Mein Leben ist mein Hobby.

Schwester Teresa Zukic spricht die Menschen an. Das Wort „Vortrag“ wird hier in der Pfarrkirche St. Barbara nicht gerecht. Gut sichtbar hat die Ordensfrau neben dem Altar an einem Tisch Platz genommen, und nicht wenige Besucher hatten das Gefühl, ihr direkt gegenüber in gemütlicher Atmosphäre zu sitzen.

Mein Leben ist mein Hobby“, verriet Schwester Teresa Zukic. Und niemand von den Zuhörern vermochte sich ihrer ungeheuren Faszination zu entziehen: Sie strahlt von innen heraus.

„Jeder ist normal, bis du ihn kennst“, weckte die Neugier der Zuhörer, die teilweise eine weitere Anreise auf sich genommen hatten. Kein Wunder, denn sie ist einem breiten Publikum bekannt, durch ihre Fernsehauftritte, ihre Vorträge und ihre Bücher. Längst nicht alles, betrachtet man ihren Lebenslauf, durch den sich der Erfolg wie ein roter Faden zieht, egal, was sie bisher in ihrem Leben angepackt hat. In Kroatien kam die heute 52-Jährige zur Welt, vom sechsten Lebensjahr an wuchs sie in Deutschland auf. Ihre Kindheit und Jugend war vom Sport geprägt. Die frühere Leistungssportlerin wurde hessische Meisterin am Schwebebalken und badische Meisterin im Mehrkampf. Und dann kam eine Nacht, die den vorgezeichneten Lebensweg durchkreuzte, als die 18-jährige Internatsschülerin buchstäblich mit der Bibel in Berührung kam. Die stammte von einer Zimmerkameradin. Die Bergpredigt faszinierte Teresa Zukic und hatte Einfluss auf ihr Verhalten beim Basketballspiel. Böse gefoult hätte sie sich früher dafür revanchiert. Nun blieb sie ruhig und freundlich und verspürte einen ungeheuren innerlichen Frieden. 1994 hat sie die Kleine Kommunität der Geschwister Jesu im Erzbistum Bamberg gegründet. Sie entdeckte völlig neue Seiten an sich: Musik ist auch eine Leidenschaft von ihr, neun Musicals hat sie bereits geschrieben. Malen und kochen kann sie auch. Über Nacht bekannt geworden ist sie in der Show von Margarethe Schreinemakers. Und bei der Quiz-Show von Jörg Pilawa hatte sie 100.000 Euro gewonnen. 2004 hatte sie den Kulturpreis für Musik und Gegenwartsliteratur erhalten, 2013 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

„Jeder ist normal bis du ihn kennst“, von der spirituellen Kraft Menschen zu (er)tragen, dieses Werk spricht von den Eigenheiten der Menschen. „Jeder Mensch ist einzigartig“, so Schwester Teresa. Jeder sei irgendwie seltsam. Doch verspüre jeder Mensch eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, Frieden, Harmonie, kurz: nach Schalom. „Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Schalom herrscht. Das wäre die Welt, die Gott gemacht hat.“ Menschen ziehen sich zurück, haben Angst vor Verletzungen. Andere brauchen die Gemeinschaft. Menschen, die einsam lebten, weisen eine drei Mal höhere Sterberate auf. „Lieber in Gemeinschaft Schokoladenkuchen essen, als alleine Rosenkohl“. Applaus brandete auf. Persönliches fließt immer wieder in ihre Ausführungen ein, aufkeimender Betroffenheit bei den Zuhörern begegnete sie sogleich mit feinsinnigem Humor. Wer in der Öffentlichkeit steht, der werde beobachtet. „Jeder Schnaps wurde dem Bischof berichtet. Naja, jetzt weiß er, was ich alles vertragen kann“, verwandelt sie eigentlich Negatives in Positives. Eine andere Sichtweise, eine andere Bewertung, ist eine Art der Hilfe, auf die sie genauer einging. „Ab heute kränkt mich keiner mehr.“

Lange habe sie gebraucht, um zu verstehen, warum Menschen verletzen. Wer verletzt ist, verletzt auch andere. Daher sei es von Bedeutung, zu lernen, „dass ich nicht das Opfer bin“. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie stark man sich getroffen fühle: vom Selbstwertgefühl, von der Beziehung zu Menschen, die um den wunden Punkt wissen, von der persönlichen momentanen Verfassung wie Überforderung, Ängstlichkeit und Unsicherheit, vom Ort und Zeitpunkt und auch vom Geschlecht. Frauen seien besonders harmoniebedürftig. Stärker werden Kränkungen empfunden, wenn man denkt, dass sie mit Absicht herbeigeführt werden, so Schwester Teresa. Man sei nicht hilflos ausgeliefert, so die Sprecherin, die das sogenannte ABC der Gefühle entgegensetzt. Eine blöde Bemerkung von jemanden, und das Gedankenkarussell setzt sich in Bewegung. „Wir sagen nicht Stopp“. Doch was man denke fühle man. „Ich kann den anderen nicht ändern. Aber ich kann entscheiden, inwieweit ich das in mich reinlasse“, so die Referentin. Sich gekränkt fühlen, verletzt zu sein, sei keine Schwäche. Doch man kann eine Entscheidung treffen, inwieweit wir uns getroffen fühlen.

Ein weiterer Schritt sei das Vergeben. Wenn die Seele leidet werde der Körper krank. Es koste so viel Lebensqualität, wenn wir uns böse sind. Heilen könne der Heiland. Auch hier ging die Ordensfrau auf die Bergpredigt ein, die eine Anleitung zur Versöhnung biete. Und nicht zuletzt sei es der Humor, der helfe, denn Lachen entspanne die Situation. „Schreien ist Körperverletzung“, betonte sie und riet, dies nicht zuzulassen. „Christus war auch nicht normal“, griff sie die Thematik auf. „Wie kostbar wir ihm sind, das zeigt sich darin, dass er sein Leben für uns gab.“ Und er habe den Menschen die Freiheit gegeben, sich zu entscheiden. „Gott ist ein Gentleman, er möchte keine Sklaven.“ Naja, er könnte sich schon öfter sehen lassen, gerade in den Krisengebieten unserer Erde und beim Champions-League-Spiel, wenn Bayern spielt, brach ihr Humor wieder durch. „Seit Christus Mensch ist, haben wir Hoffnung. Die anderen haben das nicht, die kennen keinen liebenden Gott.“

Zeitgenossen können uns auch Hoffnung geben, wie Nick Vujicic, der ohne Arme und Beine zur Welt gekommen ist. Dieser lässt sich nicht unterkriegen, treibt Sport, fährt Auto, ist verheiratet und ist Vater eines gesunden Sohnes. „Wenn Sie nicht an Wunder glauben können, dann seien Sie selber eines“. Eine Hausaufgabe gab Schwester Teresa den Zuhörern mit auf den Weg: Heimkommen und den Menschen zu drücken. Und morgen möglichst viele Menschen anzulächeln. Manche hungern nach Zuwendung und Anerkennung, warten auf ein einziges gutes Wort. „Vergessen Sie nicht, dass Gott Sie über alles liebt. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Ich wünsche Ihnen viel Freude des Christseins.“ Applaus brandete auf.

Pfarrer Johann Trescher, Vorsitzender des Krankenpflegevereins Bodenwöhr sagte Vergelt‘s Gott, persönlich sowie im Namen des Krankenpflegevereins und der Caritas-Hospizinitiative, beide Organisationen hatten zu diesem Abend eingeladen. Auch Birgit Woelker, Koordinatorin der Hospizinitiative, zeigte sich ebenso begeistert von den Ausführungen.

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