Röhrichtflächen und mehr: Dritter Runder Tisch „Eixendorfer See“ tagte

Regensburg/Neunburg v. Wald. Der Austausch über die Erfahrungen aus zwei Fachexkursionen mit Einblicken in andernorts erprobte Systeme und die Diskussion über neue Erkenntnisse zu den im Eixendorfer See geplanten Maßnahmen des im vergangenen Jahr vorgestellten ÖKON-Gutachtens: Ein großes Programm wartete auf die rund 40 Teilnehmer des Runden Tisches „Eixendorfer See", zu dem Regierungspräsident Axel Bartelt in das Panoramahotel nach Neunburg v. Wald geladen hatte. 

Mit dabei waren neben den Bürgermeistern Martin Birner (Neunburg v. Wald), Ludwig Reger (Rötz) und Georg Hoffmann (Bodenwöhr) auch Uwe Kleber-Lerchbaumer vom Referat Talsperren im Bayerischen Umweltministerium. Vertreter der Regierung der Oberpfalz, der Wasserwirtschaftsämter Weiden und Regensburg, des Landratsamtes Schwandorf, der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg, Cham und Schwandorf, des Bauernverbandes sowie der Fischerei ergänzten den Fachkreis.

Es sei der dritte Runde Tisch innerhalb eines Jahres, betonte der Regierungspräsident in seiner Begrüßung – und damit ein deutliches Zeichen, wie wichtig es allen Beteiligten sei, trotz divergierender Nutzungsansprüche und Erwartungen, gemeinsam eine Lösung für den Eixendorfer See zu finden; eine Lösung, die die starke Blaualgenblüte eindämmt und so, neben den eigentlichen Funktionen der Talsperre – dem Hochwasserschutz und der Niedrigwasseraufhöhung – auch die Sozialfunktion des Eixendorfer Sees, insbesondere für den Tourismus und die Fischerei, stärkt: „Unser gemeinsames Ziel ist ein intakter, sauberer See, der genutzt werden kann. Hier wollen wir weiter vorankommen."

Auf der Agenda des konstruktiven Austauschs stand die aktuelle Entwicklung der beim letzten Treffen Ende November 2018 zur konkreten Umsetzung beschlossenen Maßnahmen zur Verbesserung des Seenzustands, basierend auf den damals für jede Fachrichtung beschlossenen Aufgaben.

Einen Fortschritt nahmen die Planungen bezüglich der Röhrichtflächen. Ziel dieser künstlich angelegten Flächen ist es, den Cyanobakterien (Blaualgen) die Nährstoffe zu entziehen. Denn: Ähnlich wie die Blaualgen nimmt Röhricht Phosphor auf. Durch die Schilfpflanzen soll Phosphor gebunden, dass Schilf gemäht und so dem Seewasser Phosphor entzogen werden. Nach abgeschlossener Ausschreibungsphase wurde seitens des Wasserwirtschaftsamtes Weiden im April der Auftrag zur Umsetzung an ÖKON, in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro SKI, erteilt. Das bereits erstellte Konzept, u.a. zu potentiellen Standorten der Röhrichtflächen, wurde von ÖKON-Geschäftsführer Dr. Francis Föckler im Rahmen des Runden Tisches vorgestellt und diskutiert. Noch im Juli wird ein vom Wasserwirtschaftsamt Weiden initiiertes Gespräch stattfinden, bei dem gemeinsam mit Vertretern von ÖKON/ SKI und den anliegenden Kommunen und Verbänden die sinnvollsten Anpflanzungsflächen im See erörtert werden sollen. Ziel ist es, nach Möglichkeit noch 2019 erste Röhrichtflächen zu schaffen.

Auch für die vom Tourismusverein Neunburg v.Wald vorgeschlagene, vom Hauptsee abgetrennte, kleine Badebucht wurde von den beauftragten Büros ÖKON und SKI ein erstes Konzept präsentiert, das sich zunächst mit der grundsätzlichen technischen Machbarkeit eines Trennbauwerks auseinandersetzt. Auch zu diesem Thema soll unter Federführung des Wasserwirtschaftsamtes Weiden noch im Juli ein Gespräch mit den Firmen und den Beteiligten stattfinden, in dessen Rahmen mögliche Standorte des Trennbauwerks, insbesondere bei der vom Tourismusverband favorisierten Bucht, geprüft und zum nächsten Runden Tisch präsentiert werden sollen.

Angelaufen sind auch die weiteren, im vergangenen November beschlossenen mittel- bis langfristigen Maßnahmen: die gezielte Bewirtschaftung der Uferstreifen im Einzugsgebiet, die nach Möglichkeit die Einschwemmungen von Nährstoffen in den See verhindern sollen, sowie die Renaturierung der kleinen Zuflüsse im unmittelbaren Einzugsgebiet. Die naturnahe Wasserrückhaltung in der Fläche soll durch viele kleinere Maßnahmen der Landwirtschaftsverwaltung in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten im gesamten Einzugsgebiet umgesetzt werden. Dazu hat das Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz nach einem Infoabend für die Landwirte im unmittelbaren Seeumfeld ein Projekt der Initiative „Boden:Ständig" gestartet. Ziel der Initiative und des konkreten Projekts ist es, durch das Zusammenwirken von Kommune, Landwirten, Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsverwaltung, geeignete Maßnahmen wie z.B. erosionsmindernde Ackernutzung oder bewirtschaftbare Rückhaltemulden umzusetzen.

Thema des Runden Tisches bildete zudem der Lösungsansatz aus Bautzen, der durch gezieltes Ableiten von Oberflächenwasser aus dem See durch eine 2017 neu errichtete Ableitungsvorrichtung im Entnahmeturm die Blaualgenblüte deutlich reduzieren und bis in den Spätsommer verzögern konnte. Hier werde man sich an das Bayerische Umweltministerium wenden, mit dem Wunsch, baldmöglichst eine Machbarkeitsstudie für einen vergleichbaren Entnahmeturm im Eixendorfer See durch das in Bautzen tätige Helmholtz-Institut durchführen zu lassen, versicherte Regierungspräsident Axel Bartelt.

Leider immer noch ausstehend ist das Ergebnis des Landesamtes für Umwelt bezüglich einer Anfrage des Wasserwirtschaftsamtes Weiden vom November letzten Jahres zur dynamischen Wasserstandsbewirtschaftung des Stausees, konkret: die Frage, ob ein Höherstau bis 431,5 m ü. N.N. gegenüber dem aktuellen Dauerstau bei 430 m ü. N.N. im Rahmen des rechtlich festgeschriebenen Stauziels möglich ist.

Eine im Rahmen dieses Höherstaus mögliche Dynamisierung des Wasserspiegels könnte sich neben fischereilichen Belangen unter Umständen auch positiv auf die Reduzierung des Blaualgenwachstums auswirken. Hier hoffen alle Beteiligten auf ein möglichst zeitnahes Ergebnis.

Auf Vorschlag des Landesfischeiverbands Bayern soll der Runde Tisch Eixendorfer See zudem in den Wasserpakt Bayern aufgenommen werden. Ziel dieser bayerweiten Initiative ist es, alle Kräfte zu bündeln, um auf freiwilliger Basis, ergänzend zu den gesetzlichen Vorgaben, eine Verbesserung des Zustandes unserer Gewässer nach der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.

Regierungspräsident Axel Bartelt bedankte sich bei allen Teilnehmern am dritten Runden Tisch für den regen Austausch. Er sicherte auch weiterhin seine Unterstützung für das gemeinsame Ziel eines sauberen und intakten Sees zu: „Wir sind hier auf einem guten Weg, und ich bin fest entschlossen, mich weiterhin mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass wir dieses Ziel gemeinsam erreichen."


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