Ein neues Buch erklärt das Aus der WAA Wackersdorf

Wackersdorf. Es ranken sich viele Geschichten, Anekdoten und wohl auch Mythen um die ehemals für Wackersdorf geplante Wiederaufbereitungsanlage WAA. Zumeist geht es dann um den Mut der Bürger zu Demonstrationen, um den Schwandorfer Alt-Landrat Hans Schuierer als Widerstandskämpfer und um den monarchischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, als dessen Werk die WAA oft galt. Ein heute neu erschienenes Buch beleuchtet aber andere Aspekte dieser so umstrittenen und letztlich nie fertiggestellten Anlage.

„Die WAA Wackersdorf – politisch gewollt, technisch machbar, betriebswirtschaftlich unsinnig“ ist der Titel. Geschrieben haben es der der damalige Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen (DWK) und Vorstandsmitglied der für Wackersdorf zuständigen Gesellschaft DWW, Gert Wölfel, und Dr. Reinhard Proske, damals ebenfalls Mitglied in beiden Gesellschaften. Sie haben in ihren Ausführungen dargelegt, dass letztlich nicht Demonstrationen, ein Landrat oder der Tod des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Strauß für das Aus der WAA ursächlich waren. Vielmehr sei dieser Schritt betriebswirtschaftlich erforderlich gewesen, weil die Aufbereitung in Anlagen wie im französischen La Hague letztlich wesentlich billiger war als die vor Ort in Deutschland.

„Wir reden nicht in Größen von Prozenten, sondern von ganzen Faktoren“, führte Wölfel bei der Buchpräsentation in der Wackersdorfer Turnhalle aus. Ursprünglich war die Wiederaufbereitung eine staatlich verordnete Aufgabe gewesen, weshalb die Energiewirtschaft sie nicht mit vollem Elan befürwortete. Die Vorgaben zwangen jedoch zum Bau einer WAA. Kurz vor Beginn des zweiten Bauabschnitts habe man dann allerdings erfahren, dass eine Kooperation beider Länder vorsah, sämtliche in Deutschland anfallende abgebrannte Brennelemente in Frankreich wiederaufbereiten zu lassen. Nach diesem Aus für die WAA Wackersdorf war es laut den Autoren schließlich neben anderen dem damaligen Ministerpräsidenten Max Streibl, der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz und dem schnellen Reagieren der DWW zu verdanken, dass sich als Wiedergutmachung durch die Ansiedlung von Betrieben das „Wunder von Wackersdorf“ einstellte, zu dem insgesamt knapp 1,5 Milliarden D-Mark beigetragen haben.

Der betont sachlich gehaltene Ton des Buches beleuchtet nicht das Dorflager beim Bau des WAA-Zauns im Jahr 1985, die Gewalttaten mancher Demonstranten oder die teils sehr harten Polizeieinsätze, die sich im Zuge dessen abgespielt haben. Vielmehr spricht es aus nüchterner Unternehmersicht. „Es gab in letzter Zeit so viele Unwahrheiten, Halbwahrheiten und mangelnde Sachkenntnis, die über die WAA behauptet wurden“, sagte Wölfel bei der Pressekonferenz. Es sei sowohl ihm als auch Dr. Proske ein Anliegen gewesen, manche Beurteilungen ins aus ihrer Sicht rechte Licht zu rücken.

Bereits bei der Pressekonferenz flammte ein Teil der alten Feindseligkeit zwischen Gegnern und Befürwortern der Kernenergie wieder auf. Scharfe Fragen und ein hitziger Wortaustausch vermittelten ein Bild, wie tief gespalten die Beurteilung der WAA durch die unterschiedlichen Lager vor dreißig Jahren gewesen sein muss.

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