Schwandorf. „Die unendliche Geschichte“ des Türmerhauses nähert sich jetzt doch einem guten Ende. Auf den Spatenstich im Dezember folgte am Mittwoch die Hebefeier. Im Herbst will der Oberpfälzer Waldverein die Wanderstation am Jakobsweg eröffnen.  

 

„Und hört nach altem Brauchtum an, vom Dachstuhl aus den Zimmermann“. Mit diesen Worten erhob Zimmerermeister Michael Zweck das Glas und trank auf den Verein, die Mitarbeiter sowie die Bau- und Zimmerermeister. 214 000 Euro kostet die Sanierung des historischen Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert, das einst der Familie von Konrad Max Kunz als Wohnung diente. 104 500 bekommt der OWV-Zweigverein aus den Fördertöpfen des Freistaates und der Europäischen Union, 70 000 Euro steuert er an Eigenmittel bei, und die restliche Lücke soll „eine Steuerrückerstattung“ schließen.  

OWV-Vorsitzender Erwin Meyer bedankte sich bei den Sponsoren für die Unterstützung. Bei den Banken, den Serviceclubs, den Firmen und Einzelpersonen. Das Ingenieur-Büro Wellnhofer kümmerte sich um die Statik,  die Firma Zinnbauer um Heizung und Installation und die Baufirma Wilhelm um das Mauerwerk. Fleißige Helfer schafften kürzlich Sandsteinquader aus dem Fronberger Schlossgraben heran, mit denen Maurer Christian Käsbauer eine Innenwand hochzog. „Die Brocken waren saumäßig schwer“, sagte der Vorsitzende, „dafür aber machen sie sich prima in der neuen Stubenwand“.

Davon kann sich die Bevölkerung bei der Baustellen-Besichtigung am nächsten Sonntag von 14 bis 17 Uhr überzeugen. Die Besucher bekommen Informationen zur Baugeschichte und zur Nutzung der neuen Wander- und Pilgerstation. An diesem Tag läutet um 14 Uhr auch die historische Blasturmglocke. Anlass ist der 206. Geburtstag von Konrad Max Kunz, der am 29. April 1812 als Sohn des Türmers Michael Kunz im Blasturm geboren wurde. 

Mit dem vom Architekten Alfred Popp gespendeten Freibier stießen die Gäste mit den Handwerkern auf eine unfallfreie Fertigstellung an. OWV-Vorsitzender Erwin Meyer erwartet von der Anlaufstation neue Impulse für den Wandertourismus und rechnet mit einer Aufwertung der Stadt als Fremdenverkehrsstandort. Stellvertretender Landrat Jakob Scharf sah die Baustelle zum ersten Mal und freute sich, „dass sie bald mit Leben erfüllt wird“. 

Dank der Eigenmittel, der Spenden und der staatlichen Fördergelder sei die Finanzierung gesichert, sagte Vorsitzender Erwin Meyer. An dieser Stelle, an der jetzt die Station entsteht, kreuzen sich vier Wanderwege: der Panorama-, der Seen-, der Sautreiber- und der Jakobsweg.   

„Wir wollen den Wanderern und Pilgern eine Anlaufstelle bieten, ihnen weiterhelfen bei der Suche nach einer Unterkunft und sie beim Aufenthalt in Schwandorf begleiten“, gibt der Vorsitzende zu verstehen. Im Erdgeschoss der Wanderstation sind ein Aufenthaltsraum und eine Küche vorgesehen, im ersten Stock entstehen ein Büro, ein Archiv und ein Raum für die Jugendgruppe. Das historische Gebäude bekam einen neuen Dachstuhl, eine Heizung, sanitäre und elektrische Anlagen, eine Treppe und Maßnahmen zum Brandschutz. 

Für den Architekten Alfred Popp entsteht hier „ein Leuchtturmprojekt zwischen Blasturm und Kirchturm“. Er hat die Baumaßnahme der Neunburger Baufirma Franz Wilhelm übertragen. Zweite Bürgermeisterin Martina Engelhardt-Kopf zollte dem Verein Respekt für diese Energieleistung. Der 500 Mitglieder starke OWV-Zweigverein legt Wert auf Geselligkeit, organisiert Wanderungen, pflegt   und markiert Wanderwege und bringt Vogelnist- und Fledermauskästen an.