Regenstauf. Nahezu lautlos ist es - nur das vereinzelte und leise Knacken von kleinen Granitsteinchen lässt erahnen, dass hier jemand seine Kreise zieht. Der Tag verspricht heiß zu werden. Es ist gerade dreiviertel Neun. Ich treffe mich mit dem noch 93-jährigen Elektromeister und ehemaligen Gemeinderat Richard Viehbacher.

Seinen klappbaren Rollator in der Rechten - links hält er sich am Handlauf fest - geht er die drei Stufen hinunter in den Hof. Ich biete ihm Unterstützung an, Richard Viehbacher aber meint, das muss er schon selber schaffen. Und er macht es souverän.

Auf die Frage, ob er nun jeden Tag unterwegs sei, meint er: „Ich stehe täglich um 06:30 Uhr auf“. Nach dem Frühstück geht`s dann los. Für das „Fotoshooting“, so hat er mir gesagt, hat er halt auf mich ein wenig gewartet.
Richard tastet sich gekonnt l aus seinem Grundstück auf die Gerhard-Hauptmann-Straße. Deren Überquerung mit dem Rollator ist, ebenso wie auch für Personen mit dem Rollstuhl oder Mütter mit dem Kinderwagen, hier schon eine kleine Herausforderung. Gegenüber Viehbachers Anwesen befinden sich das Ärztehaus, ein Supermarkt und Geschäfte. Hier fließt immer Verkehr.

Man muss „scho aufpassn und genau schaugn“, meint Richard Viehbacher. Da auf der gegenüberliegenden Gehwegseite am angrenzenden Ärztehaus kein abgesenkter Bordstein vorhanden ist, bleibt Richard Viehbacher nichts anderes übrig, als nahezu ungeschützt am rechten Fahrbahnrand gehend die Gerhard-Hauptmann-Straße bis zur Tankstelle zu gehen, um dann hier die Straße sicher überqueren zu können.

An vielen anderen Stellen der Marktgemeinde finden sich ebenfalls verbesserungswürdige Stellen, die geändert werden müssten.
2. Bürgermeister Hans Dechant sagt, dass sich im verkehrlichen Bereich vieles ändern wird. Schließlich steht ja die grundlegende Erneuerung der Ortsdurchfahrt Regenstaufs an. Absenkungen der Bordsteine wird es geben und das so „rumpelige“ Kopfsteinpflaster soll gegen eine ebene und rutschsichere Fläche ausgetauscht werden.

Die Baumaßnahmen an der Ortsdurchfahrt erfordern schwerwiegende Eingriffe in den fließenden Verkehr. Ursprünglich war angedacht gewesen, für einige Monate die komplette Durchfahrt zu sperren, so Dechant. Jedoch erfuhr die Marktgemeinde Gegenwehr von den dort ansässigen Geschäftsleuten.

Bereits in 2016, bei einer Ortsbegehung durch die Marktgemeinde und den 1. Bürgermeister Siegfried Böhringer, stellte man die Notwendigkeit von Verbesserungen fest. Damals war Viehbacher, der von 1972 bis 1996 dem Marktgemeinderat angehört hatte, maßgeblich mit daran beteiligt, dass Rollator-Nutzer, Rollstuhlfahrer und Mütter mit ihren Kinderwägen dann sicher unterwegs sein können. Richard Viehbacher hatte bei der Begehung auch festgestellt, dass für Menschen mit Rollator der Gehweg im Hauptstraßenbereich teilweise zu schmal ist. Für sie sind die Wege ein gefährliches Unterfangen, zumal diese Menschen ja auf den sicheren Rollator angewiesen sind. Ein „Abkippen“, verursacht durch zu schmale Gehwege, wäre fatal für diese Leute, argumentiert er.

Bei meinem „Ausflug“ mit Richard stelle ich fest, dass er nicht nur besonders aufmerksam und sicher die Straße überquert, sondern dies auch ungewöhnlich schnell tut. Manch ein „Junger“ kommt da schwer mit... Die Überquerungshilfen (Mittelinseln) an der B 15 nutzt der einstige Elektromeister geschickt und sicher. Festgestellt muss allerdings werden, dass die auf der Verkehrsinsel angebrachten Verkehrsschilder für manch kleineren Menschen (z.B. auch Kinder) eine Sichtbehinderung darstellen.
Auf dem Geh- und Radweg angekommen, wählt Richard die rechte Seite und marschiert weiter in Richtung Ortskern. Sein nächster Halt ist der alte Friedhof von Regenstauf - hier besucht er das Grab seiner Frau. Und das tut er, wie er mir sagt, jeden Tag. Nur an regnerischen, glatten und schneereichen Tagen bleibt er aus Sicherheitsgründen schon mal daheim.

Nach ein paar Fotos und bereits wieder an dessen Haustüre in der Gerhard-Hauptmann-Straße angekommen, verabschiede ich mich bei Richard Viehbacher.

Davon beeindruckt, einen wirklich außergewöhnlich agilen Senioren kennengelernt zu haben, gehe ich nach Hause. Und ich freue mich auf die nächste Begegnung mit Richard, wenn er wieder seine Tour macht und freundlich grüßt.