Regensburg. „Unsere Erwartungen wurden heute weit übertroffen. Rund 650 Beschäftigte haben sich heute am 20. März 2018 unserem Warnstreikaufruf angeschlossen. Neben den Beschäftigten der Stadt Regensburg (u. a. Kitas, Horte, Krabbelgruppen, Mittagsbetreuung, Verwaltung, Müllabfuhr, Straßenreinigung, Recyclinghof, Bauhöfe, Klärwerk und Stadtgartenamt), Jobcenter Regensburg Stadt, den Beschäftigten von REWAG und REWAG Netz GmbH, der Regensburg Fuhrparkservice GmbH (RFG), dem Landratsamt Regensburg, Wasser- und Schifffahrtsamt Regensburg (mit Verwaltung, Außenbezirk und Werkstätte) sowie den Beschäftigten des Marktes Lappersdorf sind heute ganztägig im Warnstreik!“ zeigt sich Alexander Gröbner (Geschäftsführer ver.di Bezirk Oberpfalz) erfreut.

„Auch in Regensburg herrscht Wohnungsmangel und die Mieten sind deutlich zu hoch. Deshalb müssen wir gerade die mittleren und unteren Einkommen stärken. Und auch der Sozial- und Erziehungsdienst braucht einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Es ist gesellschaftlich nicht zu verantworten, wenn ein Industriearbeitnehmer am Band deutlich mehr verdient als beispielsweise eine Erzieherin, die sich um die Zukunft unserer Gesellschaft, unsere Kinder, kümmert!“ so Gröbner.

Treffpunkt der Warnstreikenden war um 8.15 Uhr am Bürgerbüro Nord gegenüber dem Alex-Center in Regensburg. Dort sprach neben dem stellv. Landesbezirksleiter von ver.di Bayern, Norbert Flach, auch die Vertrauensleutesprecherin der Stadt Regensburg, Luise Weiß, DGB-Regionssekretärin Katja Ertl, dem stellv. Bezirksvorsitzenden von ver.di Oberpfalz, Stefan Dietl, und der Bezirksgeschäftsführer von ver.di Oberpfalz, Alexander Gröbner in einer öffentlichen Kundgebung zur Tarifrunde.

Stefan Dietl machte in seinem Grußwort die Schieflage in der Vermögensverteilung in Deutschland deutlich und erklärte die solidarische Unterstützung der über 23.000 Mitglieder des gesamten ver.di-Bezirks. „Wer in Bayern auf Steuerfahnder und Betriebsprüfer verzichtet, darf nicht an den Löhnen der Beschäftigten sparen!“ so Dietl.

Katja Ertl grüßte für die DGB-Region Oberpfalz die Warnstreikenden und unterstrich die berechtigten Forderungen nach 6% mehr Geld: „Warnstreiks sind ein Grundrecht. Und ihr habt dieses Grundrecht heute in Anspruch genommen – ich gratuliere euch zu dieser Entscheidung und Geschlossenheit!“

Luise Weiß (Vorsitzende des Gesamtpersonalrats der Stadt Regensburg) zeigte sich als Sprecherin der ver.di-Vertrauensleute erfreut über die breite Beteiligung aus allen Dienststellenbereichen der Stadt: „Es ist ein großartiges Gefühl, heute hier vor euch zu stehen. Eure Solidarität macht uns stark und trägt unsere Verhandlungsführung in Potsdam. Und wenn es sein muss, dann setzen wir einfach einen oben drauf“ so Weiß unter lautstarkem Beifall vor dem Bürgerbüro Nord.

Norbert Flach verdeutlichte in seinem Referat die schwierige Verhandlungssituation und gab seiner Enttäuschung Ausdruck, dass auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot unterbreitet wurde. „Die Beschäftigten leisten tagtäglich eine hervorragende Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land. Dafür habt ihr eine kräftige Lohnerhöhung verdient. In Zeiten schwieriger Haushaltslage werden wir von den Arbeitgebern zur Zurückhaltung aufgefordert. Aber jetzt brummt die Wirtschaft und die Steuereinnahmen sprudeln. Aus unserer Sicht ist unsere Forderung nicht übertrieben, sondern berechtigt und selbstverständlich auch bezahlbar!“ so Flach unter tosendem Beifall der Warnstreikenden.

In einem anschließenden Demozug zum DGB-Haus Regensburg schafften sich die rund 650 Warnstreikenden lautstark mit Trillerpfeifen Gehör. Dabei kam es zu größeren Verkehrsbehinderungen während des Demozuges, da eine der Hauptverkehrsader durch den Marsch über die Nibelungenbrücke zeitweise zum Erliegen kam. In einer kurzen Abschlusskundgebung am Gewerkschaftshaus dankte Kathrin Birner, Gewerkschaftssekretärin von ver.di Oberpfalz, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Danke, dass ihr heute gekommen seid. Wir wussten, wir können uns auf euch verlassen. Wenn es darauf ankommt, stehen wir zusammen und streiken gemeinsam für mehr Einkommen!“ unter großem Beifall der Beschäftigten.

Hintergrundinformation:

ver.di fordere in dieser Tarifrunde für eine Laufzeit von 12 Monaten 6% tabellenwirksame Einkommenserhöhung, mindestens aber 200 Euro. Damit wolle ver.di vor allem die unteren und mittleren Einkommen im öffentlichen Dienst stärken.

ver.di fordere daneben noch für die Auszubildenden 100 Euro monatlich mehr sowie eine Übernahmegarantie nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung.

„Unser Ziel ist es, auf dem Verhandlungswege zu einem tragfähigen Kompromiss zu kommen. Nachdem aber  die Arbeitgeber am Montag/Dienstag letzter Woche in Potsdam kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt haben, wollen wir sie mit Warnstreiks der Beschäftigten wachrütteln!“ gibt sich Alexander Gröbner kämpferisch.

Mit den Warnstreiks in dieser Woche versuche ver.di den Druck auf die öffentlichen Arbeitgeber im Vorfeld der nächsten Verhandlungsrunde im April zu erhöhen. ver.di hoffe, dass die Öffentlichkeit auch in dieser Tarifrunde Verständnis für die Beschäftigten habe, welche tagtäglich im Interesse der Bevölkerung einen großartigen Job erbringen.

Am Beispiel der mit der Stadt Regensburg noch am Freitag vereinbarten Notdienste für die Kindertagesstätten, -horte, Krabbelgruppen usw. (siehe Anlage) werde deutlich, dass ver.di gerade den Eltern in ihren Planungen entgegen kommen wolle. „Wir versuchen natürlich gerade für die Eltern und Kinder in diesen Tagen mit Notdienstregelungen und rechtzeitiger Öffentlichkeitsarbeit entgegenzukommen und hoffen auf ihr Verständnis“, erläutert Kathrin Birner (Gewerkschaftssekretärin ver.di Bezirk Oberpfalz)