Umweltschutz: Mit kleinen Schritten viel erreichen

Regenstauf. Bei der Umweltstation mit Vogelstation des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) in Regenstauf behauptet sich die Umweltstation in der öffentlichen Wahrnehmung oft nur schwer gegen die Vogelstation. Vier Storchenpaare die im Markt brüten, bis zu 1300 Patienten, die bis zum Jahresende in der Vogelstation erwartet werden und Bilder von putzigen Küken: Wie soll der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, eine eher unscheinbare Falterart, dessen Bestand die Umweltstation retten will, dagegen ankommen?

Der Leiter der LBV-Bezirksgeschäftsstelle, Christoph Bauer, und Diplom-Biologin Sigrid Peuser machten im Gespräch mit 1. Bürgermeister Josef Schindler deutlich, wie wichtig es beim Umweltschutz ist, auf die kleinen Schritte zu achten. Bürgermeister Schindler, der den persönlichen Kontakt schätzt, kam zum ersten offiziellen Besuch in die Umweltstation. Bauer und Peuser gaben dem Rathauschef viele Anregungen mit auf den Weg.

In den zurückliegenden Corona-Monaten tat sich die Umweltstation schwer. Das machte die Nachfrage des Bürgermeisters deutlich. Keine Teilnahme am Bürgerfest, keine Kindergeburtstage, keine Betriebsausflüge in die Umweltstation. Bei gleichbleibenden Ausgaben brachen die Einnahmen weg.

Wegen der Hygieneauflagen wurden Veranstaltungen in der Umwelt- und Vogelstation zwar nicht beworben, „aber wir waren immer da", sagt Sigrid Peuser. Familien meldeten sich zu Führungen an oder nutzten das Programm „Vogelstation Plus". Mit verschiedenen Modulen, mit unterschiedlichen Werkstattboxen, kann sich jede Besuchergruppe ihr eigenes Programm gestalten. Sei es der selbst gezimmerte Nistkasten oder das gebastelte Federspiel. Auch beim Ferienprogramm des Marktes war die Umweltstation dabei.

Dass es die Menschen während der Pandemie verstärkt hinaus in die Natur zog, das bekam man in der Umwelt- und Vogelstation unmittelbar zu spüren. Die Spaziergänger brachten überdurchschnittlich viele Jungvögel in die Vogelstation. 974 Vögel wurden 2019 in der Vogelstation abgegeben. Heuer knackte bereits im August eine Mehlschwalbe die 1000er Marke. Bis zum Jahresende rechnet Ferdinand Baer, fachlicher Leiter der Vogelstation, werden es wohl um die 1300 sein. Damit erreicht die Vogelstation räumlich und personell ihre Grenzen.

Jungvögel gefunden: Hilfreiche Tipps

Auch die Anspruchshaltung der Menschen wird immer größer, sagt Bauer. Er versteht es, dass man die Verantwortung für ein verletztes Tier gerne abgeben will. Die Vogelstation sei jedoch keine Tierklinik. Die ehrenamtlichen Helfer könnten Tiere nicht rund um die Uhr annehmen. Als erste Hilfemaßnahme empfiehlt er, einen verletzten Vogel mit Wasser zu versorgen und in einem Pappkarton ruhig zu stellen. Damit sei zumeist das Wichtigste passiert: „Jeder Vogel hat so viel Reserven, dass er so eine Nacht übersteht." Sollte sich der Vogel bis zum nächsten Morgen nicht erholt haben, könne man ihn gerne in der Vogelstation abgeben.

Die Tatsache, dass heuer vier Storchenpaare im Markt nisteten, freut viele Regenstaufer. Junge zogen nur die Störche auf dem Brauereikamin (zwei Junge) und auf dem Dach des Kulturhauses (ein Junges) auf. Die Störche auf der Ramspauer Kirche, die begannen einen Horst zu bauen, oder das Paar, das auf der Voliere der Vogelstation nistete, waren dazu vielleicht noch zu unerfahren, sagt Bauer.

Damit möglichst alle Störche nächstes Jahr zurückkommen, wünschen sich Bauer und Peuser mehr Verständnis der Hundehalter, die mit ihren Tieren in den Regenauen spazieren gehen. Hunde sollten dort an der Leine geführt werden. Jede Flucht koste den Storch Energie. Energie, die fehle, um die Jungen im Horst zu versorgen.

Konkret um Hunde und deren Hinterlassenschaften dreht sich auch ein Wunsch von Sigrid Peuser. Die Wiesen unmittelbar hinter der Vogelstation, die von Freiwilligen extensiv bewirtschaftet werden, nutzt man gerne für Exkursionen mit Kindern, um das Leben auf einer Wiese zu erkunden. Die Begeisterung der Kinder verfliege aber rasch, wenn sie wiederholt in Hundekot treten.

Um die „Tretminen" in den Wiesen zu verringern, regte Peuser an, entlang des Weges, der zum Regenufer führt, sogenannte Benjeshecken, benannt nach einem deutschen Landschaftsgärtner, anzulegen. Dabei werden Äste und Zweige locker aufeinander geschlichtet. Durch Samenanflug entstehe so Lebensraum für Vögel und Insekten. Die Hecke könne auch ein Hinweis sein, die Hunde nicht frei in die Wiesen laufen zu lassen, hofft Peuser.

Die Wiesen hinter der Vogelstation gehören der Gemeinde. Sie hat sie der Umwelt- und Vogelstation zur Nutzung überlassen. 2021 plant der Markt, einen Teil der Wiese für ein historisches Lager im Zuge der nachgeholten 1050-Jahr-Feier zu nutzen. Doch diese Wiesen werden genutzt.

Lebensraum für kleine Falter

Die Umweltstation versucht dort Lebensraum für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu schaffen. Wird der Wiesenknopf, die einzige Nahrungsquelle des Falters, zu früh gemäht, steht der Ansiedlungsversuch wieder ganz am Anfang, sagt Peuser.

Peuser und Bauer sprachen sich dafür aus, einen Teil der öffentlichen Grünflächen des Marktes weniger intensiv zu bewirtschaften. Wo viel gemulcht und mit dem Laubsauger gearbeitet werde, gebe es kaum Bodenleben. Peuser und Bauer argumentierten für mehr Wildwuchs.

Für Bürgermeister Schindler spricht nichts dagegen, die Bewirtschaftung punktuell umzustellen: „Es muss ja nicht gleich das ganze Gemeindegebiet sein." Josef Schindler sagte zu, das Anliegen mit den Mitarbeitern des Bauhofes zu besprechen. Beim Straßenausbau in Eitlbrunn plane man bereits den Grünstreifen zwischen Straße und Fahrradweg als Blühwiese zu gestalten.

Zu Massensterben der Eintagsfliegen kommt es jedes Jahr, wenn die Fliegen durch die Straßenlampen auf der Regenbrücke oder dem Diesenbacher Steg angelockt werden. Sigrid Peuser regte an, in den wenigen Nächten, in denen die Eintagsfliegen schwärmen, die Lichter auf den Brücken auszuschalten. So, sagte Peuser, müssten nicht Berge von toten Fliegen beseitigt werden. Zum anderen würden die Eintagsfliegen, die Nahrungsgrundlage für viele Fische seien, nicht dem Naturkreislauf entzogen.

Im Außenbereich der Umweltstation machten Peuser und Bauer Bürgermeister Schindler auf eine invasive Pflanzenart aufmerksam, die sich in den Regenauen ansiedelte. Der Japanische Staudenknöterich stellt bei der Ausbreitungsfreude selbst das Springkraut in den Schatten und verdrängt sogar Brennnessel.


Entlaufenem Hund schmeckt Hamburger
Unaufmerksamkeit mit teuren Folgen