Der Bauer und sein Prinz

„Der Bauer und sein Prinz“, klingt wie der Titel eines Märchens, tatsächlich verbirgt sich dahinter ein Dokumentarfilm von Bertram Verhaag, der Visionen aufzeigt, aber auch die knallharte Realität aufzeigt, einer von Profitgier geleiteten Landwirtschaft. Menschen müssen begreifen, dass sie ein Teil des Ökosystems sind, so lautet die Botschaft, die einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur, insbesondere mit dem Tier, fordert. Dass dies gelingen kann, zeigen konkrete Beispiele in diesem Film, der am Mittwochabend im Kinocenter Nittenau lief. Bündnis ‘90/Die Grünen hatten dazu eingeladen.

 

Ist das Prinz Charles? Großbritanniens Thronfolger sieht in seiner Arbeitskluft, den gelben Handschuhen und der Schutzbrille so gar nicht aus wie ein Prinz. Mit einem kleinen scharfen Beil und Muskelkraft schafft er ein Heckensystem, das optisch einen reizvolleren Anblick biete, als Drahtzäune, das die Kühe und Schafe auf der Weide halte. Der Bodenerosion werde dadurch vorgebeugt und in der Hecke finden kleine Tiere Schutz. Die Landschaft in Cornwall wird in dem Film dargestellt. Seit 1337 ist das Land im Eigentum des jeweiligen Thronfolgers. Seit Mitte der Achtziger Jahren betreibt Prinz Charles hier ökologische Landwirtschaft. Dabei richtet er sich gegen Profitgier und Ausbeutung der Umwelt.

Sein Farmmanager, David Wilson, kommt aus der konventionell betriebenen Landwirtschaft. Gemeinsam schufen sie einen Vorzeigebetrieb. Gezeigt wurden seltene Hausschweinarten, die sie züchten. Alte Apfelsorten und Getreidearten bleiben erhalten. Die Shetlandkuh wäre fast ausgestorben. Auf der Duchy Home Farm von Charles werden diese gezüchtet. Der Boden sei das A und O, meint Wilson. Und der Prinz ergänzte, dass sich die Erde leblos angefühlt habe. Durch den Verzicht von chemischen Stoffen und dem Düngen mit Kleegras sei das anders geworden. Stickstoff sei so auf natürliche Weise eingebracht worden. In einem Laufstall werde den Kühen viel mehr Platz als vorgeschrieben gegeben. Damit sie es bequem haben, stehen sie auf Stroh. Das wiederum werde als Dung gebraucht. Die Lebenserwartung einer Kuh betrage in der ökologischen Landwirtschaft acht bis neun Jahre. In der konventionellen Landwirtschaft erlebe die Kuh nicht einmal ihren fünften Geburtstag. Dem Weideland mit seiner enormen Pflanzenvielfalt trage zu dieser höheren Lebenserwartung bei. „Wenn man nur nach Profit leistungsstarke Tierarten züchtet, merkt man erst spät, dass Wertvolles verloren geht“, so Wilson. So lange Verbraucher billige Produkte wollen, werden Bauern Massen produzieren, um überleben zu können, übte der Sprecher auch Kritik an der EU.

„Wir müssen ein weiteres Verständnis für die Natur schaffen und sie nicht misshandeln“, so Charles. Das Wetter macht den Bio-Bauern auch zu schaffen. Ein bisschen weniger Ertrag müsse man dann hinnehmen. Und auch die Gesellschaft sei verwöhnt. Obwohl es sich bei ihren Kartoffeln um ein hochwertiges Produkt handle, wollen die Verbraucher diese nicht wegen brauner Flecken. „Sie lassen sich von der Kosmetik leiten.“ Die Landesvorsitzende von Bündnis ‘90/Die Grünen, Sigi Hagl, machte darauf aufmerksam, dass dieser Film in Großbritannien und außerhalb von Europa nicht gezeigt werden dürfe. Die Presseabteilung des Königshauses wolle wahrscheinlich verhindern, dass sich Charles „als grüner Prinz“ weiter profiliere. Doch dem Thronfolger geht es um die Erhaltung des Planeten Erde. „Ich hoffe, dass ich Interesse wecken kann“, meinte er.

Den Rücken stärken ihm im Film der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Hardy Vogtmann, sowie die indische Umweltschützerin, Vandana Shiva, die voll des Lobes sind ob des hohen Engagements des Prinzen. Charles sagte, dass eine perverse Subventionspolitik den falschen Weg unterstütze. Wenn man diese umdrehen könnte, dann würde Bio billiger werden, wenn dies gefördert werde. Dennoch lässt er sich nicht entmutigen. „Das, was man nimmt, das muss man ersetzen“, ist er überzeugt. „Aber wir nehmen nur und geben nichts zurück“. Am Ende des Films gab es Gelegenheit zur Diskussion mit Sigi Hagl, den beiden Grünen-Kreistagsmitgliedern Reinhold Schmalzbauer und Elisabeth Bauer und Dipl.-Agraringenieur Georg Stöckl, tätig der staatlichen Landwirtschaftsberatung am Fachzentrum für Ökolandbau am AELF Neumarkt. „Bemerkenswerte Aussagen“, meinte Stöckl zu dem Film. So werden 15 bis 20 Prozent der Beschäftigten wieder in der Landwirtschaft benötigt. Nicht die große,, sondern die kleinteilige Landwirtschaft mit ihrer Vielseitigkeit sei die Zukunft. „Was wir tun können, sei die Unterstützung der ursprünglichen Landwirtschaft.“

Sigi Hagl setzt auf Aus- und Weiterbildung. „Wir wollen, dass alle wachsen können und nicht wechsle oder weiche.“ Reinhold Schmalzbauer erinnerte daran, dass ökologischer Landbau funktionieren könne. Denn vor kurzem habe man einen erfolgreichen ökologisch ausgerichteten Gemüseanbauer im Landkreis besucht.

Biobauer Georg Doll berichtete von seinen Erfahrungen. Seit 28 Jahren sei er überzeugter Biolandwirt. Nicht immer klappe alles so, wie man es sich vorstellt. Man habe Ertragsschwankungen und ein gewisses Arbeitsaufkommen. Man könnte Arbeitskräfte in der Landwirtschaft brauchen. Seine generelle Erfahrung laute: „Bio-Landwirtschaft ist möglich.“

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