Amberg. Heuer dreht sich alles um das Schwerpunktthema Gedächtnis: Ab dem 23. Februar haben Interessierte die Gelegenheit, die traditionellen Erlanger Universitätstage in Amberg zur persönlichen Weiterbildung und für neue Denkanstöße zu nutzen.


Die insgesamt fünf Vorträge der 42. Auflage dieser Zusammenarbeit des Amberger Kulturreferats und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) stehen unter dem Thema „Gedächtnis" und finden von 23. Februar bis 23. März 2021 wie gewohnt an den Dienstagabenden ab 19.30 Uhr statt.

„Aufgrund der Coronapandemie werden die Zuhörerinnen und Zuhörer den Rathaussaal aber diesmal gegen ihre heimischen Räumlichkeiten eintauschen müssen", bedauern Oberbürgermeister Michael Cerny, Kulturreferent Dr. Fabian Kern, Kulturamtsmitarbeiterin Barbara Cosima Frey und der Spiritus Rector der Universitätstage Prof. Dr. Rudolf Freiburg.

Die Vorträge werden live ins Internet gestreamt, der Zugangslink ist über die Universitätsadresse fau.info/universitaetstage erreichbar.


„Eine der ältesten Metaphern, mit der versucht wurde, unser Gedächtnis bildhaft zu umschreiben, war die der tabula rasa, also das Bild der Wachstafel. Die Objekte der Außenwelt, so legt diese Vorstellung nahe, würden gleichsam in diese Tafel hineingedrückt und hinterließen somit einen unauslöschlichen Ein-Druck, eine Im-Pression", führt der „lenkende Geist" der jährlichen Veranstaltungsreihe, Prof. Dr. Rudolf Freiburg, in das interessante Thema ein.

Viele der darauffolgenden bildhaften Umschreibungen hätten dann aber der Erkenntnis Tribut gezollt, dass das menschliche Erinnerungsvermögen nicht ganz so unauslöschlich sein kann wie es die Vorstellung von der Wachstafel suggerieren möchte. Inzwischen, so Prof. Freiburg weiter, habe man sich weit von statischen Definitionen der „memoria" entfernt und vermute mit gutem Grund, dass Erinnerungen den Gedächtnisinhalt nicht einfach re-konstruieren, sondern vielmehr bei dessen Konstruktion eine entscheidende Rolle spielen.


„Als Individuen kommen wir ohne Gedächtnis nicht aus: Es ist die Schatzkammer unserer Erfahrungen, das neuronale Protokoll unserer Lebensgeschichte, ein unschätzbar wertvolles Archiv von Texten, Narrativen, Sätzen, Ellipsen, Bildern, Tönen, Gerüchen und vielem mehr", erläutert der Lehrstuhlinhaber für Anglistik. So wie jeder von uns verfügten aber auch Gruppen, Vereine, Firmen, Körperschaften, Staaten und Nationen über ein sogenanntes „kollektives Gedächtnis", um gemeinsame Identität zu stiften und sich von anderen abzugrenzen.

Natürlich könne auch die Wissenschaft nicht ohne Gedächtnis agieren und so sei ein gutes, also vernetztes, überprüfbares und evaluiertes Gedächtnis nicht nur die Voraussetzung für die moderne wissenschaftliche Forschung, sondern genauso auch Gegenstand zahlreicher Forschungsinteressen, betont Prof. Dr. Freiburg weiter. Doch davon können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Universitätstage Erlangen am besten selbst überzeugen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wird das Gedächtnis aus fünf verschiedenen Perspektiven – der Psychosomatik und Psychotherapie, der Medienwissenschaft, der Neurologie, der Soziologie und der Psychogerontologie betrachtet.