Was die jüdischen Grabsteine erzählen

Vor 500 Jahren, am 21. Februar 1519, beschloss der Rat die Vertreibung der Juden aus der Reichsstadt Regensburg. Innerhalb weniger Tage musste die jüdische Bevölkerung ihre Heimat verlassen, anschließend wurde deren Viertel auf dem heutigen Neupfarrplatz dem Erdboden gleichgemacht. Das bedeutete das abrupte Ende einer Gemeinde, die im Mittelalter zu den größten und wichtigsten im gesamten Heiligen Römischen Reich gezählt hatte.

Dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte ist der historische Anlass für das kulturelle Jahresthema 2019 „Stadt und Gesellschaft", das deshalb einen besonderen Fokus auf die jüdische Vergangenheit Regensburgs legt. Herzstück eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms ist die von Januar bis November stattfindende öffentliche Vortragsreihe „Jüdische Geschichte und Kultur Regensburgs vom Mittelalter bis zur Moderne", die gemeinsam vom Kulturreferat (Kulturamt, Amt für Archiv und Denkmalpflege) und der Jüdischen Gemeinde organisiert wird. Die Vorträge spannen einen zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, in der mit der Eröffnung der neuen Synagoge am Brixener Hof auch ein neues Kapitel jüdischen Lebens in Regensburg aufgeschlagen wird. Sowohl ausgewiesene lokale Experten wie auch renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – national und international – werden dabei neue Erkenntnisse zu verschiedenen Aspekten der wechselvollen jüdischen Stadtgeschichte präsentieren.

Was die jüdischen Grabsteine erzählen

Die Reihe wird am Dienstag, 17. September, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Michael Brocke, Direktor des Ludwig Salomon Steinheim-Instituts in Essen, um 19 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum (Am Brixener Hof 2) fortgesetzt. Er referiert über die jüdischen Grabsteine in der Regensburger Altstadt, der Eintritt ist frei. Es wird empfohlen, wegen der Sicherheitskontrollen ausreichend Zeit für den Einlass einzuplanen und keine Rucksäcke oder größere Taschen mitzunehmen.

In der Altstadt sind vermauerte und frei stehende hebräische Grabsteine zu sehen – eine Regensburger Besonderheit nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung 1519. Im Laufe der Jahrhunderte sind von einst mehreren Tausenden solcher Stelen des jüdischen Friedhofs vor der Stadt, nahe dem heutigen Hauptbahnhof, immerhin gut Hundert solcher Denkmale ganz und in Fragmenten aufgefunden worden. Sie berichten über 300 Jahre jüdischen Lebens vom 13. bis ins 16. Jahrhundert. Der Vortrag will sie zum Sprechen bringen und auch personelle Verknüpfungen mit anderen Quellen und Funden sichtbar und fasslich werden lassen.

Die nächsten Vorträge der Reihe

Eine Woche später, am 26. September, erzählt Ernst Grube, einer der letzten Überlebenden der Shoah, in einem Zeitzeugenbericht über die Verfolgung und Ausgrenzung der Juden in München während des Naziregimes.Am Donnerstag, 7. November, referiert die Regensburger Journalistin und Autorin Waltraud Bierwirth über das Thema „Die Pogromnacht von 1938 und was zuvor geschah". Mit diesem Vortrag wird die komplette Reihe „Jüdische Geschichte und Kultur Regensburgs vom Mittelalter bis zur Moderne" abgeschlossen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Vortragsreihe und zum Jahresthema 2019 unter www.regensburg.de/kultur/veranstaltungen-des-kulturreferats/jahresthema-2019


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