Nabburg. Mehr Ökumene geht nicht. Am Palmsonntag feierten die evangelischen mit den katholischen Christen die Einweihung des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer, gaben in der Spitalkirche St. Marien einen Empfang und beteten gemeinsam das protestantische Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an die heilige christliche Kirche".

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm erinnerte in seiner Predigt an den Namensgeber des evangelischen Gemeindehauses, der am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet wurde. Er wertete die Haltung Bonhoeffers als Manifest an die nachfolgenden Generationen: „Gott gibt jedem Menschen die Widerstandskraft, die er braucht". Möge jeder, der das Gebäude betrete, Gottes Liebe erfahren und seine Gnade spüren, so der Wunsch des Bischofs. Dazu sang der Chor der evangelischen Kirchengemeinde das Bonhoeffer-Lied „Von guten Mächten".
Der Landesbischof sieht von Nabburg „eine neue ökumenische Bewegung" ausgehen. Der Gemeindehaus sei eine geistig-kulturelle Begegnungsstätte für alle Menschen, unabhängig von ihrer religiösen, kulturellen und sozialen Herkunft. Alles, was dort geschehe, solle unter dem Segen Gottes stehen, wünscht sich der Bischof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm erinnerte an „den schwierigen Weg mit vielen Hindernissen" beim Bau des neuen Gemeindezentrums für die 800 evangelischen Christen in Nabburg und Pfreimd.
Der Landesbischof ermunterte die Mitglieder, nicht nur „ in der frommen Kirche" zu verweilen, sondern sich „der Wirklichkeit der Welt" zu stellen. Liebe zu Christus bedeute gleichzeitig auch „Liebe zur Welt", sagte der Bischof in seiner Predigt. Öffentliches Eintreten gegen Unrecht und moralische Integrität seien keine Gegensätze, sondern bedingten einander. „Das Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis soll uns ein Vorbild sein", sagte der Bischof.


Nach der ökumenischen Feier in der Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer zogen die Teilnehmer vor das nur ein paar Schritte entfernte Gemeindehaus. Dort erinnerten Bürgermeister Armin Schärtl, stellvertretender Landrat Joachim Hanisch und Dekan Karlhermann Schötz an einen „langen, am Ende aber doch erfolgreichen Weg". Von der Idee, an dieser exponierten Stelle ein Gemeindehaus zu bauen, bis zur Einweihung vergingen zehn Jahre. „Der Segen Gottes ist nicht gewichen, sonst wären wir heute nicht hier", sagte Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, während er die Räume segnete.
Eine Million Euro investierte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Nabburg in den Bau des neuen Pfarrzentrums im Herzen von Nabburg. Architekt Karl-Heinz Beer erinnerte an die Probleme bei der Umsetzung des quadratischen Baukörpers mit einer Kantenlänge von elf Metern als städtebauliche Ergänzung in einem sensiblen Raum der Altstadt.
Nach dem Abriss des bestehenden Gebäudes stellte sich heraus, dass sich dort einmal ein Friedhof befand. Dies führte zu einer Verzögerung der Baumaßnahme. Im November 2015 erfolgte der Spatenstich. Der Verkauf des alten Geländes der Kirchengemeinde an der Regensburger Straße brachte nicht den Erlös, den der Bauherr als Eigenanteil gebraucht hätte. Die Verhandlungen mit Interessenten erstreckten sich bis in das Jahr 2018 hinein. Ernst Zobel von der Stadtbau Amberg GmbH, die das Projekt begleitete, machte die scherzhafte Bemerkung: „Wir sind aber immer noch schneller fertig geworden als der Flughafen in Berlin".
Ihre Freude brachte auch Pfarrerin Irene Friedrich zum Ausdruck. Sie lud die Gäste zum Empfang in die Spitalkirche St. Marien und anschließend zur Besichtigung des neuen Gemeindehauses und der angrenzenden Laurentiuskirche ein. Diese wäre zu klein gewesen für die 250 Gläubigen, die am Sonntagnachmittag an der Einweihungsfeier der evangelischen Gemeindehauses teilnahmen.