„Neubau eines Zehnfamilienwohnhauses mit Stellplätzen", hinter dieser so nüchternen Formulierung eines Bauantrags verbarg sich erheblicher Zündstoff zwischen der Antragstellerin und den Grundstücks- bzw. Hauseigentümern im Baugebiet Hammerwegäcker, an der Ecke von der Dr.-Leitner-Straße und dem Laurentiusplatz gelegen.


Die Mitglieder des Bauausschusses starteten am Mittwochnachmittag ihre Tour durch das Gemeindegebiet, machten Station bei den Projekten, über die in der anschließenden Sitzung in der Hammerseehalle beraten und beschlossen wurde. Insgesamt ca. 900 m² umfassen die Flurnummern 555/34 und 555/35 im Laurentiusplatz 14, auf denen das Zehnfamilienwohnhaus entstehen soll. Eine etwa 30-köpfige Anrainer-Schar lief dagegen Sturm. Grund dafür sind gravierende Abweichungen vom bestehenden Bebauungsplan, gegen die sich Widerstand formiert hatte. Diese reichten von der Dachfarbe (anthrazit), der Überschreitung der Baulinie und Baugrenze bis hin zur größeren Geschossflächenzahl. Nicht auf dem ersten Blick ersichtlich gewesen sei, übte Bürgermeister Georg Hoffmann, dass sowohl die Maße für die Firsthöhe, als auch die der Traufhöhe und des Dachüberstandes überschritten worden waren. Zu viel für die Anwohner, die im Vorfeld bereits ein entsprechendes Schreiben der Ablehnung bei der Gemeinde eingereicht hatten, mit der Forderung, dass der Bebauungsplan eingehalten werden muss. 

Hacikadin Düman, Antragstellerin aus Nittenau, dagegen meinte: „Ich verstehe die Nachbarn und diesen Aufstand nicht. Ich mache nichts Verbotenes. Ich mache nichts Verbotenes, ich baue, was genehmigt wird, was das Landratsamt erlaubt, das mache ich. Meine Gesprächspartner sind die Gemeinde und das Landratsamt, nicht die Nachbarn." Mit diesen Worten goss sie noch Öl ins Feuer, entspann sich ein teils emotional eingefärbtes Wortgefecht, bei dem neben einigen Anwesenden auch Hoffmann zur Ordnung rief. Übereinstimmend argumentierten die Anlieger, dass so ein großes Wohnobjekt nicht reinpasst, es mindere den Wert der eigenen Immobilien. Zudem habe man sich selber auch an den Bebauungsplan halten müssen. 18 Stellplätze sollen um das neue Projekt entstehen. Schon die derzeitige Park-Situation lasse eine weitere Belastung nicht zu, schon gar nicht in diesem Ausmaß. Zu bedenken gab man auch das Freihalten der Rettungswege, die bereits vorhandene Problematik beim Räum- und Streudienst. Auch die Müllabfuhr habe Probleme beim Durchkommen. Auch sei der soziale Frieden in Gefahr, bei so vielen Menschen auf engem Raum. Die Unterschriften der Nachbarn sind nicht vollständig. Hoffmann riet, bei einem neuen Antrag die Unterschriften einzuholen. Hacikadin Dümann erwiderte, dass sie das ganz gewiss nicht mehr tun werde. Hoffmann meinte, dass so ein Verhalten schlecht sei.

Albert Krieger sagte zu Dümann: „Wenn Ihr Planer sich an den momentan gültigen Bebauungsplan gehalten hätte, hätte er Ihnen sagen müssen, dass ein Zehnfamilienhaus hier nicht möglich ist. Sie haben zur Unruhe der Nachbarn einen Beitrag geleistet. Halten Sie sich an den Bebauungsplan, dann haben wir diese Diskussion nicht." Hoffmann machte deutlich, dass die Genehmigungsbehörde das Landratsamt sei. Deshalb sollen die Anwohner ihre Einwände nicht nur an die Gemeinde, sondern direkt beim Landratsamt anmelden. In der anschließenden Sitzung wurden vom Bauausschuss Einwände geäußert und das erforderliche gemeindliche Einvernehmen zur Erteilung einer Baugenehmigung nicht erteilt. Über den weiteren Verlauf der Sitzung werden wir noch berichten.



900 m² umfasst die Fläche, auf der ein Zehn-Familienhaus entstehen soll. Bild: (c) Ingrid Schieder