Kallmünz. Die „Woll-Rosi", eine Kallmünzer Institution geht zum Monatsende nach fast 35 Jahren in den Ruhestand. Ihr kleiner Laden in der Vilsgasse ist ein Mekka für Handarbeitsfans. Es ist der letzte so genannte Tante-Emma-Laden in der Marktgemeinde. Auf 24 Quadratmetern findet man wunderbarem Krimskrams fein säuberlich sortiert. Egal, ob man auf der Suche nach der passenden Wolle für Socken oder den neuen Pullover ist, eine Busfahrkarte braucht oder die Fernsehzeitung kaufen möchte. Bei der „Woll-Rosi" bekommt man nicht nur die gewünschten Waren, einen netten Plausch gibt es obendrein.

Angefangen hat alles mit Wolle und Kurzwaren, als Rosi Donauer in der Brunngasse 1, wo heute ein Schuhgeschäft untergebracht ist, ihr Wollgeschäft eröffnete. Ein Jahr später kaufte sie mit ihrem Mann in der Vilsgasse ein Haus und baute das Erdgeschoß zum Geschäft um. „Damals wurde noch viel mehr gestrickt", erinnert sie sich. Regelmäßige Strick- und Bastelkurse gehörten zu ihrem Alltagsgeschäft. Was bis heute geblieben ist, ist das persönliche Verhältnis zu ihren Kunden. Viele Leute kommen auch nur auf einen Ratsch vorbei, brauchen einen Ratschlag oder wollen Neuigkeiten erfahren. Eine Reinigungsannahme und die Quelleagentur betrieb sie ebenso, genauso den Verkauf von Fahrkarten für den RVV, den sie auch nach der Schließung ihres Ladens weiterbetreibt. Die Karten gibt es dann bei ihr in der Alten Regensburgerstraße 33.


Als Rosi Donauer im Jahr 2002 den Vorsitz vom Fremdenverkehrsverein übernahm, wurde von heute auf morgen der kleine Laden zur Schaltzentrale für den Fremdenverkehr und Tourismusfragen in Kallmünz. Mittlerweile zog das Tourismusbüro ins Alte Rathaus um und Donauer konnte sich wieder voll und ganz ihrem Geschäft widmen. „Wenn jedoch um 21 Uhr abends noch ein Tourist bei mir läutete und auf der Suche nach einem Zimmer war, konnte ich doch nicht nein sagen, also habe ich telefoniert, bis ich eine Übernachtungsmöglichkeit hatte", erzählt sie. 

Unter ihrer Regie sind die Nachtwächterführungen, historische Führungen, Kinderführungen oder auch die beliebten Kräuterführungen entstanden. Für die Kräuterführungen setzt sie z.B. die Liköre, die verköstigt werden, im Sommer selbst an. Um mehr Besucher nach Kallmünz zu locken, besuchte sie mehrmals Touristik-Messen in Nürnberg oder war auf der dona-Ausstellung, teilweise in historischen Gewändern mit ihrem Nachtwächter, präsent. 

Dass sie auch über schauspielerisches Talent verfügt, konnte man bereits bei der Freilichtaufführung „Der Guttensteiner" des Theaters Rötz, unter der Regie von Bernhard Hübl, sehen. Hier verkörperte sie das Burgfräulein. Mit Hübl liefert sie sich auch so manches liebevolle Wortgefecht bei den Nachtwächterführungen. 

Das Burgfräulein bei der Aufführung der Guttensteiner.
Sieht man in der Gemeinde das Bayerische Fernsehen, so fällt zwangsläufig immer wieder der Name Rosi Donauer. Der WDR drehte in Kallmünz, oder die Sendungen „LaVita", Burgensteige für die „Abendschau", die „Bayerntour" mit Carolin Reiber oder „Kein schöner Land" mit Gotthilf Fischer entstanden. Von der ARD kam Willi Weitzel für seine Sendung „Willi will' s wissen" vorbei, das TVA drehte bei einer Nachtwächterführung, und das englische Filmteam Grindelwald Protektion besuchte Rosi Donauer. Sogar Ulrike Kriener drehte als „Kommisssarin Lucas" einen mystischen Krimi in der Perle des Naabtales.

Sie ist auch als Marktführerin in der Perle des Naabtales aktiv.

„Einmal kam ich ganz schön ins Schwitzen, als 1 500 Radfahrer mit der BR-Radltour bei uns Station machten", erinnert sie sich – aber auch das hat das rührige Organisationstalent gemeistert. Und das hat sie alles so nebenbei erledigt, für manche Führung hat sie sogar ihr eigenes Geschäft in den Hintergrund gestellt und einfach zugesperrt. In den Regalen des Donauer'schen Ladens drängt sich all der wunderbare Kleinkram, den man in einem Tante-Emma-Laden erwartet, auch allerlei Andenken über Kallmünz. 

Blickfang des Traditionsgeschäfts ist jedoch die stattliche Auswahl an Wolle. „Die älteren Damen haben eben allerweil noch Socken gestrickt", erzählt Donauer von ihrer Kundschaft. Manche ihrer Kunden kommen bis aus Regensburg, Burglengenfeld, Hemau oder Parsberg, um einen der kleinen Schätze zu kaufen. 

Viele ihrer Kunden sind schon ganz betrübt, dass sie nun aufhört. Rosi Donauer betrieb den Laden immer allein. „Es ist immer gut gelaufen", erinnert sie sich an die Anfangszeit, „in den letzten paar Jahren aber nicht mehr so gut." Inzwischen sind die Fixkosten enorm gestiegen. „Wenn ich Miete bezahlen müsste, könnte ich nicht existieren", resümiert sie wehmütig. 

Ihr Geschäft schließt sie nun nach fast 35 Jahren zum 30. April, einige Tage später, am 6. Mai feiert sie ihren 70. Geburtstag. Für ihre Kunden hat sie zum Schluss noch ein paar Zuckerl parat. Momentan erhält der Kunde 30 Prozent auf die Handarbeitsartikel, nach Ostern werden es 50 Prozent sein. Ab dem 1. Mai schließt dann das beliebte Geschäft. Was die quirlige Kallmünzerin dann noch alles vorhat, verrät sie noch nicht. Wer das Multitalent kennt, weiß, dass es ihr sicher nicht langweilig wird.