Ein Info-Center gibt Auskunft zum Bau der Großen Regenbrücke in Nittenau

Nittenau. Was passiert derzeit auf der Baustelle der Großen Regenbrücke? Es ist ein Thema, das die Menschen bewegt und vor allem die Frage, bis wann mit der Fertigstellung gerechnet werden kann. Darunter gibt es Zeitgenossen, denen es nicht schnell genug gehen kann.


„Geht hier eigentlich etwas vorwärts?" Vor allem, wenn direkt vor Ort kein Fortschritt erkennbar ist, tauchen Zweifel auf. Das hat auch die Stadt Nittenau und das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach erkannt und ein Info-Center angrenzend an die Baustelle eröffnet, genauer, in der Berghamer Str. 3.

Auf Schautafeln ist die bisherige Vorgehensweise dokumentiert, inklusive aller Schwierigkeiten, Erkenntnisse, denen die Fachleute bei Planung und Ausführung wirksam begegnen mussten, einerseits, um das Bauwerk mit aller Sorgfalt und stets mit dem Sicherheitsaspekt begleitet, beginnen und fortführen zu können. Immer im Auge behielten die Fachleute die Sicherheit der Bevölkerung, insbesondere der Anlieger.

Bei der Eröffnung des Info-Centers durch Dipl.-Ing. Roman Beer, Behördenleiter des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach, sowie die Mitarbeiter Hannes Neudam und Markus Lingauer und Bürgermeister Benjamin Boml, wurden die Schautafeln vorgestellt, bei dem sich Interessierte zu den Öffnungszeiten buchstäblich ein Bild von der Maßnahme machen können.

Warum wird gebaut? Gefährliche Risse und Material-Korrosion führten unweigerlich zu dem Ergebnis, dass diese Brücke in einem stark verbrauchten Zustand sei und daher am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sei. Um den Verkehr wenigstens in eine Richtung aufrechterhalten zu können, wurde parallel zur neuen Brücke eine Behelfsbrücke errichtet.

Was dauert eigentlich so lange? In die Planungen hinein spielt die Historie des Ortes hinein. Im zweiten Weltkrieg wurde Nittenau bombardiert, wobei die Brücke zerstört worden war. Deshalb mussten die Planer davon ausgehen, dass in den Tiefen des Flusses eine gewisse Gefahr von dort lagernden Bomben schlummert. Notwendig war daher der Einsatz von Gerätschaften, die den Bereich nach Sprengmitteln orten. Eine Vorsichtsmaßnahme, glücklicherweise bestätigte sich der Verdacht nicht. Corona bremste ohnehin die Maßnahme aus, erschwerend wäre dann die Evakuierung der Bevölkerung und insbesondere der beiden Seniorenheime hinzugekommen. Die Intensivstationen in den Krankenhäusern waren am Rande ihrer Belastbarkeit angekommen, und so wollte man auch kein zusätzliches Risiko eingehen, betonte Hannes Neudam.

Historisch Interessierte werden ebenfalls im Info-Center fündig. Wie wurden früher solche Brücken gebaut? Faszinierend erweisen sich die Stützpfeiler aus Hartholz, die sich erstaunlicherweise als überaus tragbar zeigen und ihrer Rolle als Stütze mehr als gerecht werden. Heute, sowohl für die Behelfsbrücke als auch für die neue Große Regenbrücke wird Stahlbeton verbaut.

Auch wenn man vor Ort nichts erkennen kann, was den Baufortschritt betrifft, im Amt werde mit Hochdruck gearbeitet. Und bisher ist auch eine Menge passiert.

Bereits im Jahr 2007 konnte die alte Dreifeldbrücke der sogenannten Brückenklasse 30 mit einem Überbau von 1950 nur durch Sofortmaßnahmen für die Straßenbenutzung gesichert werden. Die Verschlechterung des Gesamtzustandes in den Folgejahren führte dazu, dass im Jahr 2014 eine Tonnagebeschränkung auf 12 Tonnen und im Juni 2015 eine weitere Herabstufung auf 7,5 Tonnen notwendig war. Im Jahr 2016 wurde mit der Verlegung eines lastverteilenden Geogitters eine weitere Sofortmaßnahme durchgeführt. Aufgrund der mittlerweile weiter fortgeschrittenen Schädigung der Brücke wurde im Mai 2018 eine weitere Herabstufung auf 3,5 Tonnen sowie eine Reduzierung auf eine befahrbare Spur notwendig.

Auf Grund der zahlreichen innerörtlichen, insbesondere wasserwirtschaftlichen, aber auch straßenbaulichen Zwangspunkte wurde im Zuge der Entwurfsplanung 2015 eine komplexe Voruntersuchung für den Brückenneubau durchgeführt. Die Voruntersuchung zeigte auf, welche Lösungen bei Berücksichtigung der Zwangspunkte für die Erneuerung möglich sind. Letztendlich ergab sich als Lösung ein sogenannter „Großer Mittelbogen" mit höhen- und lagemäßiger Optimierung in Anbetracht der Zuwegungen, bestehende Bebauung und Ermöglichung der Behelfsbrücke" zur Erneuerung der Großen Regenbrücke in Nittenau. Diese Variante berücksichtigt die Ziele des Hochwasserschutzes (allgemeine Vorgabe des amtlichen Sachverständigen der Wasserwirtschaft) und die Vorstellungen der Stadt Nittenau auch in Bezug auf die historische Bogenbrücke an dieser Stelle im Bereich der Ortsdurchfahrt.

Ein weiterer Knackpunkt bei der Planung bildet das altbekannte Problem in und um Nittenau herum: das Hochwasser: Im Umfeld der Großen Regenbrücke planen das Wasserwirtschaftsamt Weiden und die Stadt Nittenau auf einen längeren Flussabschnitt die Hochwasserschutzmaßnahme Nittenau. Die Erneuerung der Großen Regenbrücke und das wasserwirtschaftliche Hochwasserschutzvorhaben werden aufgrund der unterschiedlichen Auswirkungen und aufgrund des unterschiedlichen Betroffenenkreises als getrennte Maßnahmen betrachtet, die zeitlich voneinander entkoppelt sind. Dies ist insbesondere der vordringlichen Erneuerungsbedürftigkeit der maroden Brücke geschuldet. Die gewählte Entwurfslösung erfüllt bereits vor Realisierung des Hochwasserschutzvorhabens die wasserwirtschaftlichen Vorgaben und wurde mit dem geplanten Hochwasserschutzvorhaben Nittenau abgestimmt. Naturschutz- und Tierschutzaspekte mussten ebenfalls berücksichtigt werden.

Die Behelfsbrücke zur Aufrechterhaltung des Verkehrs wurde am 21. Dezember 2020 für den Verkehr freigegeben. Zwischenzeitlich laufen die Vorbereitungen für die europaweite Ausschreibung des eigentlichen Brückenneubaus der Hauptbrücke. Der Bauvertrag wird voraussichtlich im August 2021 vergeben sein. Noch im Jahr 2021 soll die bestehende Regenbrücke abgebrochen werden. In den Jahren 2022 – 24 wird die neue Große Regenbrücke hergestellt, informierte Roman Beer.

Für interessierte Bürgerinnen und Bürger wurde in der Bauführung in Nittenau (Berghamer Straße 3) ein Info-Center eingerichtet. Die Öffnungszeiten Mo – Fr 9.00 – 11.00 und Mo – Do 15.00 – 17.00 Uhr. In diesem Zeitraum wird immer jemand vom Staatlichen Bauamt als Ansprechpartner vor Ort sein (bzw. in der Bauführung im 1. OG, über eine im Info-Center installierte Klingel erreichbar).

Darüber hinaus können Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern gerne jederzeit an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. gerichtet werden.

Direkt am Brückenprojekt, vor dem Info-Center: Roman Beer, Benjamin Boml, Hannes Neudam und Markus Lingauer           Bild: © Ingrid Schieder
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