Nach langem Zögern hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner heute endlich ein Gesetz zum Ausstieg aus dem Kükentöten vorgelegt. Der Deutsche Tierschutzbund, der ein Verbot lange gefordert hatte, kritisiert, dass das Töten männlicher Eintagsküken erst ab Ende 2021 verboten sein soll.

Zudem will die Ministerin das Töten der empfindungsfähigen Embryonen noch weitere Jahre erlauben: Erst ab Ende 2023 sollen Eingriffe an Hühnereiern zur Geschlechterbestimmung ab dem siebten Bruttag verboten werden, da ein Schmerzempfinden zu diesem Zeitpunkt nicht auszuschließen ist. „Frau Klöckner hat in ihrer bisherigen Amtszeit verzweifelt versucht, mit der Geflügel-Branche freiwillige Vereinbarungen für den Ausstieg aus dem Kükentöten zu erzielen. Das ist krachend gescheitert, was früh absehbar war. 

Durch die Klöckner'sche Taktik wurde viel Zeit verspielt. Jetzt kann die Branche noch Jahre tierschutzwidrig männliche Küken beseitigen. Das Verbot ist richtig, aber nicht konsequent genug, zu mutlos und kommt verspätet", kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Laut Gesetz soll das Töten lebensfähiger Küken ab Ende 2021 verboten sein. Bis 2023 sollen aber verschiedene Methoden der Geschlechtererkennung im Ei erlaubt bleiben. Diese Methoden greifen frühestens am neunten Bruttag, eine Methode sogar erst am 14. Bruttag. Eier mit männlichen Embryonen werden dabei vernichtet – obwohl eine Empfindungsfähigkeit bereits ab dem siebten Tag nachgewiesen wurde. Das erkennt auch das Bundesministerium an und will wohl auch deswegen Methoden zur Geschlechtererkennung im Ei ab dem siebten Bruttag nur befristet zulassen.

„Das Ministerium hat offensichtlich verstanden, dass die Tötung eines bereits empfindungsfähigen Embryos ebenso unethisch ist wie die Tötung des geschlüpften Kükens. Dass ein Abtöten ab dem siebten Bruttag dann trotzdem noch viele Jahre möglich sein soll, ist inakzeptabel", so Schröder. 

Tierschutzbund erneuert Forderung nach Zweinutzungshuhn

Die einzige Methode, die sowohl das Kükentöten verhindern als auch die zuchtbedingten Probleme der Legehennen lösten könnte, wäre die Rückkehr zum Zweinutzungshuhn. Die Hennen dieser Zuchtrichtungen legen etwas weniger Eier als hochspezialisierte Legehybriden, doch dafür können die Hähne etwas rentabler gemästet werden. Die Tiere sind zudem vitaler und weniger anfällig für Krankheiten. „Die heutigen Legehennen sind hochgezüchtete „Eierlegemaschinen" innerhalb eines kaputten Systems, die Kükenfrage damit auch eine Systemfrage, der Frau Klöckner mit technischen Lösungen zur Geschlechterbestimmung ausweicht", kritisiert Schröder. „Die Rückkehr zum Zweinutzungshuhn wäre konsequent. 

Hier haben Frau Klöckner und ihre Amtsvorgänger zu nachlässig gehandelt, zum Beispiel mit viel zu wenig Fördergeldern. Sonst wäre dieser Weg schon jetzt praxisreif."