Die Weiberfasenacht Nittenau ist stets etwas Besonders: Viel zu schön, um nur einmal am traditionellen „unsinnigen Donnerstag“ stattzufinden. Beim Weiberkomitee geht es daher bereits am Dienstag an, setzt sich fort am Mittwoch und am Donnerstag. Bei letzterer Aufführung sind dann die Herren außen vor, in der Regentalhalle. Und an jedem dieser Tage hieß es: „ausverkauft“.

Das Geheimnis um die 36. Weiberfasenacht wurde im Laufe des Abends gelüftet, die Frage der Gäste „Was haben sie sich diesmal einfallen lassen?“ beantwortet. Das Weiberkomitee, mit Helga Proske an der Spitze und ihre Damen Lisa Malz, Christine Griesbeck, Erika Lautenschlager, Julia Lautenschlager, Tanja Weinhart und Corinna Goos, nahmen die Gäste mit auf „eine Reise ins Glück“, so das diesjährige Motto. Zauberhaft mit viel Glitzer und Luftballons begann der Abend, genauso entzückend endete er mit einem Puppentanz.

Der schönste Tag im Leben ging für Braut und Gäste ganz anders als erwartet aus.

Dazwischen wurde es kernig, deftig bei den einzelnen Beiträgen, die so manches zeitgenössische allzu Menschliche erheiternd in Frage stellte. Mit der Band „Ottis“ hatten die Veranstalter einen Glücksgriff getan. Mit ihrem breitgefächerten Repertoire sorgten sie zwischen den Beiträgen stets für eine volle Tanzfläche. Sowohl das Bayerische als auch das Hochdeutsche zeigen im Alltag so ihre Tücken der Verständigung, demonstrierten die Trachtler (Helga Proske und Christine Griesbeck) gekonnt.

Träume sind bekanntlich Schäume, so auch der Traum vom Modeln.

Was für ein Traum: Wenn man vom Eiffelturm flugs herunterstürzt und in den Armen von Karl Lagerfeld, dem „Klamotten-Kare“ landet. Vom Laufsteg, der mit Stahlträgern unterfüttert wurde, als Model für Stützstrümpfe und nicht für einen Tanga, einem „Rahmschnitzel-Tattoo“ war die Rede. Doch als der „Klamotten-Kare“ sie (Erika Lautenschlager) küssen wollte, habe der Wecker geklingelt. Die Leichenbitter-Mienen wollten nicht so recht gelingen, sehr zum Amüsement der Zuschauer, als sie das Lied vom „Bandlwurm“ (Lisa Malz, Erika Lautenschlager, Tanja Weinhart, Christine Griesbeck) anstimmten, der herausschaut, wenn einem heiß wird und dann ein Lied anstimmt. Die Klofrau (Julia Lautenschlager) im nächsten Beitrag kennt keine App, aber einen Sepp, der auch Stammkunde bei ihr ist, erklärt sie dem Toilettenscout (Corinna Goos). Großzügig erweist sie sich gegenüber den Liebespärchen (Tanja Weinhart, Lisa Malz), die einen stillen Platz für kurze Zeit brauchen, die wiederum zeigen sich auch recht spendabel.

Helga Proske in Aktion mit ihren Gstanzln

„Mei Tinerl, du warst halt schon immer die Schönste, aber auch die Blödeste“, wurden Erinnerungen beim Klassentreffen wach. Und eine Mama mischte kräftig mit, um ihren „Burli“ zu schützen vor diesen Frauen, die alle nichts für ihn waren. Der war aber ganz und gar anderer Meinung. Über eine „Liebe und die Folgen“, besser, eine Dreiecksgeschichte mit ausgeschlagenen Zähnen und blauen Flecken und ein paar Messerstichen, informierte Helga Proske. Eine Hochzeit begann mit einem Desaster und endete ganz und gar anders als erwartet, angefangen von erbrochenen Weißwürsten, über den gekauften Bräutigam bis hin zur Vermählung mit der Bedienung. Frauen lösen Probleme wesentlich kommunikativer als Männer, wussten die Putzfrauen zu berichten. Ein Handyanruf von „Schatzi“, weckte die Aufmerksamkeit, schließlich ging es um eine Villa auf Mallorca, eine Rolex im Schmuckgeschäft und ein Mercedes-Coupé, die Putzfrau riet stets zum Kauf um anschließend die Frage ins Publikum zu stellen, wem denn dieses Handy gehört? „Ach der Frau Bley, alles schon gekauft“, wurde sie (be-)unruhigt.

Ihre liebe Not hatte das Rateteam mit einem unliebsamen Kandidaten.

Beim Eheberater gab es ein aufschlussreiches Gespräch, Fazit: „Ohne Ehe hätte ich diese Probleme nicht“. Waltraud und Mariechen schwärmten von Weihnachten, weniger vom „Adventskalender“, den eine der beiden vom Pfarrer geschenkt bekommen hatte. Aufgegessen habe sie den Inhalt und ins Krankenhaus gekommen, aber lustig war das schon, wenn beim Rülpsen die Seifenblasen herausgekommen seien.

Bezaubernder Puppentanz, das Publikum forderte eine Zugabe und bekam sie auch.

Mit ihren Gstanzln erfreute Helga Proske die Zuhörer einmal mehr. In Deutschland herrsche der Diätenwahnsinn. Je dünner die Weiber seien, umso grantiger werden sie dann. Egal ob beim Auto oder bei der Frau, beim Baujahr werde gelogen. Der Bürgermeister Bley sei ein gestandenes Mannsbild, der kann bestimmt ein verstopftes Klo reparieren. Im Rathaus benutze niemand ein Papiertaschentuch, weil „Tempo“ draufsteht. Der Herr Pfarrer Schöls versprenge Weihwasser, wenn der Bley vorbeigeht, taucht er besonders stark ein. Keine Weiberfasenacht ohne Nittenauer Weiberpolka, die inzwischen auch die Zuschauer schon gut mitsingen können. Wer erinnert sich nicht an das Fernsehspiel „Was bin ich?“ Roberta Lembke moderierte gekonnt, doch der Kandidat machte es dem Rateteam nicht gerade leicht, erwies sich als „leicht renitent“ und geldgierig.

Der letzte Beitrag, der Puppentanz des Weiberkomitees mit Helga als Glücksfee, weckte die Vorfreude auf den Frühling. Mit „Sternenstaub“ erweckte sie die Puppen zum Tanz. Begeisterter Applaus und Zugabe-Rufe folgten. Und noch einmal tanzte das Weiberkomitee für sein außer Rand und Band geratenes Publikum.