Sie stand allein und sie stand ihre Frau: Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer hatte, nach der Suspendierung von OB Joachim Wolbergs und der Erkrankung von Bürgermeister Jürgen Huber, beim Neujahrsempfang erstmals alleine die Aufgabe, die Stadt einzuschwören auf ein solidarisches und hoffentlich erfolgreiches neues Jahr. Über zwei Stunden lang schüttelte sie am Freitag zur Mittagszeit im historischen Reichssaal hunderte von Hände. Sie betonte Regensburgs Wirtschaftskraft und sprach von den infrastrukturellen Aufgaben der Zukunft.

 

Über 400 Gäste aus Stadt, Politik, Stadtrat, und Wirtschaft waren gekommen. Sie genossen die musikalische Umrahmung durch die Schülerband der Clermont-Ferand-Mittelschule unter Leitung von Josef Ertl. Aus der Rede der Bürgermeisterin:
 

"Denkbar gegensätzlich waren 2017 die Ereignisse in Regensburg: Unsere Stadt hat ihren Platz unter den wirtschaftlich erfolgreichsten deutschen Städten mit Bravour behauptet. Die Finanzlage der Stadt ist erfreulich, die Arbeitslosenquote hat ein Rekord-Tief erreicht. In der Gesamtsumme geht es Regensburg wirtschaftlich so gut wie noch nie zuvor.

Auf der anderen Seite stehen die langwierigen Ermittlungen und die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den Oberbürgermeister.

Mich hat diese Affäre genauso erschreckt und erschüttert wie wohl jede und jeden von Ihnen.

Abseits aller Mutmaßungen über Schuld und Unschuld nehmen viele Bürgerinnen und Bürger Anteil an der menschlichen Seite dieses Falles, die auch mich sehr, sehr berührt.

Nun können wir nur hoffen, dass wir in diesem Jahr baldmöglichst Klarheit darüber bekommen, wie ein Gericht die erhobenen Vorwürfe einschätzt.

Die Stadt Regensburg ist nun seit einem Jahr in einer höchst außergewöhnlichen Lage – aber wir meistern sie.

Und die Verwaltung stellt ihre hohe Professionalität jeden Tags aufs Neue unter Beweis.

Dafür möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausdrücklich bedanken. Sie alle leisten großartige Arbeit

Unsere Stadt hat auch 2017 wieder einen Spitzenplatz unter den deutschen Städten mit der stärksten Wirtschaftskraft belegt.

Die Arbeitslosigkeit in Regensburg und dem Umland lag auch im vergangenen Jahr wieder sehr nahe an der Vollbeschäftigung, und dank der guten Konjunktur kennen die Einnahmen der Stadt jetzt - und höchstwahrscheinlich auch in den kommenden Jahren - nur eine Richtung: nach oben.

Unser Jahres-Gesamthaushalt ist nicht mehr allzu weit von einer Milliarde entfernt.

Nach den bisherigen Planungen kann die Stadt bis 2021 insgesamt fast 620 Millionen Euro in den Erhalt und den weiteren Ausbau der Infrastruktur investieren.

Das sind im Durchschnitt 10,3 Millionen Euro pro Monat, die wir uns leisten können, um unsere Stadt fit zu machen für die Zukunft.

 

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Regensburg steht nicht still. Die Stadt wächst und verändert sich.

In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Einwohner um fast 10.000 angestiegen auf inzwischen knapp 165.000. Wir gehen davon aus, dass die Einwohnerzahl auch in den kommenden Jahren zunehmen wird.

Dieser Zuwachs stellt uns vor große Verantwortung.

Es geht dabei - neben der sozialen Verantwortung - um drei weitere wichtige Themen:

  • die Bekämpfung des Mangels an preisgünstigen Wohnungen;
  • die Lösung der immer angespannter werdenden Verkehrslage;
  • und die weitere städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung in Regensburg.
Ganz wichtig ist natürlich, dass wir die Menschen in unserer Stadt überzeugen.

Ich persönlich halte dabei nicht viel von Verboten und Vorschriften. Ich setze auf die Überzeugungskraft der besseren Argumente - und auf die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger.

Wer heute an der Zukunft der Stadt arbeitet, ist überhaupt gut beraten, die Bürgerinnen und Bürger nach ihren Vorstellungen zu fragen.

Deshalb haben wir bei einem großen Zukunftsprojekt - bei dem es auch um umweltfreundliche Mobilität geht - auf eine umfassende Bürgerbeteiligung gesetzt.

Gut 37.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich auf Fragebögen über erste konkrete Überlegungen zu einem neuen Zentralen Omnibusbahnhof, zum Nahverkehr der Zukunft und auch zu einem Kultur- und Kongresszentrum geäußert.

Schon bald werden wir die Regensburgerinnen und Regensburger außerdem bitten, bei einer Online-Beteiligung ihre Meinung zum Stadtbahnprojekt zu sagen.

Wenn wir über Regensburgs Zukunft sprechen, dann betrifft das auch die Zukunft vieler Gemeinden - besonders im Landkreis.

Die kommunalen Grenzen verschwimmen für viele Menschen immer mehr. Sie empfinden Stadt und Umland als eine zusammengehörende Region.

Täglich fahren 75.000 Menschen aus dem Umland zur Arbeit nach Regensburg.

Vieles deutet darauf hin, dass es in Zukunft noch mehr sein werden.

Deswegen bezieht die Stadt in die Überlegungen zum neuen zentralen Busbahnhof selbstverständlich auch den Landkreis mit ein.

Einig sind sich Stadt und Landkreis ja schon seit langem darin, dass sie gemeinsam den öffentlichen Nahverkehr stärken müssen.

Und kaum wurde über die Möglichkeit einer Regensburger Stadtbahn gesprochen, kam auch schon der Wunsch, mögliche Linien in direkt benachbarte Landkreisgemeinden auszudehnen.

Wir tun hier einen Schritt nach dem anderen. Als erstes werden wir in diesem Jahr im Regensburger Stadtrat grundsätzlich über die Stadtbahn entscheiden."