Gratwanderungen öffnen neue Lebensperspektiven

Abschlussveranstaltung der Ausstellungsprojekts „Gratwanderung" in der Bezirksverwaltung in Regensburg: 38 Kunstwerke der Ausstellung „Gratwanderung"hatten in den letzten beiden Jahren an 17 Stationen in der Oberpfalz bei Tausenden von Besuchern für starke Gefühle und anregende Gespräche über die Überwindung von Vorurteilen bei psychischen Krisen gesorgt.

Jetzt fand das gemeinsame Kunstprojekt des Bezirks Oberpfalz, der Katholischen Jugendfürsorge e.V. und des Vereins „Irren ist menschlich" e.V. mit der letzten Ausstellungseröffnung seinen Abschluss in der Regensburger Bezirksverwaltung, Ludwig-Thoma-Straße 14 (bis 31.Dezember 2019). 

Bezirkstagspräsident Franz Löffler äußerte sich als Schirmherr begeistert zum Erfolg der Ausstellung: „Die Bilder sprechen die Menschen auf ganz besondere Weise an", sagte Löffler und verwies darauf, dass Kunst als universelle Sprache Barrieren im Kopf überwinden könne. Respekt zollte Löffler den Künstlerinnen und Künstlern mit psychischen Krisenerfahrungen „für den Mut, an die Öffentlichkeit zu gehen". Für Johannes Magin, Abteilungsleiter der Katholischen Jugendfürsorge, die seit fünf Jahren den Kunstpreis für Menschen mit geistiger Behinderungvergibt, vermittelt das Projekt „Gratwanderung" wichtige Denkanstöße: „Ist die Einordnung der Kunstmacher in die Schublade psychische Krise überhaupt wichtig?" Für den Betrachter sei doch dieQualität der gezeigtenArbeiten ausschlaggebend. 

Ursula Wohlfeld, Projektbetreuerin des Bezirks und selbst künstlerisch tätig, brachte diesen fließenden Übergang zwischen psychischer Gesundheit und krankmachender seelischer Belastung auf den Punkt: „Wir sind alle aus demselben Holz geschnitzt". Seelische Krisen als Teil des Menschseins anzunehmen, war auch der Tenor in den Aussagen der Kunstmacher, die Klaus Nuißl vom Verein „Irren ist menschlich" e.V. interviewte. 

Johannes Frank sieht seine Krisenerfahrung auch als Katalysator für neue Lebensperspektiven und betonte, dass alle Menschen Künstler seien, die etwas mit Hingabe tun. Für Brigitte Barth war die erlebte Wertschätzung bei den Ausstellungseröffnungen sehr wichtig. „Macht's gut", sagt der Stuhl des Künstlers Hope, der auf Chancen hinweisen will, auch Krisen hinter sich zu lassen. Der mit roter und gelber Farbe sowie Verbandsmaterial künstlerisch gestaltete Stuhl ist für den Macher das Objekt zur Übertragung seiner Innenwelt nach außen, um so mehr Klarheit und Ruhe für seine Psyche zu erreichen.


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