VIDEO: "Markus will leben": Wolfsegg ruft zu Hilfe auf

Es hätte alles so schön sein können: Der 31-jährige Markus Metzger aus Wolfsegg ist im November mit seiner Freundin Katrin Märkl zusammengezogen. Die beiden kennen sich seit sechseinhalb Jahren und haben die gemeinsame Zeit immer genossen. Leicht hatten sie es bisher nicht, Markus erkrankte an Lymphknotenkrebs, den er mit viel Kraft überwunden hat. Dann kam der 21. März 2016 - und damit die schlimme Nachricht. Markus war oft schwindlig und er kam schnell außer Puste, erzählt Katrin Märkl beim Pressegespräch im Wolfsegger Rathaus. Im Rahmen einer Routineuntersuchung erzählte er diese Symptome seiner Ärztin, die gleich weitere Untersuchungen machte und dann zu der Diagnose „Leukämie“ kam.

Da zieht es einem den Boden unter den Füßen weg, erzählt Katrin Märkl. Zuerst weiß man gar nicht, wie man damit umgehen soll. Dann sagt man sich, es muss weiter gehen und so beginnt man erneut zu kämpfen. Sie merkten bald, dass sie nicht alleine sind. Denn hinter ihnen steht praktisch das ganze Dorf. Markus Metzger ist seit seiner Jugendzeit Fußballspieler, zuerst in der Jugendmannschaft später im Erwachsenenalter. Er ist Jugendleiter bei den Schützen und stellvertretender Abteilungsleiter bei den Stockschützen. "Als wir von der Diagnose erfuhren, breitete sich eine Art Ohnmacht unter seinen Freunden aus", erzählt Manfred Schmidt, Vorsitzender der SpVgg Wolfsegg und Initiator der Aktion „Markus will leben“. "Dann beschlossen wir: Hier muss geholfen werden, denn Markus war immer Teil von uns."

Hier geht´s zum Kurz-Interview von Katrin Märkl mit Ostbayern HD

Hilfe fand Schmidt bei der DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige Gesellschaft mbH. Er arbeitete sich mit seiner Lebensgefährtin durch einen über 20-seitigen Leitfaden, in dem beschrieben wurde, wie eine Typisierungsaktion von statten geht, etc. Dann dachte er sich, wenn jemand das auf die Beine stellen kann, dann wir Wolfsegger. Und so kam die Aktion ins Laufen. Erste Gespräche mit der DKMS fanden statt. Die Typisierung soll am Samstag, den 30. April von 12 bis 17 Uhr in der Schulturnhalle Wolfsegg, Kirchstraße 2, stattfinden. Die Organisatoren hoffen dass mindestens 2 000 Personen kommen, um sich testen zu lassen.

Als Spender muss man allerdings auch bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Man muss zwischen 17 und 55 Jahren alt sein, mindestens 50 Kilogramm wiegen und der BMI (Body-Maß-Index) darf nicht höher als 40 sein. Die Typisierung dauert pro Person rund 15 Minuten, zuerst werden die Daten aufgenommen. Weiter geht es mit der Blutabnahme von fünf Milliliter aus der Armvene durch das medizinische Fachpersonal, am Ende muss nur noch das Blutröhrchen abgegeben werden.

Wer möchte, kann sich an diesem Tag nicht nur typisieren lassen, sondern auch Geld spenden. Denn jede Typisierung kosten 40 Euro, die von der DKMS übernommen werden - aber die DKMS ist auf Spenden angewiesen. Sollten die erhofften 2 000 Personen zur Typisierung kommen, würden hier alleine 80 000 Euro anfallen. Für den Tag der Typisierung selbst hat Manfred Schmidt bereits über 100 Helfer beisammen. Sei es von der Feuerwehr, die sich um die gesamte Verkehrsabwicklung und Parkplätze kümmern, über das medizinische Fachpersonal bis hin zu den Verpflegungsstationen.

Als Schmidt bei der Praxis Dr. Bernhard Schönhärl in Pielenhofen vorbei schaute und anfragte, ob der Arzt die Typisierung machen möchte, hielt dieser kurzfristig, innerhalb weniger Minuten bei laufendem Praxisbetrieb eine Art Betriebsversammlung ab. Seine beiden Ärztekollegen Philipp Kroehling und Dr. Sebastian Gloßner, sowie die Arzthelferinnen waren sofort mit dabei. Schmidt zieht bereits jetzt während der kurzfristigen Vorbereitungen ein äußerst positives Resümee: Egal wo man frägt, jeder hilft mit und ist bei der Aktion für Markus Metzger dabei, denn wir haben keine Zeit.

Die Schirmherrschaft für die Stammzellenspenderaktion hat Wolfseggs Bürgermeister Wolfgang Pirzer übernommen. Er selbst kommt zwar nicht mehr als Stammzellenspender in Frage, er falle durch das Altersraster, sagte er, wird die Spendenaktion aber finanziell unterstützen. Yvonne Renz von der DKMS gab bei der Pressekonferenz einen Überblick, wie es weitergeht, wenn ein adäquater Stammzellenspender gefunden wird. Hier erfolgt zunächst eine eingehende ärztliche Voruntersuchung, um gesundheitliche Risiken für Spender und Empfänger auszuschließen. Es gibt zwei Verfahren zur Gewinnung von Stammzellen: Die periphere Stammzellentnahme und die Entnahme von Knochenmark (nicht Rückenmark!) aus dem Beckenkamm. In etwa 80 Prozent aller Fälle wird die periphere Stammzellentnahme durchgeführt. Dem Spender wird über mehrere Tage G-CSF, ein körpereigener hormonähnlicher Stoff (Wachstumsfaktor), gegeben. Dieser körpereigene hormonähnliche Stoff, der vom Körper zum Beispiel auch bei fieberhaften Infekten produziert wird, stimuliert die Produktion der Stammzellen und bewirkt, dass sich vermehrt Stammzellen im fließenden Blut befinden. Diese können dann über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt werden.

Diese Methode wird in der Medizin seit 1988 angewandt, beim gesunden Menschen seit 1994. Langzeitnebenwirkungen sind nach dem heutigen Forschungsstand bei der Stimulation mit G-CSF nicht belegt. Bei der wesentlich seltener durchgeführten Knochenmarkentnahme wird dem Spender unter Vollnarkose circa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen (nicht Rückenmark!) entnommen und dem Patienten übertragen. Das entnommene Knochenmark bildet sich innerhalb von 14 Tagen vollständig nach. Das Risiko für den Knochenmarkspender beschränkt sich im Wesentlichen auf das Narkoserisiko. Eventueller Verdienstausfall und alle anderen Kosten des Spenders werden von der Krankenkasse des Patienten übernommen. In beiden Fällen wird der Spender vor der Entnahme umfassend aufgeklärt und eingehend ärztlich untersucht. 

Für die Typisierungsaktion „Markus will leben“ wurde bei der Raiffeisenbank Hemau-Kallmünz eG ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN: DE20750690610002723425 - BIC:   GENODEF1HEM. Die Wolfsegger Fußballer haben am 20. April um 18.30 Uhr ein wichtiges Pokalspiel gegen den SV Burgweinting. Alle Einnahmen aus diesem Spiel kommen der Aktion „Markus will leben“ zugute, so Manfred Schmidt.

Nicht nur Markus‘ Lebensgefährtin Katrin Märkl, auch seine Mutter Claudia Metzger appelliert an alle, sich testen zu lassen. Für einen gesunden Menschen sind der Test und die Stammzellenentnahme eine Kleinigkeit, für ihren Sohn aber bedeutet es das nackte Überleben. Manfred Schmidt sagte es noch deutlicher: „Markus kann nur überleben, wenn es – irgendwo auf der Welt – einen Menschen mit nahezu den gleichen Gewebemerkmalen gibt, der zur Stammzellspende bereit ist und der ist bis jetzt noch nicht gefunden. Deshalb ist es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen als potenzielle Stammzellspender registrieren lassen. Denn nur dann können sie als Lebensretter gefunden werden.“

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