Uranvorkommen rund um Wackersdorf

„Uranvorkommen rund um Wackersdorf“ lautete ein Vortrag des Urangeologen Dr. Heinz Ziehr beim Heimatkundlichen Arbeitskreis. Uranerzvorkommen gibt es viele in der Erdkruste. Die größten Uranvorkommen gibt es in den Graniten Ostbayerns. Zwischen 1954 und 1960 führte die BBI im Auftrag der Bayernwerk AG hier Untersuchungen durch.

Das Interesse an dem Vortrag mit Dr. Heinz Ziehr war enorm. Die Sitzplätze im Vorführraum des Braunkohlemuseums reichten bei weitem nicht aus. Jakob Scharf, Vorsitzender des Heimatkundlichen Arbeitskreises, freute sich den Uran-Fachmann aus Mainz begrüßen zu können sowie die vielen Zuhörer, was beweise, "dass Uran immer noch einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung hat".

Die berufliche Karriere von Heinz Ziehr begann 1948 in Bayern auf der Grube Bayerland und setzte sich im Wölsendorfer Flussspatrevier fort, wo erstmals mit Uranerzen in Berührung kam. Erstmals wurde auf dem Marienschacht von ihm Uranpechblende gefunden und näher untersucht. Diese Ergebnisse mündeten in seiner Doktorarbeit am Institut für Gesteinskunde der Universität München. Am 1. Juli 1954 trat der junge Doktor seinen Dienst bei der Bayerischen Braunkohlen Industrie AG an. Gut fünf Jahre lebte er in der Bergbaugemeinde. Der Sprecher erinnerte sich noch gut an den Winter 1955/56 als es in den Kohlegruben fast minus 30 Grad kalt war.

Der heute 90-Jährige denkt auch noch daran, als er mit dem Fahrrad durch das alte Wackersdorf fuhr. Unter der Leitung von Dr. Wolfhart Scharf, Bayerns erstem Bergmann, wie er seinen Gönner nannte, wurde er mit der Suche nach Uranerzen beauftragt. Ein Steiger und mehrere Bergleute waren hier für die Prospektion zuständig. Die Bayernwerk AG hatte ihrer Tochtergesellschaft, der BBI, für fünf Jahre den Auftrag erteilt, nach abbauwürdigen Uranvorkommen in Nord- und Ostbayern zu suchen. Ziel war es festzustellen, ob in Bayern Uran als Kernbrennstoff für die Versorgung der heimischen Atomenergie vorhanden ist. Ziehr erinnerte sich, dass er 1960 vor dem Atomminister Franz-Josef-Strauß einen Vortrag halten musste.

Eine fieberhafte Suche nach Uran begann. Mit den Vorbereitungen und Leitung der Prospektion war Dr. Ziehr beauftragt, der auch der neuen geologischen Abteilung vorstand. Gesucht wurde mit Geiger- und Szintillationszähler, die nur sehr schwer zu beschaffen waren. Der sogenannte Alphastrahler, war damals so teuer wie ein VW-Käfer. Die Messung der Strahlung wurde vom Auto aus, zu Fuß und später sogar mit dem Helikopter durchgeführt. Mit der Uransuche betrat die BBI damals Neuland. Geologische Karten gab es nicht. Sie mussten für die nördliche Oberpfalz erst erstellt werden um gezielt in Graniten nach Uran suchen zu können. Interessante Uranglimmerfunde wurden vor allem im Flossenbürger Granitmassiv und auch im Hauzenberger Granit gemacht.

„Die größte Überraschung war jedoch, als in der Wackersdorfer Braunkohle Uran entdeckt wurde“, betonte der Referent. Es war adsorptiv an die Kohle und den Ton gebunden. Durch umfangreiche Bohrarbeiten wurde Uran vor allem an den Randlagen im „Nordfeld“ festgestellt. Ein wirtschaftlicher Abbau wäre jedoch nicht gegeben gewesen. In Fünf-Meter-Abständen wurde im Braunkohlentertiär gebohrt, Sonden eingeführt und alles kartographiert. Im Lauf der Jahre hatte die Uranprospektion der BBI einen hohen Standard erreicht. Es wurden viele praktische Erfahrungen gesammelt und Fachzeitschrift weltweit darüber berichtet. Völlig überraschend musste man 1960 zur Kenntnis nehmen, dass die Bayernwerk AG alle Arbeiten einstellen ließ. Die Beweggründe und Ursachen zu diesem Entschluss wurden nie bekannt. „Es fand auch leider keine abschließende Untersuchung und Bewertung der Uransuche durch die BBI statt“, bedauerte der Urangeologe.

„Uran liegt nicht erst seit drei Tagen in unserer Erde, wir leben damit“, betonte Dr. Ziehr in der anschließend geführten Diskussionsrunde. Auf die Zuhörerfrage wie hoch der Urangehalt der Wackersdorfer Kohle eigentlich war die beim Hausbrand beziehungsweise im Kraftwerk Dachelhofen verfeuert wurde, betonte der Akademiker: „Die Kohle hatte einen Anteil von cirka 300 Gramm je Tonne. Noch höhere Anteile hatten die Tonvorkommen. Bei der Untersuchung der Kraftwerksasche wurden im Mittel noch rund 25 Gramm errechnet. Ob auch Luftradioaktivitätsmessungen gemacht wurden, konnte Ziehr nicht beantworten.

 

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