Steinberg am See. Was ist ein Schwarzer Steiger? Was kostete im Jahr 1900 auf dem Oktoberfest eine Maß Bier? Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Seid(e)l“ oder „Liesl“? Antworten darauf findet man im Braunkohlemuseum bei einer Sonderausstellung über Bierkrüge.

 

 

Zum Internationalen Museumstag hatte der Heimatkundliche Arbeitskreis eine Sonderausstellung über „Bierkrüge“ vorbereitet. Mehrere Schaukästen waren proppenvoll mit verschiedensten Krügen gefüllt. Auch zwischen den zahlreichen Bergbauexponaten waren Zeugnisse einstiger Bierkultur platziert. Zur Vernissage gab es natürlich Freibier, das Museumswartin Renate Rose und ihre Mitstreiter an die Besucher ausschenkten. Obendrein gab es eitel Sonnenschein, als Jakob Scharf, Vorsitzender des Heimatkundlichen Arbeitskreises, mit einer Rede in die Thematik einführte. „Nach Kaffeekannen, Marterln, Krippen und Fasching sind wir nun bei Bierkrügen gelandet, die auf den ersten Blick nichts mit Braunkohle zu tun haben“, so Scharf. Er schlug zunächst einen Bogen bis ins Jahr 1340 als die aufkommende Beulenpest mehr als 25 Millionen Europäer dahinraffte. Diese historische Ära war indirekt für die Entstehung des Bierkruges mit Deckel verantwortlich, der vor allem vor schmutzigen Insekten schützen sollte. Die Verbesserung des Biergeschmackes wirkte sich auch auf den Verbrauch und damit auch auf die Bierkrugerzeugung aus. Um 1500 entstanden zahlreiche Bierhäuser, Ratshäuser und Tavernen. Der wohlhabende Deutsche hatte bis dahin als persönliches Biergefäß Zinnbecher, manchmal auch aus Holz. „Poröses Steingut absorbierte wie Holz das Bier und hinterließ oft einen unangenehmen Geschmack“, berichtete der HAK-Vorsitzende.

Allmählich wurde die Steinzeugtechnik verfeinert. Renaissance-Künstler lieferten viele Entwürfe für Dekorationen. S wurden Humpen mit Schilden und historischen allegorischen und Biblischen Szenen verziert. Das eigene Seidel wurde ein wichtiges Statussymbol und Herzstück. Im 17. Jahrhundert entstanden die Glaskrüge. Zinn- und Silber-Humpen waren am Ende der Barockzeit immer noch selten. Bald nach 1800 wurde die Mittelschicht zum wichtigsten Markt. Zu Beginn der 1900er Jahre verloren die Motive des Historismus ihre Gunst und wurden von Stadtszenen oder mit sozialen Bildnissen ersetzt. „Die Vorliebe galt jetzt Glas und Zinn, wobei das goldene Zeitalter der Bierkrüge zwischen 1850 und 1910 lag“, erzählte Jakob Scharf. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Serienproduktion ihre Geburtsstunde. Die Vielfalt reichte von Studentenkrügen über militärische Reservistenkrüge und von Brauereikrügen bis hin zu Figurenkrüge in Form von Mensch, Tier und Gebäude. Ab 1920 stieg die Herstellung von Steingut, Glas, Porzellan und in der Neuzeit wurde Amerika Hauptabsatzmarkt für Bierkrüge. „Von alledem ist in unserer Ausstellung etwas zu sehen“, betonte der HAK-Vorsitzende und lud zu einem kleinen Rundgang ein.

{phocagallery view=category|categoryid=562|limitcount=10|displayname=15|displaydetail=0|displaydownload=0|displaybuttons=1}

Amüsantes rund um das Lieblingsgetränk der Bayern konnten anschließend die Museumsbesucher auf verschiedenen Schautafeln erfahren. Werbeträger, Bierkrüge mit Bergbaumotiven oder Ortsansichten, Glas- und Stammtischkrüge sowie Brauerei- und Tonkrüge verschiedenster Größen bereichern die Ausstellung. Prunkstück ist eine „Liesl“, die sich mit über drei Liter bekömmlichen Gerstensaft befüllen lässt.