Die Diagnose „Multiple Sklerose“ empfinden Betroffene als etwas sehr Bedrohliches. Und auch die Familie des Erkrankten reagiert entsetzt, einhergehend mit dem Gefühl der Hilflosigkeit. Beim „Tag der Mobilität bei Multipler Sklerose“ im Passauer Wolf Reha-Zentrum Nittenau erlebten die Besucher, dass es vielfältige Hilfen gibt, die die Lebensqualität für die Kranken erheblich verbessern.

 

Nittenau. (sir) Erhebliche Einschränkungen vor allem in Sachen Mobilität, das sind die Hauptsorgen der Erkrankten und ihrer Angehörigen, bis hin zur Befürchtung der völligen Hilflosigkeit, dieses „stets angewiesen sein auf andere“. Experten informierten am Aktionstag, dass man der MS nicht ohnmächtig ausgeliefert ist. Und die anwesenden Betroffenen verbreiteten zusätzlich eine Atmosphäre mit Optimismus bis hin zur Fröhlichkeit. An den Infoständen zeigten die Fachleute auf, welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen, die den Alltag erheblich erleichtern. Prof. Dr. Thomas Henze, ärztlicher Direktor im Reha-Zentrum Nittenau, zeigte Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung auf, und welche technischen Hilfsmittel sinnvoll seien.

Dabei ging er auf die Symptome ein. Bewegungsstörungen aller Art, vor allem in der Koordination, Müdigkeit bzw. Erschöpfung (Fatigue), Lähmungen, Sehstörungen, Blasenentleerungsstörungen, schilderten die Erkrankten. Prof. Dr. Henze ging zunächst auf die medikamentöse Therapie ein, bevor er auf die Problematik zugeschnittener Hilfsmittel zu sprechen kam, stets in Bezug auf Mobilität. Gehhilfen, angefangen vom Stock, Krücken, Rollator bis zu Spezialrollstühlen bei Problemen mit dem Gehen, bis hin zu speziellen Behältnissen, wie Urinale sowie Tampons bei Blasenentleerungsstörungen für unterwegs. Auch das Selbstkathederisieren bringt Erleichterung.

Gerade in Bezug auf Auslandsreisen seien gerade in Bezug auf die verordneten Medikamente neurologische Bescheinigungen und Beglaubigungen nötig. Christiane Heigl und Michaela Hagner ergänzten diese Ausführungen durch spezielle Angebote der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), Landesverband Bayern, gerade in Bezug auf Freizeitgestaltung mit Sport und Reisen. Dabei zeigten sie auf, dass selbst Extremtouren auf einen 5.000 Meter hohen Berg möglich seien, bei entsprechender Begleitung.

Markus Vogel vom Rollstuhlsport-Verein Bayreuth, sitzt nach einem Unfall seit 31 Jahren im Rollstuhl. Nein, an MS sei er nicht erkrankt, erklärt er auf Nachfrage. In der Außenanlage des Reha-Zentrums informierte er über die verschiedenen Rollstuhlarten. Durch praktisches Üben lernten die Besucher sich im Rollstuhl fortzubewegen, Barrieren zu überwinden. Am Nachmittag waren die Besucher wieder gefordert: Beim Thema „Tanzen und MS“ bestand Gelegenheit zum Mitmachen, unter der Anleitung von Andrea Naumann und Christine Engelhardt, von der Firma Wellspect HealthCare. Dabei erlebten die Teilnehmer, dass es Spaß macht, sich zur Musik rhythmisch zu bewegen.

Weiteres Fachpersonal stand auch in Fragen Rollstuhl zur Verfügung. Unabhängig von der Krankheit MS beeindruckte vor allem der Rollstuhl für Menschen mit einem hohen Querschnitt, das heißt, „vom Hals abwärts gelähmt“. Mit Gesichtsmuskeln bedienen sie einen Joystick, der ihnen eine enorme Lebensqualität ermöglicht. Neben der Steuerung des Rollstuhls, beispielsweise das Verstellen der Stuhllehne, ist es möglich, den Fernseher, den DVD-Rekorder oder das Radio zu bedienen, die Haustechnik (Licht ein- und ausschalten), Telefon, Computer, Sprachausgabegeräte ansteuern und Spielgeräte zu bedienen. Zudem kann die Fahrgeschwindigkeit des Rollstuhls angepasst werden.