Im Rahmen der museumspädagogischen Projekte des Kreisjugendamtes Schwandorf besuchten fünf Klassen der Berufsschule St. Marien in Ettmannsdorf das ehemals geteilte Dorf Mödlareuth, um die jüngste deutsche Geschichte hautnah zu erleben. Das bisherige Wissen zur Geschichte der deutschen Teilung wurde dabei aufgefrischt und vertieft.

Die Amerikaner nannten es „Little Berlin“, dieses 50-Einwohner-Dorf am Ende der Welt, das wie sein großer Bruder in Berlin zum Symbol der deutschen Teilung wurde. An diesem historischen Ort konnte sich die Schülergruppe im Rahmen der außerschulischen Bildungsarbeit des Kreisjugendamtes Schwandorf den Themenbereichen „Innerdeutsche Grenze“ und „Deutsche Teilungsgeschichte“ auf vielfältige Art und Weise nähern.

Vor der Führung besuchte die Gruppe im Museumsgebäude die Sonderausstellung „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten …“ (Walter Ulbricht, 15. Juni 1961), in der Fotos, Dokumente und Zeitzeugenberichte das Interesse der Schüler weckten. Eine weitere Sonderausstellung mit dem Titel „Begrenzte Mobilität“ präsentierte über 40 Fahrzeuge der westlichen und östlichen Grenzüberwachungsorgane, die auch im Bereich Mödlareuth während der Zeit der deutschen Teilung eingesetzt waren. Vor allem die riesigen Fahrzeuge aus russischer Produktion machten bei den Jugendlichen gewaltigen Eindruck.

Die Museumsführung begann mit dem Einführungsfilm „Alltag an der Grenze“ am Beispiel Mödlareuth. Anschließend erläuterte die Gästeführerin bei einem begleiteten Rundgang durch das Freigelände das DDR-Grenzregime mit seinen Auswirkungen auf die deutsche und europäische Teilungsgeschichte und die spezifische Teilungssituation des Dorfes Mödlareuth. Anhand des historischen Ortes und der angrenzenden Region wurden exemplarisch Fluchtfälle geschildert, das Thema Zwangsaussiedlungen aufgegriffen sowie die Grenzöffnung 1989 und die Wiedervereinigung 1990 erörtert. An diesem für die Geschichte der deutschen Teilung bedeutsamen Ort sind Teile der 700 Meter langen Betonsperrmauer, des Metallgitterzaunes sowie der Beobachtungsturm im Original erhalten geblieben.

Mödlareuth ist übrigens auch heute noch ein geteiltes Dorf – zumindest auf dem Papier. Es liegt an beiden Seiten der Grenze zwischen Bayern und Thüringen und hat daher zwei verschiedene Postleitzahlen, Ortsvorwahlnummern und Autokennzeichen, und das bei immer noch nur rund 50 Einwohnern. Und über einen Bauantrag entscheidet entweder das Landratsamt Hof oder das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises in Schleiz, je nachdem, auf welcher Seite der ehemaligen Grenze man liegt.