Wanderausstellung „Gratwanderung“ in Kallmünz

Kallmünz. Das Kultureck hat es wieder geschafft, eine besondere Ausstellung in die Perle des Naabtales zu holen. Im Alten Rathaus ist „Gratwanderung“, ein außergewöhnliches Projekt, das auf die Ausgrenzung psychisch kranker Menschen aufmerksam macht, zu sehen. Aus über 80 Bewerbungen wählte die Jury 38 Exponate und Texte, die nun in einer Wanderausstellung in der gesamten Oberpfalz ausgestellt sind.

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Kallmünz ist nach Regensburg, Beratzhausen, Cham und Erbendorf die fünfte Station der Ausstellung, die anschließend ihren Weg durch die Oberpfalz fortsetzt. Der Verein „Irren ist menschlich“ hat sich getraut, gemeinsam mit dem Bezirk Oberpfalz und der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Regensburg, das künstlerische Schaffen von Menschen mit seelischen Krisen in die Öffentlichkeit zu tragen. „Entstanden ist die Wanderausstellung aus einem künstlerischen Wettbewerb anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Regensburger Vereins „Irren ist menschlich“, so Klaus Nuißl, Vorstandsmitglied des Vereins.

Das Kultureck hat diese Ausstellung nach Kallmünz gebracht. Luisa Friedrich, Sprecherin des Kulturecks, besonders Ursula Wohlfeld, die für die Hängung der Ausstellung zuständig war und hierfür extra ihren Urlaub unterbrochen hatte. Bezirksrat Thomas Gabler, der die Wünsche von Bezirkstagspräsidenten Franz Löffler, der Schirmherrn der Ausstellung ist, überbrachte, sagte, dass das Projekt „Gratwanderung“ etwas ganz Besonderes sei. Es soll der Blick auf die psychisch erkrankten Menschen gelenkt werden. Die Bezirke haben sich zum Ziel gesetzt, die Bereiche Kunst/Kultur und Inklusion stärker miteinander zu verbinden. Gabler wusste, dass jeder dritte einmal in seinem Leben psychisch erkranke, jeden von uns könne es treffen, so Gabler. „Was in dieser Ausstellung an der Qualität der Werke zu sehen ist, traut man psychisch kranken Menschen oft nicht zu. Dabei ist ja bekannt, dass menschliche Krisen und künstlerisches Schaffen in einem engen Zusammenhang stehen können, wie man bei Vincent van Gogh sehen könne.

Die Ausstellung soll dazu anregen, sich die Frage zu stellen, ob Kunst ohne Krisenerfahrung überhaupt möglich ist“, so Gabler weiter. Kallmünz‘ stellvertretender Bürgermeister Bernhard Hübl sagte, es mache Freude, sich auf diese Ausstellung einzulassen. Zum alten Rathaus, das ja selbst ein Juwel ist, sagte er, dass seit geraumer Zeit nicht nur Trauungen in den ehrwürdigen Mauern stattfinden, sondern dass mit den künstlerischen Veranstaltungen neues Leben in die alten Mauern eingezogen ist. Diese Events regen einerseits zum Nachdenken an, andererseits kann man aber auch einmal die Seele baumeln lassen und sich dem Kunstgenuss hingeben.

Michael Eibl, Direktor der KJF sagte, dass hier Bilder von enormer Tiefe und großem Ausdruck zu sehen seien, die den Betrachter zum Nachdenken anregen. Er selbst war in der Jury tätig, und es war wahrlich kein Zuckerschlecken, aus den gesamten Beiträgen die herauszupicken, die nun gezeigt werden. Nuißl informierte bei der Eröffnung kurz über den Verein und sagte, dass es wichtig sei, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und Begegnungen zu ermöglichen.

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Aber wie kam es eigentlich zur Gratwanderung? 2014/2015 entstand über Regensburg inklusiv und dem Projektleiter Thomas Kammerl die Idee, ein Kunstprojekt ins Leben zu rufen, resümierte Nuißl. Gemeinsam mit dem Bezirk Oberpfalz und der KJF wurde ein künstlerischer Wettbewerb entworfen, die Gratwanderung war geboren. Der Verein „Irren ist menschlich“ feierte im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen, und anlässlich dieses Geburtstages wurde im Oktober die Ausstellung erstmals in Regensburg gesehen. Zu sehen sind Zeichnungen, Skulpturen und Objekte, darunter auch die mit Preisen ausgezeichneten Werke von Tone Schmid, „Hope“, „Harriett Burden“ (beide Pseudonym) und Johannes Frank. Aus diesem Kreis ging bereits eine Kunsttherapiegruppe hervor.

Die Vernissage wurde von Saxattack unter der Leitung von Thomas Rappl musikalisch mit Welthits, wie "Bohemian Rhapsody" von Queen oder "Sir Duke" von Stevie Wonder umrahmt. Ursula Wohlfeld trug außerdem das Gedicht „Zerreißprobe“ von Monika Schüßler vor.

Die Ausstellung ist jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Anschließend setzt sie ihren Weg durch die Oberpfalz fort, nächster Ausstellungsort ist, ab 03. September, in Parsberg.

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