Wenn die Späne fallen und das Eisen glüht…

Wenn die Späne fallen, wenn das Eisen glüht und aus dem Hammerwerk gleichmäßige, dumpfe Schläge zu hören sind – dann ist wieder ein Aktionstag im Oberpfälzer Handwerksmuseum Rötz-Hillstett. Aber auch ohne Vorführungen und Inbetriebnahme der Maschinen ist die Ausstellung sehenswert. Die 18 originalgetreu eingerichteten Werkstätten vermitteln ein lebendiges Bild vom Handwerkerleben um 1900 und lassen den Museumsbesuch zu einem Geschichts-Erlebnis werden.

Von der Terrasse des „Salzfriedlhofes“ genießt man einen herrlichen Ausblick über das Tal der Schwarzach, die hier zum Eixendorfer See aufgestaut ist. Der „Salzfriedlhof“, ein Waldlerhaus, das von hoher Zimmermannskunst zeugt, wurde in Hetzmannsdorf bei Rötz abgetragen und 1978 im Oberpfälzer Handwerksmuseum wieder aufgebaut. Der Einfirsthof mit überstehendem Flachdach ist in Blockbauweise errichtet und dient heute als Museumswirtshaus. Der Name „Salzfriedl“ verweist auf den einstigen Besitzer, den Salzhändler Friedrich Schalk, der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Gespannen nach Reichenhall fuhr und die Oberpfalz mit Salz belieferte. Die einzelnen Gebäude des Freilichtmuseums befinden sich auf dem Gelände des früheren Hillstetter Bahnhofs. Die ehemalige Eisenbahnlinie von Neunburg vorm Wald nach Rötz ist jetzt zu einem bequemen Wanderweg ausgebaut. Der Rundgang im Freilichtmuseum beginnt mit einer Dampflokomotive aus dem Jahr 1934, die während ihrer „Dienstzeit“ fast zwei Millionen Kilometer zurücklegte. In den Ausstellungsräumen des zentralen Museumsgebäudes kann der Besucher nachvollziehen, unter welchen Umständen Handwerker in den ersten Jahren des letzten Jahrhunderts gearbeitet und gelebt haben. Dieser Zeitraum war für das Handwerk von großer Bedeutung: Industrialisierung und Mechanisierung beeinflussten auch das Handwerk auf dem Land massiv. Insgesamt werden 18 Handwerke näher vorgestellt: Wagner, Schmied, Messerschmied, Spengler, Eisendreher, Drechsler, Bäcker, Buchbinder, Drucker, Friseur, Fotograf, Uhrmacher, Hutmacher, Kammmacher, Seiler, Gerber, Sattler und Schuhmacher. Die Dauerausstellung wurde in den vergangenen Jahren überarbeitet, neu betextet und neu gestaltet.

Zusätzlich wird derzeit die Ausstellung „Made in Rötz – Historische Fotografien vom Handwerk in Rötz“ präsentiert. Ein weiteres Gebäude im Museumsgelände beherbergt ein Dampfsägewerk. Es war noch in den 1960er Jahren in Betrieb und konnte 1988 für das Museum gesichert werden. Für den mächtigen Dampfkessel mit Generator wurde eigens ein neues Maschinenhaus erstellt. Im Rohrwandsystem des Dampfkessels von 1925 befinden sich insgesamt 45 Heizungsrohre. Die Nominalleistung der Maschine betrug etwa 65 PS. Zum Vergleich kann man gleich nebenan eine von Wasserkraft betriebene Schneidsäge, die alte „Saxlmühle“, besichtigen. Die Holzgattersäge besitzt nur ein Sägeblatt, mit dem Brett für Brett vom Stamm geschnitten wurde. Um eine Hammerschmiede bei Seebarn im heutigen Stauseebereich vor den Wasserfluten zu retten, hat die Stadt Rötz die gesamte Schmiede abtragen lassen und auf dem Museumsgelände wieder neu aufgebaut. Schon vor über 500 Jahren schmolz man hier aus Eisenerz das begehrte Schmiedeeisen. Nach 1800 wurde das Gebäude zu einer Hammerschmiede umgebaut. Bis 1960 war der von Wasserkraft angetriebene „Seebarnhammer“ in Betrieb.
Und zum Abschluss des Museumsrundgangs empfiehlt sich eine Einkehr in der Museumsschänke „Salzfriedlhof“.  Ein reichhaltiges Angebot also im Museumsgelände am Eixendorfer See. Einer der eingangs erwähnten Aktionstage, der „Oberpfälzer Handwerkernachmittag“ mit Vorführungen zahlreicher Handwerker, findet am Sonntag, den 4. September im Rahmen der traditionellen Museumskirchweih statt.  
Die Öffnungszeiten sind im August  freitags, samstags, sonn- und feiertags 14 bis 17 Uhr. Im  September ist samstags, sonn- und feiertags 14 bis 17 Uhr geöffnet. Telefon: (0 99 76) 14 82 oder (0 99 76) 941160 Museumsschänke Salzfriedlhof: (0 99 76) 902020 www.roetz.de/handwerksmuseum/

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