Computer, Gott und Kunst im Kloster Speinshart

Dass ein Generalabt aus Rom über Gott spricht, ist nichts Außergewöhnliches. Dass er dies im europaweit einzigartigen Klosterdorf Speinshart tut, ist dagegen schon etwas Besonderes. Die Frage, ob Gott auch im Computer steckt, zielt denn auch direkt in den Kern unserer heutigen Lebens- und Arbeitswelt. Zu diesem Thema referierte der Generalabt des Prämonstratenserordens Thomas Handgrätinger (Foto links mit OK-Reporter Fabian Borkner) beim so genannten „Speinsharttag“ am 01. Juli.

Die Tatsache, dass der ehemalige Klostervorsteher wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist, rief eine große Menge an Gästen auf den Plan. Daher verlagerten die Organisatoren Handgrätingers Vortrag vom Musiksaal kurzerhand in die barocke Klosterkirche, wo er den Bogen vom Theologischen zum Digitalen schlug. Es sei sehr schwer, die schiere tägliche Menge an Informationen, die die digitale Kommunikation mit sich bringe, als einzelner Mensch zu verarbeiten und einzuschätzen, so der Generalabt. Des Weiteren besorgte ihn die übermäßige Darstellungssucht, die die Internetportale mit sich brächten und kehrte so zu seiner christlichen Überzeugung zurück: Gott gegenüber müsse man sich nicht darstellen; vor ihm und nicht vor der Selfie-Linse finde man zu sich selbst.

Dieser anspruchsvolle Vortrag war der erste Programmpunkt am diesjährigen Speinsharttag. Bereits zum 37. Mal hatte der Verein der Freunde und Förderer der Klosteranlage zu der bayernweit beliebten Veranstaltung eingeladen.

Ein kultureller Höhepunkt war die Ausstellung des Fronberger Künstlers Michael Hottner. Seine Bilder konnten die Besucher in der Wieskapelle und im Kreuzgang der Kirche bewundern. Seine Reihe „Wahrheit macht kein Geräusch“ zeigt Menschen bei verschiedenen Tätigkeiten, die sich meist mit geometrischen Figuren vermischen. Die Malereien fertigt Hottner auf Materialien wie Stein oder Acryl in seinem Atelier in Fronberg an. Seine Ausstellung am Speinsharttag stieß auf hohes Interesse der Besucher und ist noch bis Ende August zu sehen.  

Den musikalischen Schluss setzte ein Abendkonzert in der Barockkirche. „Plaudereien mit Bach“ intonierten die Berliner Künstler Daniel Schmahl (Trompete und Corno da caccia) und Tobias Bendt (Kirchenorgel) mit Präzision und Groove, für den die eingebauten Jazz-Elemente sorgten. Am Ende trafen sich die rund zweihundert Besucher noch im renovierten Innenhof des Klosters. Dort dankte der Vorsitzende des Fördervereins und Gründer der Veranstaltungsreihe „Speinsharttage“, Georg Girisch, allen Teilnehmern sowie den „Hausherren“, namentlich dem Klosterabt Hermann Josef Kugler und seinen Mitbrüdern. Die Prämonstratenser-Chorherren leben seit dem Jahr 1145 nach den Regeln des Heiligen Augustinus im Kloster Speinshart. Die Kirche, das Kloster und das Dorf sind seit Jahrzehnten Veranstaltungsort für internationale Begegnungen.

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