und den Umfang der Betreuungs- und Pflegeleistungen. Von Vorteil sei, dass sich die Bewohner die Kosten für die Dienstleister teilen könnten und sowohl einen gemeinsamen Wohnraum sowie einen individuellen Wohnbereich als Rückzugsort hätten. „So eine WG sollte sich von einem Pflegeheim unterscheiden. Wenn ein Stück Normalität, Familie, Geborgenheit und Selbstbestimmung da ist, dann ist das Ziel erreicht“, schloss die Referentin ihren Vortrag.

Michael Drindl, Seniorenbeauftragter des Marktes Regenstauf, und Babara Meier, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Regenstauf, stellten ein Projekt vor, das noch in den Kinderschuhen stecke. Es nennt sich „Wohnen für Hilfe“ und impliziert Wohnpartnerschaften zwischen Jung und Alt. In Regenstauf  gebe es genügend Wohnraum, aber es seien nur noch wenige junge Leute da, erläuterte Drindl die Problematik. Hier komme das Projekt zum Zug: unentgeltliche Gegenleistungen für den Vermieter statt der ortsüblichen Miete. Die Konditionen würden vorab von beiden Parteien vereinbart. So könne beispielsweise ein Student bei einem Senior einziehen, ihm im Haushalt oder Garten helfen, für ihn einkaufen oder gemeinsam mit ihm spazieren gehen. Pflegeleistungen seien jedoch ausgenommen. Im Gegenzug dürfe der Student - bis auf eine Begleichung der Nebenkosten - mietfrei wohnen. „Die Projektbetreuung ist im Mehrgenerationshaus angesiedelt. Wir sind die Mittler, bei uns läuft das Ganze zusammen“, so Drindl.

Die Veranstaltung habe gezeigt, dass selbstbestimmtes Wohnen auch im Alter möglich sei. Man sollte sich vorab über die möglichen Wohnformen informieren, denn der letzte Lebensabschnitt müsse nicht zwingend in einem Alten- oder Pflegeheim verbracht werden, schloss die Leiterin der Servicestelle für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landratsamt, Petra Haslbeck, die Vortragsreihe und bedankte sich bei den Referenten. Auch stellvertretender Landrat Willi Hogger bedankte sich für die Informationen:  „Man kommt ja irgendwann auch einmal selbst in das Alter.“

Nähere Informationen bei der Servicestelle für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landratsamt.

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