Von Kamerun erzählt

Das erste Mal fungierte Pfarrer Pascal Olivier Angue im Jahr 2013 als Vertretung für Pfarrer Johann Trescher, der stets in den ersten drei Augustwochen seinen Erholungsurlaub antritt. Inzwischen zum dritten Mal in der seit 2012 bestehenden Pfarreiengemeinschaft Bodenwöhr-Alten- und Neuenschwand tätig, weckte der sympathische aufgeschlossene Geistliche die Neugierde „seiner Schäfchen auf Zeit“. Fragen tauchten auf, die nun an einem Abend im Pfarrheim St. Barbara beantwortet wurden.

 

„Ich bin für Sie da.“ Mit diesem Satz, der zum ersten Mal im Jahr 2013 nach dem Gottesdienst fiel und seitdem immer wieder zu hören war, schöpften die Pfarreiangehörigen sofort Vertrauen in Pfarrer Pascal Olivier Angue. „Ich komme aus Kamerun“, beantwortete er die ihm am meisten gestellte Frage. Für viele Leute hatte sich eine nähere Beschäftigung speziell mit diesem afrikanischen Land noch nicht ergeben, so dass sich aus dieser Antwort heraus wieder viele Fragen ergaben.

„Kamerun – Afrika im Kleinformat“, präsentierte Pfarrer Angue seine Heimat. Er selber stammt aus dem Zentrum von Kamerun mit der Hauptstadt Yaoundé. Deutsch hat er bereits in der Schule gelernt. Wenn er nicht gerade für drei Wochen in Bodenwöhr ist, fungiert er als Gastpfarrer in der Pfarrei St. Michael in Neutraubling, wo er seine weiteren Studien betreibt. Der Saal im Pfarrheim war voll, als Pfarrer Angue über seine Heimat Kamerun sprach. Den vielen Zuhörern tat sich eine ungeahnte Vielfalt auf, geprägt von seiner wechselhaften Historie, Einflüsse, die ihre kulturellen Spuren hinterlassen haben. Und nicht zuletzt besticht das kleine Land mit seinen geografischen Gegebenheiten. „Zur Zeit ist es ein bisschen gefährlich“, streifte der Sprecher die jüngsten Ereignisse um die Bombenanschläge im Juli. Nigeria ist ein Nachbarstaat, der westlich an Kamerun grenze und berüchtigt ist wegen seiner Terrorgruppe „Boko Haram“.

Weiter südlich grenze Kamerun an den Atlantik. Im Süden liegen Äquatorial Guinea, Gabun und Kongo, im Osten die Zentralafrikanische Republik, sowie weiter nördlich der Tschad. Kamerun ist eine Republik. Präsident Paul Biya regiert seit 1982 über das Land mit seinen zehn Provinzen. Der Anteil an Katholiken betrage 42 Prozent. Evangelische Christen machen 23 Prozent aus, Muslime 15 Prozent, neben traditionellen Religionen oder Menschen, die keine haben. In einem Haus leben Menschen ohne Probleme zusammen, die verschiedenen Religionen angehören, schildert Pfarrer Angue. Er zeigte herrliche Bilder, die die vielfältige Vegetation zeigten. Während es im Norden schon einmal 55 Grad sein können und die Wüste vorherrsche, werde es in südwestlicher Richtung immer grüner. Die Savanne geht allmählich in den Regenwald über. Wichtig für die Landwirtschaft sei der Regen. Das Aussäen beginne jetzt im August, die Erntezeit falle in den Dezember. Auch im März werde gesät, die Ernte erfolge dann im Juni. Kamerun sei vor dem ersten Weltkrieg deutsche Kolonie gewesen. Gesprochen werden in Kamerun englisch und französisch. Das kommt nicht von ungefähr. Die Unabhängigkeit von Frankreich besteht seit 1960, die des Vereinigten Königsreichs Großbritannien seit 1961.

Pfarrer Angue zeigte Häuser und ihre Bewohner. Polygamie ist im Norden und Westen weitverbreitet. Der „Chef“ eines Ortes muss viele Frauen haben. Dieser erfülle eine Funktion eines Richters, schlichte gegebenenfalls Streit im Ort. Im Zentrum dagegen sei Polygamie nicht erlaubt. Fragen wurden laut, wie eine Beerdigung ablaufe. Pfarrer Angue antwortete, dass der Tod ein Moment der Versammlung sei. Es komme auf die Familie an. Falls ein Verwandter beispielsweise in Europa lebe, dann könne es sein, dass ein Verstorbener bis zu einem Monat aufbewahrt bleibe, gekühlt in einem Krankenhaus. Überhaupt die Familie: In Kamerun gebe es kein Wort für Onkel, Tante, Cousin oder Kusine. Der Onkel ist der Vater, die Tante die Mutter, Cousin oder Kusine sind Bruder oder Schwester.

Der Referent zeigte Bilder von den Häusern, von den farbenfroh gekleideten Menschen und wie sei Feste feiern. Der Tisch ist reich gedeckt mit einer reichen Vielfalt an Obst und Gemüse, Fisch und Meeresfrüchten. Die Urbevölkerung lebt im Westen, im Wald in kleinen Hütten. Die allgemeine Lebenserwartung in Kamerun liebe bei etwa 50 Jahren. Löwe, Flusspferd, Antilope, Elefant, Wildschwein, Affenarten und Schnecken, auch einen Einblick in die afrikanische Tierwelt wurde dem Publikum nicht vorenthalten. Das traditionelle Instrument ist das Xylophon. Verschiedene Arten davon werden im Gottesdienst und bei Feiern eingesetzt.

Pfarrer Angue erzählte von seiner Arbeit in der Diözese Bafia, etwa 120 Kilometer von Yaoundé entfernt. Organisiert hatte er mit einem Helferteam sogenannte Diözesan-Krankentage, bei dem es um das Thema „Vermeiden von Krankheiten“ ging. Es sei ein Fest für die Kranken gewesen.

Ein großes Problem ist das Bildungswesen in Kamerun. Für die Schule müssen die Eltern Geld bezahlen, was ihnen nicht immer möglich sei. Jedes Jahr unterstütze er die Kinder in Kamerun. Diese erhalten Unterrichtsmaterialien. Dies sei ihm sehr wichtig. Kamerun ist ein reiches Land an Bodenschätzen. Der Geistliche beklagte die Korruption in seinem Land. Nichtsdestotrotz sei es wichtig, den Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Befragt, ob er in Deutschland für immer bleibe, antwortete er, dass er sicher wieder nach Kamerun zurückkehren wolle, denn „dahoam is dahoam“, wie er auf gut bayerisch sagte. Er erzählte noch von seiner Familie, von seinen drei Brüdern und fünf Schwestern.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Franz Singerer dankte Pfarrer Pascal Olivier Angue für sein Engagement und schenkte ihm einen Bildband über Bodenwöhr. Ein Spendenkörbchen am Ausgang wurde aufgestellt. Die Gaben darin kommen den Kindern in Kamerun zugute. Mit vielen guten Wünschen verabschiedeten sich viele der Anwesenden persönlich von ihm, denn am nächsten Tag kehrte Pfarrer Angue wieder nach Neutraubling zurück.

 

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