Störungen im Körper-Abwasser-Kanal

Regensburg. Geschwollene Beine? Hintergrund könnte ein Lymphödem sein, was aber in vielen Fällen nicht entdeckt wird – mit ernsten Folgen für die Patienten. Der Deutsche Lymphtag will die Erkrankung deswegen am 17. März in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Für Betroffene und Interessierte findet am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) eine Informationsveranstaltung statt.

Die kleine Emma (Name geändert) kommt mit einer starken Fehlbildung zur Welt. Ringfinger und kleiner Finger der rechten Hand sind etwa doppelt so groß wie die Finger der anderen Hand. Die Diagnose: Lymphödem. Gleich mehrere Ärzte raten zur Amputation, die Eltern des Mädchens sind verzweifelt. Von anderen Betroffenen erfährt die Familie von der Interdisziplinären Sprechstunde für Lymphologie der Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKR. Dort kann dem Kind durch ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept aus physikalischen, mikrochirurgischen und medikamentösen Komponenten geholfen werden. So viel Glück wie Emma haben nicht alle Betroffenen. Denn obwohl vier Prozent der erwachsenen Deutschen an einem chronischen Lymphödem und fast zehn Prozent an einem Lipödem leiden, erhalten bis zu zwei Drittel keine adäquate medizinische Versorgung. Um die Situation für Betroffene zu verbessern, rückt der Deutsche Lymphtag seit 2016 das Krankheitsbild des Lymph- und Lipödems regelmäßig durch bundesweite Aktionen in den Fokus der Öffentlichkeit. Das Universitätsklinikum Regensburg beteiligt sich auch dieses Jahr wieder mit einer Informationsveranstaltung. Betroffene, Interessierte und Mediziner sind hierzu am Samstag, dem 17. März 2018, von 09:30 bis 13:30 Uhr in den Kleinen Hörsaal des UKR eingeladen.

„Ohne entsprechende Behandlung tendieren Lymph- und Lipödem in der Regel zur stetigen Verschlechterung und können neben dem psychischen Leidensdruck auch schwere körperliche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Das Krankheitsbild ist bei Patienten, aber auch bei Medizinern oft unbekannt, so dass es vielmals unentdeckt bleibt – mit entsprechenden Folgen für die Betroffenen“, erklärt Professor Dr. Dr. Lukas Prantl, Leiter der Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des UKR. „Wir wollen mit dem Lymphtag über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten aufklären, um möglichst vielen Betroffenen in Ostbayern und darüber hinaus helfen zu können.“

Auf dem Regensburger Lymphtag kommen namhafte Referenten zu Wort. Neben einem Grundverständnis für das Krankheitsbild, wollen diese in Vorträgen über Ursachen, Risikofaktoren und moderne Therapiemethoden aufklären. Zudem können sich Betroffene über die Besonderheiten der Interdisziplinären Lymphsprechstunde am UKR informieren. Auch einige Patienten werden vor Ort sein, die den Besuchern gerne persönlich von ihren Erfahrungen berichten.

Das Ende eines langen Leidenswegs

„Menschen mit Lymph- oder Lipödem gehen oft einen langen Leidensweg, der sie vor allem psychisch stark belastet. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen behandelnden Ärzten und Betroffenen ist deshalb genauso wichtig wie ein ganzheitliches Behandlungskonzept, das sich sowohl am Krankheitsbild als auch an den Bedürfnissen des Patienten ausrichtet“, erläutert Thiha Aung, Assistenzarzt der Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des UKR.

Der Fachbereich Lymphologie des UKR bietet deutschlandweit einmalige Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Neben der konservativen Therapie – der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) – bestehend aus manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege, steht zur Behandlung von Lymph- und Lipödemen auch das komplette Spektrum der operativen Lymphchirurgie zur Verfügung. In der Lymphchirurgie können unter anderem Lymphgefäße neu miteinander verbunden oder aber Lymphgefäße an Venen angeschlossen werden, wodurch angestaute Lymphflüssigkeit abfließen und der Bildung eines Lymphödems nach einer Lymphknotenentfernung vorgebeugt werden kann. Um den Lymphabfluss wiederherzustellen, können darüber hinaus die haarfeinen Lymphgefäße oder auch Lymphknoten transplantiert werden. Bei stark fortgeschrittenen Lymph- und Lipödemen kann zudem das Gewebe chirurgisch entfernt werden. In Fortsetzung der stationären Behandlung stellt eine enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, Sanitätshäusern und physiotherapeutischen Einrichtungen eine optimale ambulante Versorgung für die Betroffenen sicher.

Krankhafte Schwellung: Das Lymph- und Lipödem

Das Lymphsystem des menschlichen Körpers stellt einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems dar. Es besteht aus den sogenannten lymphatischen Organen und einem Lymphgefäßsystem, das in einer engen Verbindung zum Blutkreislauf steht. Lymphgefäße nehmen Gewebsflüssigkeit auf und reinigen sie von Schadstoffen und Abfallprodukten der Zellen. Im Ruhezustand sind das pro Tag durchschnittlich fünf bis zehn Liter. Bei körperlicher Anstrengung, Hitze, nach Alkoholkonsum oder aufgrund mancher Medikamente steigt die Menge an – bei schweren Erkrankungen auf bis zu 50 Liter. Ein Lymphödem entsteht, wenn mehr Lymphflüssigkeit gebildet als abtransportiert wird. Die überschüssige Flüssigkeit sammelt sich im Gewebe an, was sich durch eine sicht- und tastbare Schwellung äußert.

Im Gegensatz zum Lymphödem handelt es sich beim Lipödem um eine krankhafte Fettverteilungsstörung. Die Ursache konnte bislang noch nicht geklärt werden. Ein Lipödem tritt vorwiegend bei Frauen auf, symmetrisch an Hüften und beiden Beinen sowie zusätzlich auch an den Armen.

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