Schwandorf. Vor 100 Jahren hätte sie nicht hier stehen können, sagt Katharina Joho. Als Mutter von zwei Kindern, die auch noch arbeitet. Beim Jahresempfang der DGB-Region Oberpfalz aber war es eine Selbstverständlichkeit, dass die bildungspolitische Sprecherin ihre Forderungen nach mehr Mitbestimmung und Gleichberechtigung bekräftigen durfte.

Der Jahresempfang der DGB-Region Oberpfalz gehört für Gewerkschaftsfunktionäre, Behördenleiter und Kammer-Vertreter zum Pflichttermin. Unter die 110 Gäste mischten sich am Dienstag in der  Spitalkirche auch zahlreiche Landräte, Bürgermeister und Mandatsträger der Oberpfalz. Landrat Thomas Ebeling betonte die gute wirtschaftliche Lage im  Landkreis Schwandorf mit einer Arbeitslosenquote von unter drei Prozent und forderte Gewerkschaft und Politik auf, die Rahmenbedingungen so zu setzen, „dass es auch so bleibt“. Oberbürgermeister Andreas Feller entbot den Gruß der Stadt.

Die Abteilungsleiterin „Bildungspolitik“ beim DGB Bayern, Katharina Joho, spürt die „Zukunftsängste der Bürger“ und macht dafür die etablierten Parteien verantwortlich. „Wir müssen den Menschen wieder zeigen, dass sie zählen“, so die Forderung der Gewerkschaftsfunktionärin. Damit ließe sich der Rechtsruck aufhalten. Katharina Joho wünscht sich „gute Arbeits- und Lebensbedingungen, engagierte Betriebs- und Personalräte, verantwortungsvolle Arbeitgeber und eine ausgleichende Regierung“.

Bild: Katharina Joho (c) by Rudolf Hirsch

Mitbestimmung und Tarifbindung sind für die DGB-Vertreterin unabdingbar und würden dafür sorgen, „dass die Beschäftigten zufrieden und produktiv sind und sich ihrem Unternehmen verbunden fühlen“. Doch die Realität sehe anders aus. Für 2,5 Millionen Beschäftigte in Bayern gebe es keinen Tarifvertrag und damit weniger Geld und weniger Urlaub. Und: „Die Reichen versuchen auf dem Rücken der Beschäftigten noch reicher zu werden“.

Mit dem Wandel der Arbeitswelt und der Globalisierung stehe das Recht auf Mitbestimmung vor einer Bewährungsprobe, so die Rednerin. Mit dem technischen Fortschritt würden die Grenzen zwischen Privatsphäre und Berufsleben verschwimmen. Vom Bürokratieabbau dürfe die Dokumentationspflicht beim Mindestlohn nicht betroffen sein. Katharina Joho beobachtet eine zunehmende Aufweichung und stellt fest: „1,8 Millionen Beschäftigte sind 2016 um den Mindestlohn geprellt worden“. Ihre Forderung an die politischen Entscheidungsträger: „Schafft endlich ein Tariftreue- und Vergabegesetz!“.

Für die DGB-Bildungsreferentin zementiere das dreigliedrige Schulsystem die sozialen Unterschiede der Kinder. In keinem anderen Bundesland spiele das Elternhaus eine so große Rolle für die Bildungskarriere wie in Bayern.