Landkreis Schwandorf.  Insgesamt sind es 13 kleinere und größere Beiträge, die in ganz unterschiedliche Bereiche blicken lassen, von Funden und Ausgrabungen bis hin zur Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Nachdem wir wie immer ja alphabetisch ordnen, beginnt die Folge mit der Orts- und Stadtgründung Maxhütte-Haidhof. 1956, vor etwas mehr als 60 Jahren, geschah etwas, was der Autor, Archivpfleger im Städtedreieck, Dr. Thomas Barth, als „Kuriosum" bezeichnete: die Auflösung und sofortige Neugründung einer Gemeinde. Aufgelöst wurden Maxhütte und Meßnerskreith, neugegründet als Stadt Maxhütte-Haidhof, um sich ja nicht den Vorwurf einer Eingemeindung („feindliche Übernahme"?) zuzuziehen. Die namengebende Maxhütte bestimmte dabei auch die Identität der jungen Stadt als „Industrie- und Arbeiterstadt". Schön dabei ist auch die detaillierte Beschreibung der Vorgänge innerhalb der wenigen Jahre, was aus der offenbar guten Aktenlage resultiert, angereichert mit Zeitungsartikeln der Zeit.


Der Lokal Verlag, gegründet 1981 in Burglengenfeld, war damals innovativ und ist es auch heute noch. Sein damaliger journalistischer Mitarbeiter ist der jetzige Autor, Oskar Duschinger, der inzwischen gestandener Lehrer und Schulleiter geworden ist, den aber die Lust am Schreiben auch nie losgelassen hat. Vom Anzeigenblatt „lokal im Städtedreieck", das mit Geschichten und aktuellem bereichert wurde, hat es sich auch als Buchverlag einen Namen gemacht, zu „Glanz und Elend der Maxhütte", und dem Buch über Hans Schuierer, „unbestechlich", was natürlich auf die WAA und den Kampf dagegen abzielt. Heimatnah, lokal eben, lieh es auch unbekannteren Autoren eine Stimme, etwa dem jungen Siegfried Lanzl, der am Leben verzweifelte. Und auch jetzt ist „lokalnet.de" am Puls der Zeit und der schlägt eben digital.

Hinauf nach Nabburg: das Rotkreuz-Museum ist umgezogen und zwar von Regenstauf nach Nabburg, es firmiert als Rotkreuz-Museum Ostbayern" und bietet viele Einblicke in eine Institution, die schon fast 200 Jahre im Dienst des Menschen steht. Einblicke ist ziemlich wörtlich zu nehmen, denn mit Bildmaterial lässt sich oft mehr Vielfalt vermitteln als mit vielen Erläuterungen. Am besten aber natürlich, man schaut es sich in Farbe an, also echt live und am Ort. Gerhard Hofbauer, der Autor, ist auch gleichzeitig der langjährige Leiter des Museums und derjenige, der auch packende Führungen durchs Haus machen kann.

Hinüber nach Neunburg: „elsässische Flüchtlinge", was für ein befremdlicher Betreff auf Archivalien. Theo Männer hat es ebenso hin- und her und schließlich weggeschoben wie wir in Nittenau, bis sich eines Tages der Ansatz einer Lösung abzeichnete. Herr Männer und Gertrud Stadlbauer haben sich dankenswerterweise auf die Suche gemacht. Die „Elsässischen Flüchtlinge" in unserem Raum sind die 1917 evakuierte Bevölkerung eines Dorfes im Sundgau, nahe Basel, nämlich Köstlach, und dorthin haben die beiden auch den Kontakt aufgebaut und im dortigen Bürgermeister auch einen Sohn eines in Katzdorf getauften Elsässers gefunden. Das Wissen im Dorf über etwa zwei Jahre in der fernen Oberpfalz war ebenso wie bei uns völlig verschwunden. Umso schöner, als eine Gruppe Köstlacher heuer in Neunburg war.

Wie rüber nach Fischbach: Jakob Rester hat im letzten Band die Aufklärung „kunsthistorischer Rätsel" der Fischbacher Pfarrkirche teilweise eingelöst und auf den Folgeband verwiesen. So auch diesmal; es war die Zuordnung eines figürlichen Tabernakels zurück in die Pfarrkirche gelungen, die 1903 dem Regensburger Diözesanmuseum geschenkt wurde. Wie schön diese Figur der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist, sehen Sie auf der Titelseite, sie ist jetzt sozusagen das Gesicht unseres Jahresbandes.

Wir bleiben in der Nähe von Fischbach.Die Kreisheimatpflege für Archäologie ist heuer dicht vertreten, einer der beiden derzeitigen, Harald Schaller, hat den Brunnen auf der Stockenfels bis zur Sohle ergraben, nun ist wieder sauberes Wasser im Brunnen. Was sich so lapidar erzählen lässt, ist eine Angelegenheit mehrerer Jahre, von der ersten denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis zur Erforschung und Rekonstruktion 2008 bis zum Wasserspiegel im Brunnen 2012/13. Ehrenamtliches Engagement ist manchmal eine dreckige Angelegenheit, der Landkreis darf stolz sein auf „seine" Leute.

Harald Schaller hat 2017 auf dem Thanstein gearbeitet, im östlichen Landkreis Schwandorf. In einer Notbergung angesichts eines umgefallenen Baumes im Bereich des Burgstalls kamen auch hochmittelalterliche Scherben zutage, vor allem aber Art und Ausdehnung von Mauern der alten Burg Thanstein. Und auch hier gilt: im Schweiße des Angesichts arbeitet der Archäologe.

Wir kommen zu einem ganz anderen Thema: zeitgenössische Kunst. 2017 starb der Bastler und Künstler und OfenkonstrukteurHeribert Schneider. Er hat zuletzt in Bodenstein gelebt, also in Nittenau, und seine Tochter, die in Dresden lebt und auch als Künstlerin arbeitet, gibt einen kleinen Werküberblick über ein Schaffen, das sich einem plakativen Begriff entzieht. Er war fasziniert von physikalischen Phänomenen, wie Wasser fließt, wie Sonne und Wind bewegen, und hat all diese möglichen Bewegungen in seinen Arbeiten mitbenutzt. Breiten Raum nimmt sein Brunnenprojekt für Nittenau ein, aber auch ohne Lokalbezug sind seine Arbeiten anregend, weil witzig, weil ökologisch, weil spielerisch. „Alltagsdinge – Sonntagsdinge" war sein Motto und so hat Veronika Schneider auch den Aufsatz überschrieben.

Neukirchen-Balbini, womöglich der Mittelpunkt des Landkreises, wird bald ein Internationales Zentrum der Erdstallforschung, dies ist umso mehr motiviert als in dem dortigen Haus, das schon dem Abbruch geweiht war, ebenfalls einen Erdstall oder Schrazlloch, also einen unterirdischen Gang birgt, der für normalwüchsige Menschen eher schwierig zu begehen ist. Zwerge? Der Arbeitskreis für Erdstallforschung, und Autorin Birgit Symader ist die 1. Vorsitzende davon, sammelt seit langem reiches Material über die vielen verzweigten Gangsysteme und will hier u.a. auch darstellen, wo sich weitere Erdställe befinden, um den Interessierten so vielInformation wie irgend möglich zu vermitteln.

Ernst Thomann, der langjährige und nun ehemalige Kreisarchäologiepfleger im Landkreis, hat im letzten Band nur pausiert und legt nun wieder zwei kleine Beiträge vor. Das sind keine neuen Entdeckungen, sondern eher Ausrufezeichen zu keltischen oder römischen Funden bei Nabburg und Pfreimd.

Schließlich Schwandorf: Vermutlich kennen wenige die Geschichte der Häuser Schwandorfs so genau wie Ludwig Weingärtner. Quellengesättigt ist auch seine Geschichte des Hauses beim Blasturm, einem der berühmtesten Gebäudes der Großen Kreisstadt. Das Haus an der Stadtmauer geht wohl auf einen Bau des ersten Drittels im 19. Jahrhundert zurück; die Hausgeschichte ist aber nur der eine Aspekt – der andere ist den Anstrengungen gewidmet, das Haus am Beginn des 21. Jahrhunderts bewohnbar zu machen. Seit Sommer 2017 ist es nun soweit, dass dies als Gästehaus mit Weitblick dienen kann.

Andiamo" – der Name ist mit Bedacht gewählt. Der Kundige weiß das Wortspiel zu schätzen. Klar: „Arbeitskreis eines Netzwerkes des Inventars der Altstraßen der mittleren Oberpfalz". Der Vorsitzende und unser Autor Alfred Wolfsteiner hat einen Überblick über die fünf Jahre seit Bestehen des Netzwerkes gegeben und damit auch die Erfolgsgeschichte auf leisen Sohlen dargestellt. Eine Vielzahl von Wegen durchzieht die Wälder und Landschaften, und natürlich sind sie nicht in den Idealmaßen von etwa 10 Metern zu denken, sondern eine Pferdebreite oder eine Karrenbreite. Das Wissen um die Altstraßen gibt uns ein anderes Gefühl für die Vergangenheit, und jede Straßenbegradigung ist insofern auch ein Geschichtsverlust.

Andiamo oder auch Erdstallforschung, Arbeitsgruppen und geschichtsorientierte Vereine gibt es im Landkreis Schwandorf nicht wenige. Wir versuchen, in diesem und den folgenden Bänden einen Überblick über diese Gruppierungen zu geben. Und wäre es nicht schön, wenn sich in den „weißen Flecken" dieser Landkarte eine oder mehrere Stimmen erheben würden und auch einen Arbeitskreis bilden?

Einen doch recht großen Teil des Bandes nimmt ein Ortsregister ein, das die ersten Bände bis 15 (2004) erfasst. Ich habe es selber gemacht, ich bitte um Nachsicht, wenn sich noch Fehler finden lassen bzw. nicht alle Zuordnungen getroffen wurden, Fischbach ist nicht unter Nittenau subsummiert, ebenso wenig wie Schönberg wiewohl beide Ortsteile sind. Es sollte so detailliert wie möglich sein. Und ich nehme an, Sie stimmen mir zu, eigentlich hätte es den Eintrag von München und Nürnberg nicht gebraucht, aber Oberkatzbach, Nunzenried und Krumlengenfeld in jedem Falle.