Die geplante Freifächen-Photovoltaikanlage bei Neuenschwand beschäftigt nach wie vor die Gemüter der Anlieger. Unsere Redaktion erreichte folgender Leserbrief unter dem Titel: "Auswärtige Solarinvestoren bestimmen das Schwandner Landschaftsbild in der Gemeinde Bodenwöhr!"


Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

"Dass die momentane Politik einen gewissen Druck zur Umsetzung „grüner" Projekte erzeugt, ist unverkennbar. Weiter schafft das anhaltende Niedrigzinsumfeld einen Kapitalanlagezwang, der sicherlich dafür sorgt, dass sich so manches Gemeinderatsmitglied schon aus Eigeninteresse heraus die Hände reibt und vielleicht auch deshalb etwas vorschnell die Zustimmung für ein dubioses Projekt gegeben hat. Nun gilt es nur noch die Stimmen der Bürger, bzw. den „Aufstand", wie es dem zweiten Bürgermeister aus Versehen in den Mund kam, zu zerschlagen, um den Weg frei für eine vermeintlich lukrative Geldanlage in Heimatnähe zu machen. Da kann man dann auch mal von der sonst angepriesenen Bürgernähe und Mitbestimmung absehen, zumindest wenn keine Wahlen anstehen. Dass man als Gemeinderat bei Flurprozessionen zu unserem Schöpfer „der uns die Früchte der Erde geben und erhalten wolle" betet, zeugt von Unaufrichtigkeit, ja fast schon Scheinheiligkeit.


Gerade diese eben aufgezeigte Konstellation führt zu Fehlentscheidungen, die mit einem seriösen Vorgehen nichts mehr zu tun haben. Dabei wird so getan, als hätte der auswärtige Projektentwickler das Recht dort zu bauen, sofern keine triftigen Gründe dagegensprechen. Ein auf der Gemeinderatssitzung präsentierter pyramidenförmiger Aufbau des Verfahrens sollte dies verdeutlichen oder sogar „eintrichtern". In Wahrheit liegt die Planungshoheit sowie die grundlegende Entscheidungsgewalt für oder gegen das Projekt alleine bei der Gemeinde!

Hätte man die Bevölkerung, wie in § 3 des Baugesetzbuches (BauGB) gefordert, rechtzeitig über die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung unterrichtet und ihr die Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung gegeben, bräuchte es diese Zeilen höchstwahrscheinlich nicht.

Bevor man nun weitere Wege beschreitet, die mehr schlecht als recht sind, wäre die Gemeinde besser beraten, zuerst eigenes Wissen aufzubauen, sowohl theoretisch (Vorträge, Literatur), als auch praktisch (Besichtigungen anderer Projekte). Auch bei Nachbargemeinden, Solarvereinen und unabhängigen Beratern könnte man einen Blick über den Tellerrand wagen.

Das einzig wahre Ziel kann nur eine wohlüberlegte Vorgehensweise sein, die insbesondere der Gemeinde mit ihren Bürgern und Grundbesitzern, aber schlussendlich auch den Investoren zu Gute kommt. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre eine Standortanalyse innerhalb des gesamten Gemeindegebietes auf der Grundlage des Flächennutzungsplanes, um geeignete, bedingt geeignete und ungeeignete Flächen anhand nachvollziehbarer Kriterienkataloge zu kategorisieren.

Beim aktuell geplanten Vorhaben verlässt man sich allerdings stumpf auf das vom Investor bestimmte und vom Bürgermeister samt Gemeinderäten abgesegnete Gebiet, welches im Rahmen der Standortanalyse mit Sicherheit nicht in die Kategorie „geeigneter Standort" gefallen wäre und leider lediglich den Aspekt „Profit" berücksichtigt. Als geeignete Standorte erwartet man eher Flächen bei Gewerbegebieten, an Autobahnen und Bundesstraßen sowie auf Konversationsstandorten, aber doch NICHT in Landschaftsschutzgebieten neben Wohnsiedlungen.

Sind geeignete Flächen identifiziert, muss man sich auch nicht auf Investoren und Projektentwickler von außerhalb verlassen! Die Gemeinde kann durchaus die Projektentwicklung selbst in die Hand nehmen. Sicher wäre dann eine auf die Bedürfnisse der Gemeinde ausgerichtete und geografisch günstig platzierte PV-Freiflächenanlage das Ergebnis. Noch attraktiver wäre es, wenn vorrangig den Bürgern der Gemeinde die Möglichkeit der Beteiligung gegeben würde. Wenn man die Anlage dann noch mit Hilfe eines kommunalen Eigenbetriebes selber baut und betreibt, kann man die nahezu gesamte Wertschöpfungskette nutzen und sogar Arbeitsplätze schaffen, die die Akzeptanz mit Sicherheit weiter fördern.

Zu den bereits vielfach angesprochenen Nachteilen des aktuell geplanten Standortes, wie z.B. dass es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, gesellen sich noch weitere Aspekte. Die Abwertung des Landschaftsbildes ist nicht die einzige optische Beeinträchtigung. So sind Personen im Umfeld womöglich Reflexionen durch Sonnenlicht ausgesetzt. Akustisch werden Menschen durch Lüfter im Transformatorhäuschen, Wechselrichter und, falls geplant, durch Nachführeinrichtungen weiter strapaziert. Besonders die Anlieger müssen unter den negativen Einflüssen auf die Wohn- und Erholungsqualität leiden.

Dass nicht nur wir Menschen, sondern auch die Tiere beim aktuell geplanten Vorhaben eingeschränkt werden, ist ohnehin bekannt. Sei es durch die nicht zu unterschätzenden Auswirkungen auf die Lebensräume streng geschützter oder gefährdeter Arten, der Lebensraumzerschneidung durch Einzäunung oder der Beeinträchtigung von ökologisch wertvollen Biotopstrukturen. Wald, Felder, Wiesen und Weihern sowie die Wildtiere wird man vom Fenster aus nicht mehr wie gewohnt beobachten können.

Ein Projekt darf nicht weiterverfolgt werden, nur weil man schon einen gewissen Aufwand - der bisher sogar noch recht überschaubar ist - investiert hat. Es ist nie zu spät für einen Abbruch, wenn neue Erkenntnisse diesen anzeigen! Die Scheuklappen sollten abgelegt und das Thema „grüne Energien" zielführend zum Wohle aller Gemeindebürger angepackt werden!


Mit freundlichen Grüßen

Familie Josef Heinfling"