Das Alte Rathaus in Kallmünz beherbergt immer wieder Ausstellungen verschiedenster Art.  Derzeit findet man Bilder und Fotos mit ungewöhnlichen Objekten, die bereits 150 Millionen Jahre alt sind. Zur Vernissage lud das KulturEck ein. Die Eröffnung sprach Dr. Eva Schropp. Gemeindevertreter aus Brunn und Duggendorf waren der Einladung gerne gefolgt, wie natürlich auch der Kallmünzer Bürgermeister Ulrich Brey. Dieser hatte Rothgaenger zwei Jahre lang versucht zu überreden, eine entsprechende Ausstellung zu machen, ehe er eine Zustimmung bekam. Für die musikalische Gestaltung sorgten Michael und Ellen Kellner aus Schwetzendorf.

 

Der Künstler Klaus Rothgaenger ist eigentlich Graphiker und sieht sich auch als solcher. „Ein Künstler macht etwas Neues, ein Graphiker verbessert das Design“ so Rothgaenger, außerdem sehe ein Graphiker die Gegebenheiten, z. B. den Wellenabdruck im Gestein, der Wissenschaftler könne Art, Zeit und Ort bestimmen.  Er war in Architekturbüros und als Dozent tätig, bevor die Grabungs- und Forschungsarbeiten seiner Frau Monika im Steinbruch Brunn ihn mit den Fossilien bekannt machte. Dr. Martin Röper, der die Laudatio übernahm, bat ihn einst, die Infotafeln des PaläoZoo in Solnhofen zu publizieren. Dies brachte den Künstler zu seinem Werk zwischen Kunst und Wissenschaft.

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Detailgetreu zeichnete er die Funde auf Papier, damit der Betrachter die einzelnen Facetten der erhaltenen Knochen deutlicher sah. Dr. Martin Röper ist begeistert von dem, was der Künstler die letzten 25 Jahre erarbeitet hat und freut sich, dies den Kallmünzern nun zeigen zu können. Lebendige Fossilien sind Raum für Begegnung auf Augenhöhe, meinte der Konservator. Da er selbst die wissenschaftlichen Ausgrabungen mit betreut, gab er einen Einblick in die Flora und Fauna des jurassischen Solnhofenarchipels. Über 1.000 verschiedene Arten, welche einst zu Stein geworden waren, in den damals 10 verschiedenen tropischen Lagunen sind bekannt. Dabei sprechen wir von einer Zeit von ca. 150 Mio. Jahren und dem heutigen Jura-Karst der sich durch unsere Landschaft zieht. Der Meeresspiegel war etwa 150 Meter höher als heute, Eisberge waren geschmolzen.

In den 25 Jahren der Ausgrabungen bei Brunn und Umgebung erfreute man sich verschiedenster Funde: Seeigel, Korallenfische, Schuppenfische, Blüten, Zapfen, Fruchtstücke völlig bisher unbekannter Arten. In einem Jahr hatte man gleich 3 Dinosaurier-Skelette gefunden. Ein sehr gut erhaltener Flugsaurier war einer der Funde, bei einem anderen konnte anhand dieser Versteinerung entdeckt werden, dass er einer noch lebenden Echse bis zu 85 % entspricht. Fische waren so gut erhalten, dass man die Farbsegmente er Schuppen erkennen konnte. Welch enorme Vielfalt die Natur von einst bot, kann anhand dieser Funde erforscht werden. Ein gut erhaltenes Skelett hätte durchaus den Wert eines Einfamilienhauses, so Dr. Röper. Dabei ist der Umgang mit diesem Kalkgestein nicht leicht, bei unsachgemäßer Behandlung bröselt das Gestein und wertvolle Details verschwinden.

Dass sich der Paläontologe nicht nur beruflich dafür interessiert, sondern dafür lebt, war aufgrund seines Vortrags von Fachwissen, gepaart mit Freude zu spüren. Gewöhnlich ist er mit der Faziesanalyse für das jurazeitliche Solnhofen-Archipel - Dokumentation der ostbayerischen Plattenkalke betraut.

Die Zusammenarbeit mit dem Künstler hätte ihm von Anfang an viel Freude bereitet, dabei hatte er Rothgaenger nicht vom Umfang der Funde berichtet, ehe er eine Zusage erhielt. Erst mit der Zeit wurde dem bewusst, auf was er sich eingelassen hatte. Dabei empfand Rothgaenger mehr und mehr Freude, Neugier und Erfindungsgeist beim Erstellen der Graphiken, versah diese mit verschiedenen Hintergrundmotiven, so dass Vorzeit und Neuzeit wie vereint erscheint.

Viele Besucher fühlten sich wieder in die Kinderzeit zurückversetzt, als man mit Freude eine versteinerte Schnecke im Schotter fand oder beim Abklauben von Steinen aus den Feldern auch mal Versteinerungen sah und mit stolzem Schatzsucherherz nach Hause brachte. 

Die Ausstellung ist geöffnet von 17. Juni bis 10. Juli im I. Stock des Alten Rathauses in Kallmünz. Führungen können zudem über den Tourismusverein Kallmünz, Vilsgasse 42 in Kallmünz. Telefon: 09473 / 421. E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. gebucht werden.

Wie eine Ironie des Schicksals erschien beim anschließenden Betrachten der Werke das Bild „Ein Schnabelfisch fängt einen Langschwanzflugsaurier, der zuvor drei kleine Knochenfischlein gefangen hat“, allesamt zusammen wurden in diesem Moment versteinert festgehalten: Futterneid kann tödlich sein!