Im Amberg-Sulzbach Zahl der Kug-Anzeigen deutlich abgenommen

Die Pandemie hat die Unternehmen im Agenturbezirk Schwandorf vor vielfältige Herausforderungen gestellt. Dass es dennoch bislang zu keinem Stellenabbau im großen Stil gekommen ist, liegt vor allem am Instrument des Kurzarbeitergeldes. „Dieses hat sich in der Krise bewährt, zahlreichen Unternehmen und tausenden Menschen ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage erhalten", sagt Markus Nitsch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf.


In der mittleren Oberpfalz, das heißt in den Landkreisen Schwandorf, Amberg-Sulzbach und Cham sowie der kreisfreien Stadt Amberg, sind vom 1. bis zum 27. Mai 291 geprüfte Kurzarbeitsanzeigen für rund 5.560 betroffene Arbeitnehmer eingegangen. Im April hatten die Arbeitgeber 3.285 Anzeigen für 64.345 Arbeitnehmer eingereicht, im März 280 für 5.903 Beschäftigte.

Aus welchen Branchen die Anzeigen kamen, liefert eine für die Monate März und April seit Kurzem vorliegende Auswertung auf Agenturebene. Dabei bezieht sich der Begriff Betrieb nicht auf Unternehmen, sondern Anzeigesteller, wodurch die Zahl der Betriebe leicht überzeichnet ist, jedoch zumindest eine Orientierung gibt.

1.Verarbeitendes Gewerbe

Von den 70.248 in den Anzeigen genannten Personen waren 30.293 im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt und somit rund die Hälfte aller in der Branche tätigen Personen. Im Agenturbezirk betrafen die Anzeigen 40,6 Prozent aller Betriebe. Innerhalb der Industrie war vor allem die Metall-, Elektro- und Stahlindustrie mit 21.809 Personen sehr stark betroffen.

2.Handel

Der Handel (inklusive des Kfz-Gewerbes) war mit 9.354 Arbeitnehmern ebenfalls stark in den Anzeigen vertreten. Betroffen waren 42,8 Prozent der Arbeitnehmer und 34,1 Prozent der Betriebe.

3.Gastgewerbe

Stark getroffen hat die Krise auch das Gastgewerbe. Dort meldeten die Betriebe insgesamt 6.213 betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen 2.545 im Hotel- und 3.668 im Gastronomiebereich tätig waren. Eine Prozentangabe der betroffenen Arbeitnehmer und Betriebe liegt leider nicht vor.

4.Baugewerbe

Im Baugewerbe hat sich die Pandemie bei den Kurzarbeitsanzeigen mit 6.162 betroffenen Arbeitnehmern niedergeschlagen. Es waren 43,3 Prozent der Arbeitnehmer und 25,3 Prozent der Betriebe betroffen.

5.Gesundheitswesen

Die Arbeitgeber aus dem Gesundheitswesen haben 3.762 Personen in den Anzeigen genannt, was 34,2 Prozent der in der Branche beschäftigten Personen und 44,5 Prozent der Betriebe entspricht.

6.Verkehr und Lagerei

In der Logistikbranche wurden in den Anzeigen 3.418 Personen genannt und somit 56,3 Prozent der Beschäftigten und 34,4 Prozent der Betriebe.

7.Arbeitnehmerüberlassung

In der Zeitarbeitsbranche waren 2.156 Beschäftigte betroffen und somit 58,5 Prozent der Beschäftigten bzw. 65,6 Prozent der Betriebe. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass bereits vor Corona ein starker Rückgang der Beschäftigten im Bereich Personaldienstleistungen stattgefunden hat, teils aufgrund der gesetzlichen Übernahmeregelungen, vor allem jedoch aufgrund der Wirtschaftsabkühlung im Verarbeitenden Gewerbe.

8.Dienstleitungen, private Haushalte

Bei den Dienstleistungen im Bereich Unterhaltung und Erholung sowie Arbeiten in privaten Haushalten wurden in den Anzeigen 2.100 Beschäftigte genannt. Damit waren 56,8 Prozent aller Beschäftigten und 34,1 Prozent der Betriebe in den Anzeigen vertreten.

9.Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
(z.B. Reisebüros, Sicherheitsdienste, Autovermietung)

Zur Sammel-Kategorie der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen gehören Unternehmen aus vielen verschiedenen Bereichen. Die in dem Wirtschaftszweig tätigen Firmen haben 1.686 Personen in den Anzeigen genannt und somit 42,8 Prozent aller Arbeitnehmer und 29,8 Prozent der Betriebe. Besondere Aufmerksamkeit erfahren haben in der Krise zurecht die Reisebüros. Diese haben 147 Personen und somit die Hälfte des Personals in den Anzeigen angegeben. Betroffen waren 80,5 Prozent aller Reisebüros und damit prozentual mehr Unternehmen als in jeder anderen Sparte.

10.Immobilienbranche samt freiberuflicher, wissenschaftlicher und technischer Dienstleistungen

In Anzeigen aufgeführt wurden aus dem Bereich Immobilien sowie Dienstleistungen aus dem freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Bereich 1.596 Beschäftigte und somit 21,7 Prozent aller Personen und 16,5 Prozent der Betriebe.

Wie viele der genannten Personen am Ende tatsächlich in Kurzarbeit gehen mussten oder dies noch müssen, lässt sich aus den aktuell Zahlen nicht ablesen.

Region Amberg-Sulzbach

Die Erstberatungen zum Kurzarbeitergeld beim gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und des Jobcenters in der Region Amberg-Sulzbach sind im Mai im Vergleich zu den Vormonaten stark zurückgegangen. Dies spiegelt sich auch bei den Anzeigen wider.

Im Landkreis Amberg-Sulzbach sind vom 1. bis zum 27. Mai 48 geprüfte Kurzarbeitsanzeigen für 702 betroffene Arbeitnehmer eingegangen. Im April hatten die Arbeitgeber 654 Anzeigen für 11.407 Arbeitnehmer eingereicht, im März 50 für 627 Beschäftigte.

In der Stadt Amberg haben die Arbeitgeber vom 1. bis zum 27. Mai 36 Kurzarbeitsanzeigen für 778 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingereicht. Im April hatten die Firmen 433 Anzeigen für 7.967 Arbeitnehmer gestellt, im März 31 für 559 Beschäftigte.

Nicht ohne Einfluss auf die Statistik in der Region ist bei den Anzeigen auch ein Kalendereffekt geblieben. So führte der Feiertag am 1. Mai und das anschließende Wochenende dazu, dass viele im April eingegangene Anzeigen erst im Mai erfasst wurden und in die Statistik Eingang fanden.

Geschäftsstellenleiter Manfred Tröppl berichtet: „Der Schwerpunkt der Beratungen hat sich zu Fragen rund um Auszahlungsanträge und Details verlagert. Das zeigt sich auch bei den Ansprechpartnern in den Unternehmen. Waren es in den Vormonaten vor allem Betriebsinhaber und operative Planer, melden sich nun vor allem die mit der Buchhaltung betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Unternehmen."

Tröppl betont, dass der Rückgang der Anzeigen nicht bedeutet, dass das Thema Kurzarbeit nun für alle Betriebe vorbei ist. „Viele Unternehmen mussten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schicken, da sie die Krisenzeit bislang mit Urlaub und dem Abbau von Arbeitszeitguthaben überbrückt haben. Diese Optionen sind nun größtenteils ausgeschöpft und das ein oder andere Unternehmen wird nun gezwungenermaßen doch noch in Kurzarbeit gehen."

Mit zahlreichen neuen Anzeigen ist jedoch nicht zu rechnen, da die Lockerungen sich beim Arbeitsmarkgeschehen am aktuellen Rand bereits positiv bemerkbar machen.

Wie viele Betriebe und Arbeitnehmer letztlich tatsächlich von Kurzarbeit betroffen sind, wird die Statistik erst in einigen Monaten zeigen. Einige Tendenzen lassen sich jedoch bereits feststellen. „Das verarbeitende Gewerbe leidet unter dem Strukturwandel und der Pandemie. Diese Doppelbelastung – vor allem in Bereich Metall- und Elektro – wird viele Firmen dazu zwingen, die Kurzarbeit im Betrieb zu realisieren. Ebenfalls besonders stark betroffen von Kurzarbeit sind aller Voraussicht nach Betriebe aus dem Friseurhandwerk, dem Handel und der Gastronomie", sagt Tröppl.

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