Expertenrunde in der Agentur zu Industrie 4.0

Schwandorf. Mit welchen Qualifizierungsmaßnahmen soll die Arbeitsagentur auf die Veränderungen in der Arbeitswelt reagieren?  Diese Frage stellte Geschäftsführer Joachim Ossmann Vertretern der Kammern, der Bildungsträger, der Wirtschaft und der Politik bei einer Expertenrunde am Dienstag in den Räumen der Agentur. Patentrezepte gibt es offensichtlich nicht.

Über die Chancen und Risiken der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt sprach Lutz Eigenhüller vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Nach einer Studie enthielten in Bayern 15 Prozent der Berufe ein „erhöhtes Substituierbarkeitspotenzial“ und drohten in den nächsten Jahren wegzubrechen. Vor allem in der Fertigungsbranche. Im Landkreis Schwandorf liege dieser Wert sogar bei überdurchschnittlichen 25 Prozent, so der Referent. „Schule, Ausbildungsbetriebe und Universitäten sollten auf diese Herausforderung reagieren“, riet der IAB-Vertreter.

Der Abteilungsleiter der Industrie- und Handelskammer Regensburg, Thomas Genosko, zählt die Oberpfalz zu den wirtschaftlichen Spitzenstandorten in Bayern mit der „höchsten Industriedichte und einer gut ausgebauten Forschungs- und Hochschullandschaft“. Er ist überzeugt: „Nordbayern ist reif für Industrie 4.0“. Hemmnisse seien der Mangel an Fachkräften, Breitband-Defizite und der Zweifel mancher mittelständischer Unternehmen an der Wirtschaftlichkeit der Digitalisierung.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Hans Schmidt, will die 37 000 Handwerksbetriebe in der Oberpfalz „fit machen für die Digitalisierung“. Am Beispiel der Land- und Baumaschinebranche erläuterte er die Herausforderung der Mitarbeiter, „die den alten Schlepper genauso warten müssen wie das High-Tech-Gerät mit GPS-Einsatz“. Als „Paradebeispiel“ für die fortschreitende Technik nannte Hans Schmidt den Einsatz von Drohnen mit hochwertigen Kameras.  Die Handwerkskammer werde den Standort Schwandorf-Charlottenhof zu einem „digitalen Ausbildungszentrum“ ausbauen, kündigte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer an.

Siemens-Personalchef Peter Rihm wies auf die Vorteile der Digitalisierung für sein Unternehmen hin. „Wir konnten die Fehlerquellen in der Produktfertigung erheblich reduzieren“, so der Personalleiter am Standort Amberg. Dies sei ein deutlicher Wettbewerbsvorteil. Unter dem Strich habe Siemens keine Mitarbeiter abgebaut, sondern personell sogar aufgestockt.

Die Präsidentin der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden, Dr. Andrea Klug, machte deutlich: „Wir sitzen nicht in einem Elfenbeinturm“. Die Hochschule müsse sich mit den Firmen der Region austauschen und die Art der Forschung und der Wissensvermittlung immer wieder neu überdenken. Die Vertreter der Wirtschaft rieten der Arbeitsagentur, langwierige Qualifizierungsmaßnahmen durch gezielte Module zu ersetzen und den Schwerpunkt auf eine „Anpassungsqualifizierung im Sinne eines lebenslangen Lernens“ zu legen.

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