Reges Interesse an der Flüchtlingsthematik

Flüchtlinge und Asylsuchende, das Thema beschäftigt hierzulande beinahe Jeden. Die Stadt Nittenau und die katholische und evangelische Kirche luden zu einer Informationsveranstaltung ein, bei der die Hilfe für die Ankommenden im Fokus stand. Mit so einem Ansturm hatten die Organisatoren nicht gerechnet.

„Wir sind überwältigt, wir haben nicht damit gerechnet“, freute sich Bürgermeister Karl Bley als die Menschen in die Regentalhalle strömten. Bestuhlt worden war der kleine Raum mit 70 Stühlen. Viel zu wenig! Und so bat Bley die Gäste, mit ihrem Stuhl in die direkte Halle umzuziehen. Hier schleppten Bedienstete der Stadt noch einmal so viele Stühle heran. Wie sieht die Situation im Landkreis Schwandorf und speziell in Nittenau aus? Die zentrale Frage wurde von Bürgermeister Karl Bley, von Martin Schöberl in der Stadtverwaltung tätig, sowie von Seiten der Sprachpaten beantwortet.

Die Anwesenden reagierten spontan mit Applaus zu den Redebeiträgen, vor allem in Bezug auf Aussagen, dass „wir helfen müssen“. Auch die beiden Geistlichen, Pfarrer Reiner Eppelein (evangelisch) und Pfarrer Adolf Schöls (katholisch) beleuchteten die Thematik aus ihrer Sicht. Im Landkreis Schwandorf seien derzeit 769 Asylanten in Gemeinschaftsunterkünften und 1.033 dezentral untergebracht worden, so Bley. In Bruck seien es 129 hilfesuchende Flüchtlinge, in Bodenwöhr 37 und in Nittenau aktuell 44. Rosemarie Fechter stellte die Gemeinschaftsunterkunft in der Thanner Straße vor. Ihre Intension sei es, dass hier Familien untergebracht werden. Es handle sich um 32 Wohneinheiten, mit zwei, drei und vier Zimmern. Damit seien Voraussetzungen geschaffen worden, Familien mit Kindern hier unterzubringen. Auch ein Spielzimmer, Ruheraum, ein Raum für Jugendliche, wo man Musik machen kann, evtl. eine Bibliothek, eine Gemeinschaftsküche sowie vor allem Unterrichtsräume zum Erlernen der Sprache seine vorgesehen. Zudem solle ein Veranstaltungs- bzw. Gemeinschaftsraum bzw. ein Willkommenscafé entstehen. Dies bedürfe der Mithilfe aller, betonte Fechter. Da es sich um ein großes Gelände handle, könne hier beispielsweise eine Basketballanlage gebaut werden. Die Fertigstellung der rund 70 Plätze werde Anfang Juni sein, prognostizierte Fechter.

Martin Schöberl von der Nittenau Stadtverwaltung gab allgemeine Informationen zu Flüchtlingen und Asylsuchende.

Doris Dürr, Ansprechpartnerin bzw. Projektleiterin „Sprachpaten“ von der „lernenden Region“ der Freiwilligen Agentur des Landkreises Schwandorf, sagte, dass über 100 Sprachpaten im Landkreis unterwegs seien. Vermittelt werden die Sprache und die deutsche Kultur. Betreut werden die Hilfesuchenden im normalen Alltag. Eine Sprachpatenschaft sei ehrenamtlich. Der Ehrenamtliche gebe nicht nur, sondern erfahre Freundschaften. Manche erlernten im Gegenzug die arabische Sprache. Bei den dezentral untergebrachten Flüchtlingen gehen die Sprachpaten direkt zu den Leuten. Für die in Gemeinschaftsunterkünften Untergebrachten bildeten sich Arbeitskreise, die sich unterschiedlich einbringen, so Dürr. Jeder könne eine Sprachpartnerschaft übernehmen. Wer dies über die „lernende Region“ mache, könne Fahrtkosten geltend machen und genieße den Versicherungsschutz durch die Ehrenamtlichen-Versicherung.

Theresia Reichart-Gruber aus Schwandorf hat bereits einige Familien betreut. Ihre Motivation, erzählt sie, war, etwas Sinnvolles zu machen. „Uns geht es so gut, wir müssen etwas tun“, für diese Worte erntete sie spontanen Applaus. Auch bei uns gebe es arme Menschen, aber niemand müsse vor Bomben und Terror fliehen, Kinder können in die Schule gehen. Sie selber habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Man brauche keine Angst vor diesen Leuten zu haben. Inzwischen seien die meisten der von ihr Betreuten in die Ballungszentren gezogen, zu ihren Familien. Doch noch immer werde der Kontakt gepflegt. Neben den Hilfen im Alltag und den Behördengängen und Arztbesuchen habe sie auch den Besuch von Kursen angeregt. Nur einmal hat sie eine negative Erfahrung gemacht, wegen maßloser Ansprüche sich zurückgezogen.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft machte sich breit, viele trugen sich sogleich in die Listen ein, sagten so ihre Hilfe zu. (c) Ingrid Schieder

Ursula Hahnel, Sprachpatin in Nittenau, beleuchtete neben allem Positiven auch die Schattenseiten. So tun sich manche der Schüler sehr schwer mit dem Erlernen der deutschen Sprache. Zudem sei von den Asylsuchenden eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Frauen haben ein anderes Lebensbild. Sobald diese ein Kind erwarteten, bleiben sie einfach zu Hause. Probleme entstehen auch, wenn manche allzu sehr in ihrem Kulturkreis verwurzelt seien. Sprachpaten werden dringend benötigt. Ohne diese können Kinder keine Hausaufgaben machen.

Pfarrer Adolf Schöls sagte, es sei nun einmal so, dass Menschen auf der Flucht seien. Als Problem sehe er, dass Europa immer rechtslastiger werde. Es gelte, einen Beitrag zu leisten, damit die Welt ein bisschen menschlicher werde. Wir haben in Deutschland Erfahrungen mit dem Dritten Reich gemacht. Unsere Aufgabe sei es, uns als Menschen zu zeigen, daher appelliere er zu helfen. Als hirnverbrannt bezeichnete er die Äußerungen von Frauke Petry von der AfD bezüglich des Schießbefehls, woraufhin Applaus einsetzte. Pfarrer Reiner Eppelein sagte, dass der größte Teil der Pfarrei schlesische Wurzeln habe, die waren alle evangelisch. Im Bodenwöhrer Bahnhof seien aus den Viehwaggons entstiegen und kamen vorerst ins Lager, zog er Parallelen zur heutigen Situation. Es sei etwas, was uns bewegen soll, Flüchtlinge seien aus ihrer Not heraus darauf angewiesen, aufgenommen zu werden. Dies sei ein Gebot der Nächstenliebe.

Bürgermeister Karl Bley sagte, es seien Listen vorbereitet worden, in die sich alle eintragen sollen, die helfen wollen. Die Stadt werde dieses Engagement koordinieren. Barb Trucks, bereits selber engagiert, fragte, ob man nicht leerstehende Räumlichkeiten als Treffpunkt nutzen könne. In Bezug auf die Vereine meinte sie, dass die Asylsuchenden abgeholt werden müssten“. Alexander Preu vom TSV Nittenau betonte, dass jeder am Training teilnehmen dürfe. „Wir sind bereit zu helfen, wir sind einfach Menschen, jeder ist willkommen.“ Michael Goldhahn von der Organisation „flying help“ berichtete speziell von der Situation auf der griechischen Insel Kos und wie dieser Verein dort Hilfe leiste.

 

 

 

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