Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in ein schreckliches Ungeziefer verwandelt“. So beginnt Franz Kafkas Parabel „Die Verwandlung“ und ganze Schülergenerationen denken mit Schrecken daran zurück.

Kafka ist sperrig, verwirrend und nicht unbedingt leicht zu lesen. Umso erstaunlicher ist es, dass das OVIGO sich ausgerechnet diesen Stoff ausgesucht hat. In einer Bühnenfassung und unter der Regie von Florian Wein bringt das noch junge Ensemble das Stück auf die Bühne. Dazu gehört eine große Portion Mut, aber der wird bekanntlich belohnt, und so konnte ein strahlender Florian Wein in Neunburg vorm Wald zum ersten Mal über 300 Zuschauer in der Schwarzachtalhalle begrüßen. Und die bekamen was geboten, denn die Akteure haben den schwierigen Stoff mit viel Herzblut und Leidenschaft umgesetzt.

Der Inhalt dürfte bekannt sein. Gregor Samsa erwacht eines Morgens als Käfer. In den folgenden zwei Stunden zeigt das Stück auf zum Teil drastische Weise, wie seine Familie mit dieser Metamorphose umgeht. Erschrecken, Ekel und schließlich die Erkenntnis, dass es besser wäre, Gregor loszuwerden, offenbaren eindrucksvoll, wer hier das Ungeziefer ist. In Rückblenden wird deutlich, warum es zur Verwandlung gekommen ist. Gregor Samsa, der immer nur für die Wünsche der anderen gelebt hat, kann sich nur selbst verwirklichen, indem er zum Käfer mutiert.

Das ist schwere Kost und sicher nicht jedermanns Sache, aber die Umsetzung ist überaus gelungen. Die Darsteller agieren alle auf hohem Niveau und spielen sich zum Teil die Seele aus dem Leib. Es ist unmöglich, einen davon hervorzuheben, denn das, was da darstellerisch geboten wird, geht meilenweit über die Ansprüche hinaus, die im Allgemeinen an ein Laientheater gestellt werden dürfen. Die Inszenierung ist drastisch, plakativ, bisweilen durchaus irritierend und provokativ. Wein arbeitet mit sämtlichen Stilmitteln, die es im Theater gibt, wobei er gelegentlich auch etwas übers Ziel hinaus schießt und überzieht. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, ob es die Szene mit den drei Zimmerherrn wirklich in dieser epischen Länge gebraucht hätte. Da wäre vielleicht etwas weniger mehr gewesen, aber auch das ist Geschmackssache.

Tatsache ist, der Mann weiß was er tut und er tut es bewusst. Wer Kafka gelesen hat, weiß, dass die Geschichten bei ihm nie gut ausgehen. Der Käfer stirbt. Seine Familie lässt ihn verhungern. Hier erlaubt sich Wein eine kluge Änderung des Stoffes. Gregor Samsa erkennt den Grund für sein „Gefangensein“ und befreit sich von den Wünschen seiner Mitmenschen. Die Verwandlung ist vollendet und „es gibt Hoffnung für Gregor Samsa“. Gerade dieser Schluss ist sehr gut gelungen, atmosphärisch dicht und wird von den drei Darstellern des Gregor Samsa hervorragend gespielt. Insgesamt eine gelungene Herangehensweise an ein mehr als sperriges Thema. Das OVIGO ist ganz klar eine Bereicherung für die Theaterlandschaft in der Oberpfalz. Wer jetzt Lust hat mitzudiskutieren, die „Verwandlung“ gibt’s nochmal am 15. und 16. Oktober um 20 Uhr im W1 in Regensburg. Karten können unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. reserviert werden.