Tierischer Pflegeplatz

Schon manch ein leidgeprüfter Vierbeiner hat die Gastfreundschaft von Andrea Rothamer in Tegernheim genossen. Manche, bis sie so weit aufgepäppelt waren, um wieder ein ganz normales Tierleben in der Natur zu führen. Andere,  wie der blinde Kater Dexter oder der Koikarpfen Elvis, der aufgrund einer gebrochenen Schwanzflosse vom Züchter getötet werden sollte, bleiben dauerhaft.

Wieder andere können sich nicht entscheiden, der Amselmann, der von Frau Rothamer nach auskuriertem Flügelbruch in die Freiheit entlassen wurde, hat sein Zuhause im Garten bezogen. Entweder aus Dankbarkeit oder, wie Andrea Rothamer vermutet, weil er genau weiß, dass es ihm hier am Besten geht.

Den momentanen Mittelpunkt der Wohngemeinschaft bilden allerdings nicht die Dauerbewohner, sondern die Mitbewohner, die regelmäßig in den Frühjahrsmonaten Hilfe bei der engagierten Tierschützerin erhalten: die Eichhörnchenbabys.
Dieses Jahr sind es 5 Sturmopfer, die das Sturmtief Niklas aus den Nestern fegte, sowie der kleinste und jüngsten Pflegefall: Pepe, ein inzwischen ca. 7 Wochen altes Findelkind. Er wurde Anfang Mai bei Frau Rothamer abgegeben.
Oft, wenn die von Natur aus sehr scheuen Tiere die Nähe von Menschen suchen, wird dies als Zutraulichkeit falsch interpretiert. Es ist jedoch die pure Verzweiflung und der immense Hunger, der die Eichhörnchen dazu verleitet, auf Menschen zu zulaufen oder ihnen zu folgen, berichtet die 45-Jährige. Sie bittet eindringlich, dieses artenuntypische Verhalten nicht zu ignorieren und sie nicht ihrem Schicksal zu überlassen, sondern die Tiere zu Aufzuchtstellen zu bringen.


Informationen findet man hierzu im Internet, hier verweist sie auf die Seite www.eichhoernchen-schutz.de. Denn nicht alle Tipps, die im Netz gefunden werden, sind empfehlenswert. So müssen, um den hilflosen Wesen eine Überlebenschance zu bieten, die richtige Nahrung verabreicht und eventuelle Verletzungen behandelt werden.


So auch bei Pepe, der neben dem Hunger und der Unterkühlung eine Krähenverletzung aufwies. Momentan kämpft der kleine Eichhornmann noch mit den Folgen, die ein verabreichtes Flohmittel nach der Auffindung hinterließ. Solche Mittel töten oft eher das Eichhörnchen anstatt irgendeinen Floh, sagt die Tierschützerin und blickt dabei traurig auf Ihren Schützling. Die verabreichte Substanz hat wahrscheinlich zur Erblindung geführt, er zeigt jedenfalls keinerlei Reaktion auf Bewegungen oder Lichtimpulse.


Sollte sich die Befürchtung bewahrheiten, wird er wohl dauerhaft bei ihr bleiben. „Ohne Augenlicht kann ich ihn nicht auswildern” sagt Andrea Rothamer und zuckt die Schultern, aber, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und so hofft sie weiter, dass sich eine Reaktion einstellt.
Den geschwächten Körper versucht sie derweil mit genau dosierten Vitaminpräparaten, die sie der speziell abgestimmten Nahrung beifügt, aufzupäppeln. Gerade einmal 52 Gramm wog er Anfang Mai, inzwischen hat er Dank der fachkundigen Pflege schon kräftig zugenommen, und die Lebensgeister kehren nach und nach in den Nager zurück.
Dass die Pflege jedoch an den Kräften der Herbergsmutter zehrt, sieht man an den leichten Augenringen, wobei, so erzählt Andrea Rothamer, es jetzt schon besser ist, anfangs musste Pepe noch halbstündlich zu Essen bekommen, inzwischen sind Pausen von bis zu 4 Stunden möglich. Eine ganze Nacht durchschlafen ist jedoch noch nicht in Sicht. Ohne die Hilfe ihrer Freundin wäre für die Berufstätige dieses Engagement nicht möglich, so springt diese ein, wenn Andrea Rothamer ihrer Arbeit nachgeht.


Die fünf Sturmopfer sind inzwischen flügge geworden und erfreuen sich bester Gesundheit, quietschfidel erkunden sie jede Ecke der extra angefertigten Voliere. Die Tage im Rothamerischen Haushalt sind daher gezählt, der Auszug bzw. die Auswilderung naht. Anfang Juni werden die Jungtiere in die Freiheit entlassen. Langsam und fachkundig übernehmen dies Eichhörnchenfreunde aus Pfaffenhofen.
Dann kann Andrea Rothamer ein paar Tage Urlaub genießen, bevor in die derzeitige Unterkunft der Eichhörnchen ab August die nächsten Pflegefälle einziehen. Dann kommen nämlich die Siebenschläfer, die oft ein ähnliches Schicksal erleiden.
Und was passiert mit Pepe während der Urlaubszeit? Der kommt natürlich mit!

Im Garten-Paradies
Fahrrad aufgefunden