Neue Technik: Neue Hoffnung bei Lebertransplantationen

Regensburg. Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) verfügt über ein modernes Gerät zur Perfusion von Spenderlebern. Damit können nun mehr Patienten, die auf eine Lebertransplantation warten, mit Spenderorganen versorgt werden.

Der 4. November 2021 war der Tag, der dem jahrzehntelangen Leiden von Helmut Röder ein Ende setzte: „Endlich kam der Anruf, dass eine Spenderleber auf mich wartet." Der heute 58-Jährige hatte in den 70er Jahren einen schweren Verkehrsunfall, mit dessen Folgen er bis heute zu kämpfen hat. Durch eine verunreinigte Bluttransfusion infizierte er sich damals mit Hepatitis C. In der Folge wurde die Leber zirrhotisch. 

Nach einer ersten Lebertransplantation 2012 ging es ihm zwei Jahre gut, dann fing der Leidensweg von neuem an. Die Gallengänge waren durch eine Komplikation bei der Transplantation nachhaltig geschädigt worden. Seitdem ist der Nabburger Dauergast am UKR. Alle vier Wochen musste er stationär aufgenommen werden, um die Gallenflüssigkeit abzuleiten. Am Schluss hatte er eine Drainage. Sein Alltag war extrem eingeschränkt: „Ich konnte nicht mehr arbeiten und bin seit 2014 nicht mehr Auto gefahren. Früher konnte ich zumindest noch zum Schwimmen gehen, mit der Drainage war mir das aber auch nicht mehr möglich." Doch nicht nur seine alltägliche Belastung wurde mit der Zeit immer größer, auch sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zunehmend. 

Helmut Röders einzige Hoffnung war eine erneute Lebertransplantation. Aufgrund seiner spezifischen Art der Erkrankung wurde er aber nie als hochdringlich eingestuft, weswegen seine Chance auf ein Spenderorgan verschwindend gering war. Das UKR verfügt aber als eines von wenigen Kliniken bundesweit seit Mitte Oktober 2021 über ein Gerät, mit dem es möglich ist, Spenderlebern anzunehmen und zu transplantieren, die eigentlich hätten abgelehnt werden müssen. Helmut Röder war nun der erste Patient, der davon profitierte: „Noch im September hätte ich mit diesem Organ nicht transplantiert werden können. Jetzt habe ich ein völlig neues Leben!"


Mehr Zeit, mehr Chancen auf Spenderorgane

Der allgemein vorherrschende Mangel an Spenderorganen ist bekannt. Im Jahr 2020 gab es deutschlandweit 1.416 Anmeldungen auf die Warteliste zur Lebertransplantation, aber insgesamt nur 826 Lebertransplantationen. Am UKR wurden dieses Jahr bisher 32 Transplantationen durchgeführt. Am Transplantationszentrum des UKR warten derzeit aber insgesamt 180 Patienten auf eine Spenderleber.

Wenn dann tatsächlich ein Organ verfügbar ist, heißt dies nicht automatisch, dass es für den potentiellen Empfänger auch geeignet ist. Entscheidendes Kriterium ist neben den medizinischen Parametern auch die Zeit, die es braucht, bis das Organ transplantiert werden kann. Bei Helmut Röder war vor allem die Zeit ein kritischer Faktor. „Durch die diversen Vorerkrankungen und zahlreichen Eingriffe, die über die Jahre vorgenommen wurden, stellte sich die Entnahme des alten Organs bei Herrn Röder als äußerst kompliziert dar. Alleine dieser Eingriff nahm schon Stunden in Anspruch", so Professor Dr. Hans Schlitt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie des UKR. „Hinzu kommt, dass das Spenderorgan aus einem anderen europäischen Land geholt werden musste." Mit den konservativen Methoden kann eine Spenderleber etwa zwölf Stunden vital gehalten werden. Mit dem neuen Leberperfusionsgerät, genannt „OrganOx metra" kann dieser Zeitraum aber fast um das Doppelte verlängert werden. Spenderorgane, die aus Zeitgründen eigentlich abgelehnt werden müssten, können dadurch nun transplantiert werden.

Mehr Patienten können transplantiert werden

Das Spenderorgan wird mit Schläuchen an die Maschine angeschlossen und mit Blut versorgt. „So können wir wie am lebenden Objekt Proben nehmen und Labortests durchführen", erläutert Dr. Frank Brennfleck, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Chirurgie des UKR. Neben der Verlängerung der Zeitspanne, die für die Transplantation zur Verfügung steht, kann so das Spenderorgan bereits im Vorfeld ausgiebig funktionell beurteilt werden. „Dadurch können wir genau sagen, ob das Spenderorgan sich für den möglichen Empfänger eignet und so die Wahrscheinlichkeit einer späteren Abstoßung minimieren", führt Dr. Brennfleck weiter aus.

„Wir haben nun Zeit, die Leber genau zu testen, bevor wir transplantieren. Dadurch können wir nun Spenderlebern annehmen und transplantieren, die bereits von anderen Stellen abgelehnt wurden", so Prof. Dr. Stefan Brunner, stv. Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie des UKR. Auch bei der Leber von Herrn Röder hat es sich um ein solches Organ gehandelt. Dr. Henrik Junger, Assistenzarzt der Klinik und Poliklinik für Chirurgie des UKR: „So erhalten auch Patienten, die nicht als hochdringlich gelistet sind, die Chance auf ein neues Organ."

„Klar ist aber auch, dass wir die neue Technik nur erfolgreich verwenden können, weil alle am UKR Hand in Hand zusammenarbeiten", so Professor Schlitt. So waren neben der Klinik und Poliklinik für Chirurgie und der Klinik für Anästhesiologie insbesondere auch die OP-Pflege, das Team des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, das Patientenmanagement, die Apotheke, der Einkauf, die IT und Haustechnik am Erfolg des Eingriffs beteiligt.

Die Lebertransplantation von Helmut Röder war die erste am Universitätsklinikum Regensburg, die mittels der neuen Technik vorgenommen werden konnte. „Ich freue mich jetzt auf ein unbeschwertes Weihnachtsfest im Kreis meiner Familie, die mir über all die Jahre die Kraft gegeben hat, durchzuhalten. Außerdem freue ich mich darauf, bald wieder schwimmen gehen zu können." Eine Jahreskarte für das Schwimmbad hat Herr Röder bereits geschenkt bekommen.


Das neue Leberperfusionsgerät im Einsatz.       Bild: © UKR/Frank Brennfleck
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