Ein Plädoyer für den Organspende-Ausweis

Organspende, wer sich mit dieser Thematik beschäftigt stößt dabei unweigerlich auf das Ende des Lebens. Beides sind Tabuthemen, und doch nahmen verhältnismäßig viele Menschen das Angebot der Johanniter-Unfallhilfe an, sich über Organspende zu informieren.

Nadine Schmidbauer, Leiterin der Krabbelstube Regentalkinder der Johanniter-Unfall-Hilfe, begrüßte im Pfarrheim Eustachius-Kugler die vielen interessierten Anwesenden und dankte Pfarrer Adolf Schöls für die Überlassung der Räumlichkeiten. Neben dem Referenten, Dr. Uwe Hermer, hieß sie auch Gäste willkommen, die als Betroffene selber ihren Beitrag zu dieser sensiblen Thematik leisteten. 

Das Problem sei, dass man zu wenig wisse über Organtransplantation, brachte es Dr. Hermer auf den Punkt. Deshalb wolle er Informationen geben, damit man eine Entscheidung treffen könne. 2012 habe es einen Skandal gegeben, der zu einem deutlichen Rückgang der Bereitschaft zur Organspende geführt habe. Im Uniklinikum Göttingen seien in der Transplantations-Chirurgie Krankenakten manipuliert worden. Dieser Skandal weitete sich aus, die Politik habe sich eingeschaltet. Es sei auch wegen fahrlässiger Tötung ermittelt worden, was mit einem Freispruch geendet hatte. Betroffen sei auch die Uniklinik in Regensburg gewesen, wo er von 2003 bis 2008 als Oberarzt fungiert hatte. 2018 sei die Bereitschaft zur Organspende wieder gestiegen, 2019 aber wieder leicht gesunken. Seit 2013 sei das Transplantationsgesetz modifiziert worden. Es sei eine Straftat, wenn man bei den Wartelisten manipuliert. 

Unterschieden werde zwischen Lebendspende und der postmortalen Spende. Erstere sei nur innerhalb der Verwandtschaft oder bei persönlich sehr nahestehenden Personen möglich und auch nur dann zulässig, wenn kein postmortales Organ zur Verfügung stehe. Damit wirtschaftliche Interessen ausgeschlossen sind. Postmortale Spenden: Hier müsse der Hirntod von zwei Ärzten festgestellt werden, die beide nicht an der Transplantation beteiligt sind. Wer kann Organspender werden? Entgegen der landläufigen Meinung sei nicht das Alter entscheidend, sondern der Gesundheitszustand bzw. der Zustand der Organe, so Dr. Hermer. Gespendet werden können Herz, Lunge, Leber, Niere, Bauspeicheldrüse, Darm und verschiedene Gewebe des Körpers. Der Leichnam werde nach der Organentnahme so hergerichtet, dass diese nicht sichtbar sei. Ein würdiger Umgang mit dem Verstorbenen sei gegeben, so dass sich die Angehörigen verabschieden können. 

Wie läuft eine Organtransplantation ab? Ein schwerkranker Patient werde in ein Transplantations-Zentrum überwiesen. Es folgen Untersuchungen, die für eine Transplantation notwendig seien. Danach folge die Meldung an Eurotransplant. Dann werde die Warteliste abgeglichen mit den Ergebnissen. Lange Wartezeiten entstehen auch dadurch, dass viele Leute keinen Organspende-Ausweis haben, so Dr. Hermer. Ein Organspende-Ausweis schaffe Klarheit zum Willen des potenziellen Spenders. Das hat auch den Vorteil, dass Familienangehörige nicht diese sehr schwierige Entscheidung treffen müssen. Laut einer Umfrage seien 80 Prozent für die Organspende, aber nur zwölf Prozent haben einen Organspende-Ausweis. 

Im Anschluss daran schilderte eine 29-jährige Betroffene von ihrer neu gewonnenen Lebensqualität und das Überleben ihrer Mukoviszidose-Erkrankung. Sie hat eine Lunge erhalten. Ganz anders bei einem anderen Patienten. Seine Schwester schilderte das Leiden ihres Bruders: „Es gab einfach kein Organ für ihn." Drei Tage nach seinem 28. Geburtstag sei er verstorben. „Bitte nehmen Sie Ihre Organe nicht mit in den Himmel, hier auf Erden werden sie so dringend gebraucht", appellierte die Sprecherin an den Anwesenden. Anschließend bestand Gelegenheit Fragen zu stellen und zur Diskussion.


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