"Von Herz zu Herz" - Märchen von Glück und Pech

Manche Menschen scheinen das Glück gepachtet zu haben, während andere das Pech wie ein Magnet anziehen. Glückskinder und Pechvögel, viele Geschichten ranken sich um diese beiden Gegensätze. „Sind Sie ein Glückskind oder ein Pechvogel?“, das Zögern der Zuhörer auf diese Frage während des stimmungsvollen Erzählabends im Pfarrheim ließ darauf schließen, dass die Beantwortung gar nicht so einfach ist, wie man meinen könnte.

 

Der Verein „Bürgerhilfe Bodenwöhr“ hatte zu seiner zweiten Benefizveranstaltung eingeladen und konnte an den Erfolg vom letzten Jahr anknüpfen. Albert Krieger, Vorsitzender der Bürgerhilfe und zweiter Bürgermeister, freute die hohe Besucherresonanz. Begrüßen konnte er auch den Hausherrn des Pfarrheims, Pfarrer Johann Trescher. „Lassen wir uns entführen in die Welt der Märchen und Sagen.“ Märchenerzählerin Heidi Pongratz hatte eine Wohlfühlatmosphäre im Saal geschaffen. „Herz an Herz“, lautete das Leitthema des Abends, was sich an der Dekoration leicht ablesen ließ. Die Gruppe „Vielsaitig“ unter der Leitung von Eva Blommer unterstrich die Erzählungen ausdrucksstark mit den passenden Melodien.

Die Gruppe "Vielsaitig" gestaltete den Erzählabend musikalisch mit. (c) by Ingrid Schieder

„Glück ist eine Frage des Blickwinkels“, zeigte Heidi Pongratz in ihren frei erzählten Märchen auf. Eigene Erfahrungen und Betrachtungsweisen sind ausschlaggebend bei der Frage, die sich jeder persönlich stellen und beantworten kann, ob er sich zu den Glückskindern oder zu den Pechvögeln zählt. Heidi Pongratz gelang es, ihr Publikum zu fesseln, mit klaren Worten und Gesten und ihrer schönen, betonten Stimme, im absolut stillen Raum. Es schien so, als ob die Zuhörer in sich selber versinken und die Darstellungen zur Selbstreflektion nutzten. Sie brachen auf zu einer Reise in eine andere Welt, die man in der Realität des Erwachsenenalltags längst verlassen hat. Die professionelle Erzählerin schilderte die Märchen in allen bedeutsamen Einzelheiten, so dass es den Zuhörern mühelos gelang, sich von den Personen und ihrer Umgebung ein Bild zu machen. „Der reiche und der arme Bruder“: Dem armen Bruder gelang es, die Not loszuwerden, indem er sie in einem Gefäß vergraben hatte. Der reiche Bruder neidete ihm sein Glück und fand schließlich die Not. Aus Dankbarkeit blieb sie ihm hartnäckig treu.

„Katharina und das Schicksal“, hier erlebte das Publikum, dass niemand vor seinem Schicksal fliehen kann, am Ende sich aber doch alles zum Guten wendet. „Es ist eben eine Frage des Blickwinkels“, betonte Heidi Pongratz. So war einem Bauern in China ein Pferd weggelaufen. Es kam zurück und brachte zehn Wildpferde mit. Der Sohn des Bauern wollte ausgerechnet das wildeste reiten und fiel prompt hinunter, wobei er sich ein Bein brach. Durch diesen Unfall musste er nicht in den Krieg ziehen. „Das Glückskind und der Pechvogel“, warum ist das so? Prinzessin Glückskind wurde liebevoll im Schloss erzogen, war von einer Fee geküsst. Pechvogel dagegen bekam als Kind Schläge, wuchs bei einer hartherzigen Frau auf. Wohl kaum ein anderes Märchen zeigt so deutlich, dass Lebenswege unser Verhalten nachhaltig prägen. „Wie geht man durch das Leben?“ Lachende glückliche Menschen ziehen das Glück an, während die Miesepetrigen ständig Pech zu haben scheinen. Positives Denken strahlt ebenso aus wie ständiges Zaudern und Hadern. Am Ende dieses Märchens wurden alle glücklich, heiratete der vermeintliche Pechvogel die Prinzessin.

„Don Denaro und Donna Fortuna“, ein Ehepaar zeigte auf, dass Geld allein nicht glücklich machen kann. Es gehört immer auch ein Quäntchen Glück dazu, um erfolgreich zu sein. Und eine große Portion Zufriedenheit trägt enorm zum Glücklichsein bei. Der Weg des Flachses von der Ernte über den Webstuhl bis hin zum Aufgehen in Flammen, der Sonne entgegen, entpuppte sich immer wieder als leid- und mühevoll. Und doch gelang es ihm, immer wieder das Positive zu entdecken. Der Abend stimmte nachdenklich und heiter, je nach geschilderten Begebenheiten. Viel zu lachen gab es bei einem Ehestreit, bei dem der Mann einmal nicht nachgeben wollte. Am Ende freute sich seine Frau, weil sie wieder als Siegerin hervorging. Ja, der Vogel, der am Himmel ganz vorne flog, sei ihrer. Sie hatte den Streit bis in ihr Grab getragen. Von dort sprang sie auf und rief: „Der Vordere ist meiner.“ Dies hörte auch der Pfarrer, der ganz vorne vom Friedhof wegschritt und rannte, was er konnte, weg.

Auch der gesellige Teil kam nicht zu kurz: Während der Pause bot die Bürgerhilfe Erfrischungsgetränke und einen kleinen Imbiss an. Alle Künstler traten unentgeltlich auf. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung war frei. Spenden verwendet die Bürgerhilfe zweckgebunden für ihre Arbeit zum Wohle der Mitmenschen, die Hilfe benötigen. Langanhaltender Applaus erfreute Heidi Pongratz und die Gruppe „Vielsaitig“.

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