Regensburg. Wie kam das Klatschen für medizinisches Personal während der COVID-19-Pandemie bei Pflegekräften an? Stehen Sozialarbeiter*innen wirklich immer mit einem halben Bein im Gefängnis? Und welche Rolle spielt Vertrauen in der interkulturellen Beratungsarbeit?

Eine enorme thematische Bandbreite decken die sieben an der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften entstandenen Master- und Bachelorarbeiten ab, die die Bayerische Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) jetzt mit dem Förderpreis 2021 ausgezeichnet hat. Das Preisgeld beläuft sich auf insgesamt 6.500 Euro.

Anerkennung für herausragende wissenschaftliche Leistungen, ein Zeichen der Wertschätzung und zugleich auch der Wunsch, „nicht mit dem Lernen aufzuhören": Pater Thomas Väth sagte bei der Preisverleihung an der OTH Regensburg in Vertretung von Provinzial Frater Benedikt Hau, die Barmherzigen Brüder seien froh, mit dem Förderpreis junge Menschen unterstützen zu können. Dass dies bereits zum 17. Mal geschieht, wertete Prof. Dr. Wolfgang Baier, Präsident der OTH Regensburg,

als „Ausdruck einer guten und kontinuierlichen Partnerschaft zwischen unseren beiden Einrichtungen". Und Prof. Dr. Carl Heese, Dekan der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften, sprach von einer „Glanzleistung aller Beteiligten".

Unter dem Eindruck der aktuellen Pandemielage (die Veranstaltung lief unter Einhaltung der 2G-Regel sowie hybrid ab) betonten alle Redner, freundlicher Applaus allein reiche nicht aus: „Es braucht mittel- und langfristig Verbesserungen in allen Bereichen der Sozialen Arbeit", sagte etwa Pater Thomas Väth. Die Belastung sei enorm. Viele Mitarbeitende in Kliniken und Pflegeeinrichtungen hätten in den vergangenen Monaten ihre Arbeitszeit reduziert. „Weil sie es nicht mehr schaffen. Nicht, weil sie nicht mehr helfen möchten. Deswegen trifft uns die jetzige Welle auch so hart. Es fehlt nicht mehr an Beatmungsgeräten, es fehlt an Menschen, die helfen, ohne dabei selbst kaputt zu gehen", so der Pater in eindringlichen Worten.

Dekan Heese hoffte vor diesem Hintergrund, dass die Verleihung der Förderpreise durch die Barmherzigen Brüder nicht nur die öffentliche Sichtbarkeit der Leistungen an seiner Fakultät, sondern insgesamt in den sozialen und pflegerischen Berufen erhöhe. Wie vielseitig diese Arbeit im wissenschaftlichen Bereich und in der beruflichen Praxis ist, zeigten die Master- und Bachelorarbeiten in den Studiengängen Leitung und Kommunikationsmanagement (berufsbegleitend), Soziale Arbeit, Logopädie, Pflege (ausbildungsintegrierend) sowie Musik- und bewegungsorientierte Soziale Arbeit. Studiendekanin Prof. Renate Kühnel machte deutlich, es habe „viele preiswürdige Arbeiten gegeben", so dass die Preise teils mehrfach vergeben wurden.

Als „besonderen Abschluss unserer Zeit an der OTH Regensburg" bezeichnete Sozialpädagogin B.A. Annalena Hellfritsch die Preisverleihung. Sie bedankte sich zusammen mit Dominik Patrick Penz (B.Sc., Pflege) stellvertretend für alle Preisträger*innen bei den Barmherzigen Brüdern für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie bei den Betreuer*innen der Abschlussarbeiten seitens der Fakultät. Musikalisch gestaltet wurde die Preisverleihung von Lea Bittcher (Cello, Gesang) und Florian Czmaiduch (Gitarre, Gesang), die an der OTH Regensburg Musik- und bewegungsorientierte Soziale Arbeit studieren.

Übrigens: 82 Prozent der von Dominik Patrick Penz in seiner Bachelorarbeit befragten Pflegekräfte sahen das Klatschen für ihre Arbeit im Zuge der Pandemie eher kritisch. Dagegen klagten im Betrachtungszeitraum (Januar bis Juni 2020) 83 Prozent über Missstände wie mangelhafte Schutzausrüstung.

Die Preisträger*innen 2021:

Masterpreis (1.500 Euro): Inga Ehrenberg (M.A., Leitung und Kommunikationsmanagement, berufsbegleitend). Thema der Masterarbeit: „Implizite Vertrauenstheorien von Adressat*innen des sozialen Beratungssettings – interkulturelle Betrachtung". Betreuung: Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker.

Bachelorpreisträger*innen:

1. Preis (Preisgeld 1500 Euro): Jacqueline Reichinger (Sozialpädagogin B.A.). Thema der Bachelorarbeit: „Flexible Hilfen zur Erziehung gemäß § 27 Abs. 2 Sozialgesetzbuch (SGB) – Achtes Buch – Kinder- und Jugendhilfe – im Kontext des Kindeswohls – Chancen und Herausforderungen für die Soziale Arbeit"- Betreuung: Prof. Dr. Christoph Knödler.

2. Preis (Preisgeld 1000 Euro): Julia Kaiser und Maxine Klinck (B.Sc., Logopädie, ausbildungsintegrierend). Thema der Bachelorarbeit: „Mit FATMA 2.0 zum Ziel – Evaluation der Durchführungsanweisung des Fragebogens zur Erfassung von Aktivitäts- und Teilhabezielen bei Menschen mit Aphasie". Betreuung: Prof. Dr. Norina Lauer.

2. Preis (Preisgeld 1000 Euro): Sophia Mayer (Sozialpädagogin B.A.). Thema der Bachelorarbeit: „Unterlassungsstrafbarkeit in der Kinder- und Jugendhilfe unter besonderer Berücksichtigung der Garantenstellung und Garantenpflicht". Betreuung: Prof. Dr. Christoph Knödler.

3. Preis (Preisgeld 500 Euro): Annalena Hellfritsch (Sozialpädagogin B.A.). Thema der Bachelorarbeit: „Christliche Ethik und Soziale Arbeit". Betreuung: Prof. Dr. Johann Weigert.

3. Preis (Preisgeld 500 Euro): Dominik Patrick Penz (Pflege B.Sc.). Thema der Bachelorarbeit: „Pflegerische Selbstwahrnehmung im Zuge der Sars-Cov-2-Pandemie". Betreuung: Prof. Dr. Christa Mohr.

3. Preis (Preisgeld 500 Euro): Ronja Schäble (Sozialpädagogin B.A.). Thema der Bachelorarbeit: „Nachhaltige kulturelle Bildung – claiming the right to be unhappy". Betreuung: Lehrkraft für besondere Aufgaben Maike Berndt-Zürner.